6. November 2023
Das Oligopol der Indexanbieter: Eine Konzentration der Macht in der Finanzbranche

Das Oligopol der Indexanbieter: Eine Konzentration der Macht in der Finanzbranche

Die Finanzbranche ist von einer bemerkenswerten Entwicklung geprägt – dem Aufstieg passiver Investments und dem damit einhergehenden Oligopol der Indexanbieter.

Drei große Unternehmen dominieren den Markt: MSCI, S&P Dow Jones Indices und FTSE Russell. Zusammen haben sie einen Marktanteil von 70 Prozent, während die übrigen Anbieter nur auf einen Anteil von 30 Prozent kommen. Die Beliebtheit passiver Anlagen hat in den letzten Jahren stark zugenommen. Im Gegensatz zu herkömmlichen aktiven Fonds verzichten Indexfonds auf ein aktives Management, das versucht, eine Mehrrendite gegenüber dem entsprechenden Index zu erzielen. Studien zeigen, dass es langfristig nur wenigen aktiv gemanagten Fonds gelingt, ihren Vergleichsindex zu übertreffen.

Der rasante Anstieg des weltweiten Indexvolumens lässt sich daher auf drei zentrale Vorteile zurückführen. Anleger profitieren beim passiven Investieren

  • von geringeren Kosten durch den Verzicht auf ein teures Research- und Analyseteam,
  • einem breiten und einfachen Zugang zu diversifizierten Portfolios und
  • der Möglichkeit, jederzeit zu geringen Spreads in den Markt ein- und auszusteigen.

Die Burggräben der Indexanbieter

Zu den großen Profiteuren dieser Entwicklung zählen die Indexanbieter. Die drei großen Indexanbieter MSCI, S&P Dow Jones Indices und FTSE Russell sind frühzeitig in den Markt eingestiegen und seit vielen Jahren etabliert. Sie haben daher einen großen Vorsprung bei der Entwicklung und Bereitstellung von Indexprodukten. Sie gehörten zu den ersten Unternehmen, die ihre Indizes an ETF-Anbieter lizenzierten und konnten so eine starke Marktposition aufbauen. Durch ihre Erfahrung und Reputation haben sie das Vertrauen vieler Anleger gewonnen, was zu einer hohen Marktdurchdringung und Nachfrage nach ihren Produkten geführt hat.

Ein weiterer Grund für das Oligopol sind Netzwerkeffekte. Je mehr Investoren einen bestimmten Index nutzen, desto attraktiver wird dieser für weitere Investoren. Denn eine größere Investorenbasis führt zu einer höheren Liquidität und besseren Handelsmöglichkeiten. Die großen Indexanbieter verfügen bereits über eine breite Palette von Indizes, die von vielen institutionellen Anlegern und Vermögensverwaltern genutzt werden. Dadurch entsteht ein positiver Kreislauf, da die Popularität ihrer Indizes weiter zunimmt und damit auch ihre Marktmacht. Jeder ETF-Investor hat in der Folge schon einmal vom MSCI World oder dem S&P 500 gehört.

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Darüber hinaus profitieren Indexanbieter von erheblichen Kosten- und Skaleneffekten. Durch das Angebot von Indexprodukten können sie ihre Kosten auf eine große Zahl von Anlegern verteilen. Dadurch können sie niedrigere Gebühren anbieten, was wiederum für Investoren attraktiv ist. Darüber hinaus können sie aufgrund ihrer Größe und Marktposition effizienter arbeiten und von Skaleneffekten profitieren. Sie verfügen über etablierte Infrastrukturen, Datenbanken und Technologien, die es ihnen ermöglichen, neue Indizes und Produkte schneller und kostengünstiger zu entwickeln als potenzielle Wettbewerber.

Die Chancen und Risiken von Themen- und Sektoren-ETFs im Blick

Trotz des beeindruckenden Wachstums gibt es noch erhebliches Potenzial für passives Investieren. Exchange Traded Funds (ETFs) machen nach wie vor nur einen Bruchteil des gesamten globalen Finanzmarktes aus. Je nach Region liegt ihr Anteil zwischen 4,4 % und 12,7 Prozent bei Aktien und zwischen 0,4 und 2,6 Prozent bei festverzinslichen Wertpapieren. Dies deutet darauf hin, dass die Indexanbieter noch Spielraum für weiteres Wachstum haben. Leider gibt es nicht wirklich ein spannendes ETF-Produkt, mit dem man alle Indexanbieter in einem Produkt erwerben kann. Der Invesco S&P World Financials ESG UCITS ETF (WKN: A3D3BC) würde zwar alle Aktien enthalten, allerdings auch viele Banken mit ihren undurchsichtigen Bilanzen.

Das Oligopol der Indexanbieter wirft jedoch auch Fragen hinsichtlich der Marktkonzentration und möglicher Auswirkungen auf den Wettbewerb auf. Die Dominanz weniger großer Unternehmen kann zu einer geringeren Vielfalt und Auswahl für Investoren führen. Es besteht die Gefahr, dass Innovationen und neue Ansätze in der Indexanbieterbranche behindert werden.