17. Juni 2023
Sind Geldmarktfonds eine Alternative zu Tagesgeld?

Sind Geldmarktfonds eine Alternative zu Tagesgeld?

Bankkunden bekommen wieder hohe Tagesgeld-Zinsen – zumindest Neukunden. Sind Geldmarktfonds diesen Angeboten vorzuziehen?

Viele Banken werben wieder mit einem Tagesgeldzins von drei Prozent und mehr. Zum Ärgernis der Anleger sind die Angebote nur für Neukunden oder zeitlich begrenzt. Geldmarktfonds bieten oft eine höhere Rendite. Das verleitet schnell dazu, diese als Alternative zum Tagesgeld zu sehen. Bei genauerer Betrachtung lassen sich deutliche Unterschiede im Risiko erkennen.

Mit Geldmarktfonds sind gute zwei Prozent drin

Die durchschnittliche Rendite einiger Geldmarktfonds, welche ausschließlich in kurzlaufende deutsche Staatsanleihen investieren, lag zuletzt bei über 2,2 Prozent. Einige Geldmarktfonds weisen zum Quartalsende sogar eine durchschnittliche Rendite von über drei Prozent aus. Auf den ersten Blick wirkt die höhere Rendite verlockend. Aufgrund der Kursschwankungen können Anleger aber nicht sicher davon ausgehen, die erwartete Rendite in ihrem Anlagehorizont zu realisieren.

Mehr Rendite bedeutet mehr Risiko

Fonds, die höhere Renditen bieten, müssen hierfür höhere Risiken eingehen. Diese werden von vielen Anlegern unterschätzt. Mitunter beinhalten diese Fonds Unternehmensanleihen, Bankanleihen oder Staatsanleihen mit weniger guter Bonität. Die kurze Restlaufzeit dieser Anleihen bewahrt Investoren nicht vor dem Ausfallrisiko des Emittenten. Sollte es zu einer globalen Bankenkrise mit erhöhten Ausfallraten kommen, wären diese vermeintlich sicheren Geldmarktfonds davor nicht geschützt. Im Kontext der jüngsten Insolvenzen einzelner Banken sollten Anleger sich vor Augen halten, dass Bankanleihen ein höheres Kreditrisiko aufweisen als deutsche Staatsanleihen. Selbst wenn es keine Ausfälle gibt, können die Kurse zwischenzeitlich stärker schwanken.

Tipp: Hier findest du eine Auflistung von Geldmarkt-ETFs.

In der Geschichte finden sich immer wieder prominente Beispiele von Geldmarktfonds, welche dem Anspruch an hohe Sicherheit nicht gerecht wurden. So galt der 64 Milliarden Dollar schwere Reserve Primary Fonds 2008 als besonders sicheres Investment. Nach der Lehman-Pleite kamen Unsicherheiten über den Fonds auf, obwohl der Fonds lediglich 1,5 Prozent seines Vermögens in Wertpapieren der Lehman Brothers hielt. Als am Markt Panik ausbrach, zogen Anleger etwa zwei Drittel des Fondsvolumens ab. Der Fonds war nicht mehr in der Lage, den Rücknahmeanträgen nachzukommen. Der Betrieb wurde eingestellt und der Fonds mit Verlust liquidiert.

Kein Ersatz für Tagesgeld

Geldmarktfonds sind kein Ersatz für Tagesgeld, sondern lediglich eine Ergänzung. Anleger sollten gut überlegen, ob sie das erhöhte Risiko für eine Rendite eingehen, die nach allen Kosten erst in der Nachkommastelle höher liegt. Geldmarktfonds bieten etwas mehr Rendite als ein durchschnittliches Tagesgeldkonto. Anleger sollten sich gut überlegen, ob sie das höhere Risiko eingehen. 

Unser Podcast zum Thema Geldmarktfonds

Dieser Beitrag spiegelt die Einschätzung unseres Gastautors Georgios Passameras wider. Auch wir haben uns Gedanken zu diesem Thema gemacht. Schau dir also gleich unseren Podcast zu Geldmarkt-ETFs an:

Über den Autor: Georgios Passameras

Georgios Passameras ist Portfoliomanager bei der GAP Vermögensverwaltung GmbH in Köln