10. Februar 2024
Die US-Wahlen

US-Wahlen – Risiko für den Grünen Wandel?

Die US-Wahlen stehen vor der Tür. Welchen Einfluss hat dieses Ereignis auf die Energiewende in den Vereinigten Staaten?

Nachhaltige Aktien sahen sich in den vergangenen Jahren einigen Hürden ausgesetzt. Doch weder die Präsidentschaft von Donald Trump in den USA, Lockdowns und Lieferkettenprobleme der Pandemiejahre, fortdauernde Zinsstraffungen, noch geopolitische Konflikte konnten Unternehmen, die den Wandel hin zu einer umweltgerechteren Wirtschaft vorantreiben, aufhalten.

US-Wahlen stehen vor der Tür

In den USA herrschen tiefe politische Kluften, die sich auch nach Bundesstaaten festmachen lassen: Jenen Staaten, in denen sozialliberale Kräfte vorherrschen und die zumeist von Politikern der Demokratischen Parteien regiert werden (blue states) stehen die eher konservativen red states gegenüber, in denen die Republikanische Partei dominiert. Untersuchungen zeigen, dass diese Kluft Investitionen in saubere Energie nicht behindert hat – schon während der von 2016 bis 2020 andauernden Trump-Ära prosperierte der Sektor, nicht zuletzt wegen der hohen Nachfrage am Markt im Zusammenspiel mit einem unaufhaltsamen technologischen Fortschritt.

US-Wahlen: Republikaner setzen auf Windenergie

Heute setzen nicht demokratisch, sondern republikanisch geführte Bundesstaaten laut aktueller Analysen aktiv auf Wind- und Solarenergie, fünf davon sind bei der Windenergieerzeugung in den USA sogar führend. Insgesamt beeindruckende 70 Prozent der US-Windenergie wird in den red states erzeugt. Bei Solarenergie sieht es etwas anders aus, dennoch liegt Texas nach dem demokratisch dominierten Kalifornien an zweiter Stelle bei der Erzeugung von Solarstrom und unter den hier tonangebenden fünf Staaten befinden sich mit Florida und North Carolina ebenfalls republikanisch regierte Bundesstaaten.

Energiesicherheit und Renditen haben Vorrang

Dabei eint beide Parteien wohl weniger ihr Engagement für Klimaschutz sondern vielmehr das gemeinsame Streben nach größtmöglicher Energiesicherheit, das durchaus auch nicht erneuerbare Energien einschließt, die auch künftig positive Auswirkungen auf die lokale Wirtschaft haben werden. Daneben verfügen republikanisch dominierte Staaten aufgrund ihrer geografischen Lage im „Wind Belt“ der USA über reichlich Wind- und Solarressourcen, was nicht nur zur Energiesicherheit beiträgt, sondern auch zu attraktiven Investitionsrenditen führt.

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Für Landbesitzer ist die Verfügungstellung von Land für Wind- oder Solarenergie ein rentables Geschäft, das ihnen ein regelmäßiges Einkommen beschert und ihre landwirtschaftlichen Tätigkeiten nur minimal beeinträchtigt. Die so erzielte Renditestabilität ist insgesamt eine wichtige Triebkraft für die Adoption von Wind- und Solarenergie in republikanisch dominierten Teilen der USA. Dies deutet auf eine Haltung gegenüber der Entwicklung erneuerbarer Energien hin, die pragmatischer ist als zunächst vielleicht angenommen.

Hoher finanzieller Nutzen

Die republikanischen Bundesstaaten können nicht nur mit weniger reglementierten Vorschriften und Baubeschränkungen bei der Realisierung von Grünen Projekten punkten, sondern ziehen offenbar ohne jede ideologische Brille den finanziell attraktiven Nutzen aus Präsident Bidens Inflation Reduction Act. Derzeit sind die von der Republikanischen Partei geführten Bundesstaaten also die größten Nutznießer des von Joe Biden unterzeichneten Klimagesetzes, obwohl kein einziger Republikaner für das Gesetz gestimmt hat.

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Laut Financial Times wurden etwa 80 Prozent der identifizierten Investitionen in saubere Technologien und Halbleiter im ersten Jahr nach dem Inkrafttreten des IRA in republikanisch regierten Bundesstaaten oder in Bundesstaaten mit breiter republikanischer Wählerschaft angekündigt – die meisten davon in South Carolina und Georgia, gefolgt von Michigan und Ohio. Bis zum Ende dieser Dekade könnte das republikanisch initiierte Investitionsvolumen in Solar- Wind- und Speicherprojekte rund 337 Milliarden erreichen, in demokratischen Staaten hingegen etwa 183 Milliarden Dollar.

Beschäftigungswachstum und Potential für die landeseigene Industrie

Der springende Punkt ist, dass das Eintreten für Umweltbelange keine Voraussetzung für die Anerkennung der Bedeutung lokaler Energieinvestitionen ist. Die ungebrochene parteiunabhängige Unterstützung für diese Investitionen beruht in erster Linie auf den wirtschaftlichen Möglichkeiten und dem Potenzial für Beschäftigungswachstum und die Wiederbelebung der amerikanischen Industrie. Demzufolge sehen wir im Zusammenhang mit dem Ausgang der US-Wahl im November ein wahrscheinlich nur minimales Risiko. Die parteiübergreifende Anerkennung der wirtschaftlichen Vorteile von Investitionen in Solar-, Windkraft- und Batteriesysteme untermauert diese Einschätzung.

Über den Autor Rahul Bhushan

Rahul Bhushan, Global Head of Index von ARK Invest Europe