19. September 2023
E-Commerce hat die Talsohle durchschritten – mit welchem ETF Anleger profitieren

So kannst du breit gestreut vom E-Commerce profitieren

Der Online-Handel erlebte während der verschiedenen Lockdowns der Corona-Pandemie seine bisher beste Phase. Anleger können bei E-Commerce mitmischen.

Viele Marktteilnehmer betrachteten das Einkaufen im Internet als eine neue Form der Normalität, die sich auch nach Corona fortsetzen würde. Das Jahr 2022 machte vielen dieser Hoffnungen ein Ende. Steigende Zinsen, hohe Inflation und die Möglichkeit, wieder im lokalen Handel einzukaufen, haben viele Anleger eines Besseren belehrt und die Kurse vieler Unternehmen aus dem Sektor sind stark gefallen.

Nach Angaben des US-Handelsministeriums stagnierte der Online-Anteil an den Einzelhandelsausgaben in Amerika nach einem starken Anstieg zu Beginn des Jahres 2020 mehr oder weniger. Im zweiten Quartal 2023 lag der Anteil bei rund 15 Prozent. Dies entspricht in etwa dem Wert, der erreicht worden wäre, wenn sich der Trend vor der Pandemie ungebrochen fortgesetzt hätte. Auch auf globaler Ebene stagnierte der Wert nach Angaben von Statista im Jahr 2022 bei 19 Prozent. Bis 2027 wird jedoch ein Anstieg auf 23 Prozent erwartet.

Die durchschnittliche jährliche Wachstumsrate der E-Commerce-Umsätze im Einzelhandel soll in diesem Zeitraum bei 11,2 Prozent liegen. Als Haupttreiber werden Schwellenländer wie Indien, Brasilien, Argentinien oder die Türkei gesehen. Der langfristige Trend spricht also weiterhin für die Branche. Und auch kurzfristig gibt es Anzeichen für eine Besserung: Der weltgrößte Online-Händler Amazon meldete für das zweite Quartal dieses Jahres ein Wachstum von 11 Prozent im Vergleich zum Vorjahr, ohne Berücksichtigung seiner Cloud-Computing-Sparte.

Tipp: Schau dir gleich unseren Seite zu E-Commerce an. Danach solltest du auch einen Blick auf die allgemeine Themen-ETF-Seite werfen.

Amazon profitiert natürlich von seinem breiten Produktangebot und seiner starken Marktposition mit einem Marktanteil von über 37 Prozent in den USA. Viele Online-Händler sind deutlich stärker von einzelnen Kategorien wie Bekleidung oder Möbel abhängig, deren Umsätze im Online-Handel seit dem Höhepunkt der Pandemie zurückgegangen sind. Der direkte Kontakt des Kunden mit dem Produkt vor dem Kauf ist in diesen Kategorien nach wie vor von Vorteil. Der Aufschwung im E-Commerce könnte daher sehr selektiv ausfallen, was nicht unbedingt die beste Voraussetzung für ETFs ist.

Mit Logistik und Technologie vom Megatrend profitieren

Der L&G Ecommerce Logistics UCITS ETF (WKN: A2H5GL) konnte jedoch trotz des durchaus schwierigen Umfelds zumindest in der Vergangenheit ein vergleichbares Produkt auf den MSCI World leicht schlagen. Seit Auflegung im Januar 2018 hat der L&G-ETF um 75 Prozent zugelegt, der MSCI World-ETF nur um 67 Prozent.

Allerdings sind vergleichsweise wenige Online-Händler in dem mit 38 Positionen relativ konzentrierten ETF vertreten. Bei den Unternehmen im ETF handelt es sich überwiegend um Technologie- oder Logistikdienstleister. Nur wenige Anleger werden das Thema E-Commerce direkt mit Firmen wie Oracle, SAP oder Kühne + Nagel in Verbindung bringen.

Dennoch profitieren diese Unternehmen indirekt von den wachsenden Umsätzen im E-Commerce und sind nicht in gleichem Maße den Risiken schnell wachsender chinesischer Plattformen wie Temu oder Shein oder den zunehmenden Direktvertriebsbemühungen von Markenherstellern ausgesetzt. Investoren sollten dies vor einer Investition berücksichtigen.

Wertentwicklung spricht nicht für die Fonds von boerse.de

Nicht ganz so gut lief es bisher für den Global X E-Commerce UCITS ETF (WKN: A2QPBX). Der im November 2021 aufgelegte ETF hat in diesem Zeitraum 39 Prozent an Wert verloren, während das Produkt auf den MSCI World mehr oder weniger unverändert notiert.

In dem mit 40 Positionen ebenfalls relativ konzentrierten Portfolio sind die Top-Positionen PDD Holdings, Mercado Libre und Booking Holdings. Namen, die bei Investoren vermutlich eine deutlich stärkere Assoziation mit dem Thema E-Commerce hervorrufen.

Allerdings enthält der ETF auch vergleichsweise viele Unternehmen, die nur in einer Kategorie aktiv sind und nicht profitabel arbeiten. Daher war der ETF deutlich stärker vom Tech-Ausverkauf des letzten Jahres betroffen. Zudem ist das China-Exposure mit 27 Prozent Portfolioanteil vergleichsweise hoch. Für Anleger, die sich dieser Risiken bewusst sind, könnte sich auf dem aktuellen Niveau dennoch eine interessante Einstiegsgelegenheit bieten.