3 Einsteiger ETF-Portfolios im Check

3 Einsteiger-ETF-Portfolios im Check – welches ist das beste?

Aller Anfang ist schwer! Dieser Spruch gilt nicht für ETFs. Denn mit nur wenigen Produkten lässt sich bereits ein gutes Portfolio für Einsteiger einrichten. Doch welches Einsteiger-Portfolio ist das beste?

Bei über 7.000 ETFs fällt es selbst den fähigsten Experten oft schwer, den Überblick zu behalten. Um gerade für Einsteiger den Weg hin zum bequemen Vermögensaufbau zu vereinfachen, werden häufig standardisierte ETF-Portfolios empfohlen, die sich jeder mit 2-3 ETFs zusammenstellen kann.

Haben Sie solch ein Modell schon einmal getestet? Ich selbst bin Befürworter von Einfachheit. Komplexität wird in der Finanzwelt (dank kluger Marketingaktivitäten) missverstanden. Dahinter steckt selten mehr Rendite – sondern oftmals mehr Aufwand, bei gleichem Ertrag. Aus dem Grund empfehle auch ich Anlegern, die ihre Geldanlage mit minimalem Aufwand betreiben wollen zu simplen Einsteiger-ETF-Portfolios. Doch nicht jedes dieser Modelle eignet sich für Sie. Wie gut die beliebtesten Einsteiger-Portfolios wirklich sind, erfahren Sie jetzt.

60/40-Portfolio

Eine Anlagestrategie mit 60 Prozent Aktien und 40 Prozent Anleihen gilt seit den 50er-Jahren als goldene Regel für den Portfoliomix. In Jahren niedriger Zinsen und gestiegener Korrelation zwischen dem Anleihen- und dem Aktienmarkt gerät dieses Modell jedoch immer wieder in Kritik. Zu Unrecht, wie ich finde. Eine 60/40-Allokation bringt zwar im Schnitt eine niedrigere Rendite, das Rendite-Risiko-Profil ist hingegen um Längen attraktiver. In 2020 lag beispielsweise der maximale Verlust bei US-Aktien (S&P 500) um 50 Prozent über dem von US-Anleihen.

Natürlich können Sie von bonitätsstarken Anleihen keine nennenswerte Rendite erwarten – darum geht es auch nicht. Anleihen fungieren vielmehr als Dämpfer, sollte es an den Finanzmärkten zu Turbulenzen kommen. Damit erfüllen sie eine wichtige, psychologische Funktion. Sinkt die Volatilität, so sinkt auch die Wahrscheinlichkeit, dass Einsteiger in Panik Ihre gesamtes Depot leerräumen.

Das 60/40-Portfolio hat demnach noch seine Berechtigung. Mit steigendem Vermögen macht es jedoch Sinn, zusätzlich andere Anlageklassen mit aufzunehmen. Dafür eigenen sich insbesondere Gold, Rohstoffe oder Immobilien. Muss das sein? Auf gar keinen Fall. Wer es unkompliziert mag und einen langfristigen Anlagehorizont mitbringt, kann sein Vermögen auch mit dem 60/40-Modell anlegen.

70/30-Portfolio

Das 70/30-ETF-Portfolio setzt ausschließlich auf Aktien. Aus dem Grund muss an dieser Stelle direkt erwähnt werden, dass sich eher risikofreudige Einsteiger damit beschäftigen sollten. Anstatt das eigene Portfolio mit Einzelaktien zu verkomplizieren, setzt diese Anlagestrategie auf maximale Einfachheit. Ein ETF auf den MSCI-World wird um einen ETF auf den MSCI Emerging Markets ergänzt.

Schwellenländer bleiben auf Wachstumskurs und bieten Anlegern gute Chancen. Aber eignet sich das Portfoliomodell zum langfristigen Vermögensaufbau? Aus meiner Sicht ist es nicht ausreichend, nur auf Aktien zu setzen – trotz der hohen Diversifikation. Gerade um Ihre psychische Belastung in schwierigen Börsenphasen zu reduzieren, sollten Sie sich breiter aufstellen. Das 70/30-Modell könnten Sie z.B. für den Aktienanteil in Ihrem Portfolio einsetzen und zusätzlich in Staatsanleihen investieren.

Verstehen Sie mich an dieser Stelle nicht falsch: Aktien sind und bleiben die effizienteste Anlageklasse. Langfristig hat keine andere Anlageklasse besser performt. Mit dieser Überrendite kommt auch ein entsprechend höheres Risiko. Gerade wenn es ums Geld geht, setzen bei hohen Schwankungen die Emotionen ein und drängen Anleger zu impulsiven Kurzschlussreaktionen, die Sie viel Rendite kosten können.

40-30-30-Portfolio

Auch dieses Portfolio eignet sich aus meiner Sicht nur zur Abbildung des Aktienanteils in Ihrem Depot. Die Idee dahinter liegt darin, den globalen Aktienmarkt nicht über einen, sondern mehrere ETFs abzubilden. Der Weltindex wird Nordamerika, Europa und Schwellenländer aufgesplittet. Grund dafür ist die Übergewichtung der USA im klassischen MSCI-World. Mit mittlerweile über 60 Prozent kritisieren Experten zurecht die hohe Konzentration auf den US-Markt. Das ist vor dem Hintergrund regionaler Klumpenrisiken nachvollziehbar – auch wenn ich darin persönlich (aufgrund der globalen Vernetzung unseres Wirtschaftssystems) keinen Grund zur Sorge sehe.

Wie können Sie in die einzelnen Regionen investieren? In die USA investieren Sie am besten mit einem ETF auf den MSCI North America oder alternativ den FTSE North America. Wenn Sie Kanada ausschließen möchten, wählen sie einfach einen MSCI USA oder S&P 500-ETF. Der europäische Aktienmarkt wird entweder mit einem ETF auf den STOXX Europe 600 oder den MSCI Europe abgedeckt. Abgerundet wird das Ganze mit einem Investment in den MSCI Emerging Markets.

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So meistern Einsteiger den Start an der Börse

Was sind Ihre Anlageziele? Wie gut können Sie mit Volatilität umgehen? Wie viele Geld möchten Sie investieren? Bevor Sie ein Depot eröffnen und anfangen ETFs zu kaufen, sollten Sie diese grundlegenden Fragen klären. Auch wenn es sich bei den oben erwähnten Portfolios um Einsteigermodelle handelt, heißt dies nicht, dass sie sich wirklich für Ihre Ziele eigenen. Jeder Anleger verdient eine individuelle Allokation seines Vermögens.

Je niedriger Ihr Vermögen, desto weniger wichtig ist eine breite Diversifikation. Mit steigendem Vermögen steigt jedoch auch die gefühlte Volatilität und demnach die Notwendigkeit, dass Sie sich stabiler aufstellen. Ich persönlich nutze einen Mix aus dem 70/30-Portfolio und dem 60/40-Portfolio. Mein Aktienanteil liegt im MSCI-World und im MSCI Emerging Markets investiert, während ich zusätzlich in Anleihen aufgrund ihrer Sicherungsfunktion investiere.

 

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