3. Juni 2022
Amazon tut es schon wieder: Aktiensplit als Kursbooster?

Amazon tut es schon wieder: Aktiensplit als Kursbooster?

Dreimal hat Amazon in seiner 25-jährigen Börsengeschichte seine Aktien gesplittet. Am 6. Juni ist es wieder so weit . Oft ist das ein Kursbooster.

Der Online-Händler Amazon führt erneut einen Aktienspilt durch und ist damit nicht allein: Apple hat es bereits getan, Alphabet zieht am 15. Juli nach, und Tesla entscheidet im August über eine weitere Aktienteilung. Mit so einer Teilung ihrer Aktien machen die Unternehmen ihre Aktien „billiger“ – allerdings nur optisch. 

Schon ein Jahr nach seinem Börsendebüt 1997 hat der Online-Händler damals seine Aktie zum ersten Mal geteilt: Am 2. Juni 1998 machte Amazon aus einer Aktie zwei. Genau das bedeutet ein Aktiensplit: Ein Unternehmen teilt seine ausgegebenen Aktien in einem bestimmten Verhältnis. Am Montag, den 6. Juni, ist es wieder so weit: Diesmal wählt Amazon aber ein deutlich größeres Teilungsverhältnis, nämlich 1:20. Die Aktionäre erhalten also für eine Amazon-Aktie im Depot 19 weitere, zum entsprechend günstigeren Kurs. Aus einer Aktie, die derzeit rund 2.452 US-Dollar kostet, werden zwanzig Stück zu rund 122,60 US-Dollar. Der Börsenwert bleibt unverändert.

Amazon: Warum ein Aktiensplit?

Warum also macht Amazon das? Versetzen wir uns zurück ins Jahr 1997. Damals startete Amazon mit 18 US-Dollar an der Börse. Wohl dem, der dabei war und bis heute durchgehalten hat. Seit damals hat die Aktie nämlich 124.297 Prozent an Wert gewonnen. Und das ist zugleich das Problem: Aktien von Unternehmen, die über Jahre erfolgreich sind, steigen entsprechend. Dann sind sie optisch so teuer, dass vor allem Kleinanleger sie nicht mehr kaufen können. Das markanteste Beispiel für eine solch unerschwingliche Aktie eines erfolgreichen Unternehmens ist Berkshire Hathaway, die Beteiligungsgesellschaft von Warren Buffett. Die so genannte A-Aktie ist mit 469.042 US-Dollar optisch die teuerste der Welt.

Dennoch soll Warren Buffett gegen einen Split sein. Er wolle die Einstiegshürde hoch halten, damit die Aktie vor allem langfristige Investoren anziehe. Die B-Aktie beträgt ein 1.500stel der A-Aktie und wurde eingeführt, damit sich eben auch Kleinanleger an Berkshire Hathaway beteiligen können. Hier gab es auch schon einen Aktiensplit. Das war 2010 im Verhältnis 1:50.

Zurück zu Amazon: Kostet die Aktie nur noch 5 Prozent vom bisherigen Preis -denn Amazon wird ja im Verhältnis 1:20 geteilt-, ist ein Investment schon realistischer. Außerdem ist eine optisch teure Aktie ein Klumpenrisiko im Depot, gerade bei Kleinanlegern.

Gut für die Anleger – gut für’s Unternehmen?

Amazon hat zugleich mit dem neuen Aktiensplit die Chance, in den Dow Jones aufgenommen zu werden. Der Index ist preisgewichtet. Das heißt, seine Berechnung fußt ausschließlich auf den Aktienkursen. Diese Berechnungsmethode bedeutet, dass Amazon bis dato nie für eine Aufnahme den Index berücksichtigt werden konnte: Die Aktie allein hätte einfach zu viel Gewicht im Index, und ihre Kursschwankungen würden den Index überdurchschnittlich beeinflussen. Anders hingegen Apple: Der iPhone-Hersteller hat den Sprung in den Dow nach seinem vierten Aktiensplit 2015 geschafft. Gelingt das auch Amazon, müssten Fonds und ETFs, die den Index abbilden, Amazon-Aktien kaufen. Das könnte den Kurs treiben.

Kursbooster ohne Garantie: Wie der Kurs bei einem Aktiensplit reagiert

Schon vor einem Aktiensplit ziehen die Kurse der Unternehmen meist an. Die Amazon-Aktie stieg denn auch um 7 Prozent, als das Unternehmen Anfang März seinen nächsten Split bekannt gab. Allerdings hatte Amazon noch eine zweite, Maßnahme angekündigt: Ein Aktienrückkauf-Programm. Üblicherweise ebenfalls ein Kurs-Booster, weil das Angebot an Aktien weniger wird.

Tatsächlich konnte aber die Bank of America in einer Studie nachweisen, dass Aktienteilungen durchaus Kursgewinne mit sich bringen können: In den zwölf Monaten nach der Ankündigung steigen die Aktien im S&P 500 im Schnitt um 25,4 Prozent. Die Untersuchung basiert auf Daten seit 1980. Nun ist aber die Kursentwicklung der Vergangenheit kein Garant für die Zukunft. Außerdem reicht ein Aktiensplit als alleiniger Anlagegrund nicht aus – zumal die betroffenen Aktien in der Vergangenheit schon stark gestiegen sind – sonst gäbe es keinen Aktiensplit.

Die Amazon-Aktie konnte denn auch nur kurzzeitig von diesen Nachrichten profitieren. Seit der Ankündigung des Splits im März hat sie rund 15 Prozent an Wert verloren. Weil zu viele Risiken auf den Märkten lasten: Vor allem die Zinswende der US-Notenbank FED macht Anlegern Sorgen: Sorgen vor einer Rezession. Und die konjunktur- wie zinssensiblen Technologie-Aktien haben besonders stark darauf reagiert. Allerdings hat Amazon an den vergangenen fünf Handelstagen um 15 Prozent zugelegt.

Aktie, Hebelprodukt, Zertifikat – Was musst du tun bei einem Aktiensplit?

Als Aktionär hast du bereits eine Ankündigung zum Aktiensplit erhalten, denn mindestens zehn Tage vorab muss ein Unternehmen einen solchen Schritt der Börsenaufsicht melden. Stichtag für dich als Aktionär ist der 3. Juni. Bis zu dessen Schlussglocke musst du die Aktie im Depot halten, um am Split teilzunehmen. Der splitbereinigte Handel beginnt am 6. Juni. Der Split ist dann automatisch umgesetzt, der Chart entsprechend angepasst und du hast 19 weitere Amazon-Aktien im Depot.

Tipp: Nutze den extraETF Finanzmanager jetzt auch in der extraETF App und behalte dein Portfolio jederzeit im Blick. Erhältlich für Android und iOS!

Falls deine Depotbank das nicht gleich umsetzt, hast du eventuell für ein oder zwei Tage hohe Verluste im Depot. Aber keine Sorge: Sobald die Anpassung „ex split“ist, ist die Position wieder richtig verbucht.

Für ETF-Anleger ändert sich nichts. Wäre Amazon allerdings bereits Mitglied im preisgewichteten Dow Jones, würde sich dann die Gewichtung verringern. Kursschwankungen von Amazon hätten dann weniger Auswirkungen. Aber noch ist Amazon kein Mitglied im Dow.

Bei Hebelprodukten werden Basispreis und Bezugsverhältnis im Verhältnis des Splits angepasst. Bei einem Split 1:20 beträgt der Basispreis eines Hebelprodukts auf Amazon dann noch fünf Prozent, das Bezugsverhältnis das Zwanzigfache. Bei Anlageprodukten verfahren die Emittenten ähnlich: Die Caps bei Discount-Zertifikaten werden durch 20 geteilt, ebenso die Barrieren bei Bonus-Zertifikaten. Die Bezugsverhältnisse werden um den Faktor 20 erhöht.

Dividenden verteilen sich einfach auf die neue Anzahl von Aktien: Beim Aktiensplit von Amazon 1:20 verteilen sich die Dividenden dann auf die 20 neuen Aktien.

Tipp: Wenn du in eine Aktie investieren möchtest, die optisch teuer ist und ein Aktiensplit nicht in Sicht ist, kannst du sie über einen Sparplan erwerben: Die meisten Aktien sind sparplanfähig. Sparpläne auf Einzelaktien kosten allerdings meistens höhere Gebühren als ETF-Sparpläne.