3. Oktober 2020
Billig-Broker im Qualitäts-Check

Kunden kriegen beim Billig-Broker schlechtere Börsenkurse. Stimmt das wirklich?

Ist die Orderausführung bei einem Billig-Broker wirklich schlechter als bei den klassischen Direktbanken? Das Vorurteil hört man immer wieder. Wir haben das nachgeprüft!

Die Kosten für die Ausführung einer Wertpapierorder sind im Sinkflug. Neue Direktbanken, sogenannte Low- Cost-Broker (auch gern Billig-Broker genannt) nutzen neueste Technologien, um die Abwicklungskosten auf ein Minimum zu reduzieren. Die Folge: Die erzielten Kostenvorteile werden dann an die Kunden der Banken in Form von niedrigen bzw. oft sogar kostenfreien Ausführungsgebühren weitergegeben. Zusätzliche Kostenersparnisse werden beispielsweise auch dadurch generiert, dass das Produktangebot der Banken auf das Wesentliche reduziert wird.

So werden bei den Anbietern Scalable Capital * oder Trade Republic * nur ausgewählte Börsenplätze wie Gettex oder Lang & Schwarz Exchange angeboten. Kunden dieser Anbieter sind also darauf angewiesen, dass die Kurs- und Ausführungsqualität mit anderen Börsenplätzen wie beispielsweise Xetra, dem liquidesten Handelsplatz in Deutschland, mithalten kann.

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Kritiker warnen vor Low-Cost-Brokern

Damit Billig-Broker günstige Konditionen anbieten können, sind sie auf Rückvergütungen der Börsenplätze oder der dahinterstehenden Handelspartner angewiesen. Diese sind bereit, für die exklusive Weiterleitung des „Orderflows“ der Kunden eine Rückvergütung an den Low-Cost-Broker zu bezahlen.

Genau dieser Sachverhalt wird den Low-Cost- Brokern von Kritikern vorgeworfen. Das Vorurteil: Der Kunde sei abhängig vom angeschlossenen Börsenplatz und habe keine Möglichkeit, beim Handel auf weitere Börsenplätze auszuweichen. Der Makler würde diesen Sachverhalt ausnutzen und versuchen, durch einen schlechteren Ausführungskurs seinen Gewinn zu maximieren, auch um den zuführenden Brokern eine möglichst hohe Rückvergütung zu zahlen. Aber stimmt das überhaupt?

Analyse widerlegt Theorie zu Low-Cost-Brokern

Unsere Redaktion hat sich dieser Kritikpunkte angenommen und analysiert, welche Kurse zu annähernd gleichen Zeitpunkten auf den unterschiedlichen Börsenplätzen gestellt werden. Dazu wurden exemplarisch die Kurse von vier derzeit beliebten ETFs ausführlich analysiert. In der Tabelle unten haben wir das Ergebnis eines ETFs für Sie herausgegriffen. Wichtiger Hinweis: Dasselbe Ergebnis kam auch bei den anderen drei ETFs heraus.

HandelsplatzKurs (Geld)UhrzeitKurs (Brief)UhrzeitKauf 65 StückKauf 130 StückVerkauf 65 StückVerkauf 130 Stück
Xetra79,010 €14:30:5879,070 €14:30:585.140 €10.279 €5.136 €10.271 €
Gettex72,020 €14:30:0179,070 €14:30:015.140 €10.279 €5.136 €10.273 €
Lang & Schwarz Exchange79,020 €14:31:0179,070 €14:31:015.140 €10.279 €5.136 €10.273 €
Baader Bank79,010 €14:30:5979,070 €14:30:595.140 €10.279 €5.136 €10.271 €
Quelle: extraETF Research

Aus der Tabelle können die verschiedenen Preisstellungen entnommen werden. Verglichen wurden dabei die Börsenpätze Xetra, Gettex, Lang & Schwarz Exchange und Baader Bank. Die Analyse zeigt, dass es keinen nennenswerten Preisunterschied auf den jeweiligen Börsenplätzen gibt.

In einigen Fällen wäre der Handel an den Börsenplätzen der Low-Cost-Broker sogar besser gewesen. Auch in puncto Liquidität gibt es für die Ordergrößen von Privatanlegern keine Nachteile. Die Abweichungen der Orderbeispiele liegen bei ein bis zwei Euro – sind also zu vernachlässigen. Das Argument, dass Low-Cost-Broker ihre Kunden durch schlechtere Ausführungskosten benachteiligen, kann also widerlegt werden.

Einen größeren Unterschied stellen die regulären Ausführungsgebühren der Direktbanken dar. So kostet eine Order von 5.000 Euro bei der Comdirect * über den Handelsplatz Xetra rund 19,90 Euro (Orderkosten plus Xetra-Entgelt). Eine identische Order bei Trade Republic über den Börsenplatz Lang & Schwarz Exchange kostet hingegen nur einen Euro. Anleger sind bei Low-Cost-Brokern also in puncto Kosten und Ausführungsqualität auf der sicheren Seite. Dennoch sollten sie vor Ordererteilung immer den Ausführungskurs prüfen. Dann haben Sie Gewissheit.

Fazit: Wechsel zu Billig-Broker lohnt sich

Unsere Analyse zeigt, dass Anleger bei Low-Cost-Brokern keine höheren Ausführungspreise für den ETF-Kauf zahlen wie beispielsweise auf dem elektronischen Handelssystem Xetra. Die größten Unterschiede stellen nach wie vor die Ordergebühren der jeweiligen Bank dar. Und genau hier sparen Anleger bei Low-Cost-Brokern deutlich. Der Sparvorteil der Billig-Broker wird nicht durch hohe Ausführungskurse reduziert. Ein Wechsel zu Low-Cost-Brokern lohnt sich also auf alle Fälle.

Tipp: In unserem umfangreichen Wissensbeitrag „Low-Cost-Broker | Günstiger Wertpapierhandel“ finden Sie weiterführende Hinweise und Informationen zum Thema.