13. März 2017
Bitcoin-ETF: Warum die Genehmigung nicht erteilt wurde

Bitcoin-ETF: Warum die Genehmigung nicht erteilt wurde

Die US-Börsenaufsicht „Securities and Exchange Commission“ (SEC) hat am Samstag den 11. März, nach dem US Börsenschluss, entschieden den Winklevoss-Bitcoin-ETF nicht zuzulassen und damit dem Antrag der beiden Brüder Cameron und Tyler Winklevoss nicht stattgegeben. In der offiziellen Begründung der SEC heißt es: „(…) die Kommission ist nicht zu der Überzeugung gelangt, dass die vorgeschlagene Änderung der Regulierung, (…), im Einklang mit den Anforderungen des Exchange Acts und den dort geltenden Gesetzen und Regulierungen, insbesondere mit der Section 6(b)(5) des Exchange Act steht.“

Darüber hinaus hieß es in der Begründung der SEC, „Die Kommission stellt fest, dass Bitcoin sich in einem relativ frühen Entwicklungsstadium befinden, im Laufe der Zeit könnten aber regulierte Bitcoin-Märkte von bedeutender Größe entstehen. Falls solche Märkte entstehen sollten, dann könnte die Kommission erneut prüfen ob ein Bitcoin-ETP, basierend auf den Fakten und Umständen die dann vorliegen, mit den Anforderungen des Exchange Acts übereinstimmen.“

Mehr Informationen dazu finden die in der SEC-Pressemitteilung. Zur Vorgeschichte des Bitcoin-ETFs gelangen Sie hier.

Die Entscheidung der SEC ließ den Bitcoin Kurs zunächst stark einbrechen, der Kurs erholte sich kurz darauf wieder und pendelte sich dann etwa sieben Prozent tiefer ein. Verpassen Sie keine Neuigkeiten mehr mit unserem ETF-Newsletter!

Wie sollte der Bitcoin-ETF funktionieren?

Wenn Sie bis jetzt gedacht haben, dass der ETF einfach Bitcoin kauft dann geht es Ihnen wahrscheinlich wie den meisten Interessenten. Die Struktur des Bitcoin-ETF ist leider etwas komplizierter.

Die Bitcoins werden über einen Trust gekauft und verwaltet. Verwaltet würde dieser Trust wiederum durch die Gemini Trust Company LLC, beheimatet in New York. Diese Gemini Trust ist eine Tochterfirma der Digital Asset Services LLC, die zugleich der „Sponsor“ des Trustes ist.

Der eben erwähnte Trust gibt dann Anteile in Form von Aktien aus, immer in 100.000er Blöcken, und nur an qualifizierte und autorisierte Investoren. Da dieser Trust Bitcoins hält, verhalten sich die Aktien dieses Trustes, ähnlich dem des Bitcoin-Preises. Als Referenzpreis gilt dabei aber der Preis des Gemini Exchange, welche sich im Besitz der Gemini Trust Company befindet.

Der Wert des Trustes, und damit auch der der Aktien, auf die sich der Bitcoin-ETF beziehen würde, wird dann an jedem Geschäftstag berechnet, basierend auf einer Auktion, an der alle Gemini Exchange Kunden teilnehmen können. Der aktuelle Wert wird dann alle 15 Sekunden vom Sponsor berechnet und veröffentlicht.

Warum wurde der Bitcoin-ETF nicht zugelassen?

Die Hauptgründe sind wie in der Begründung erläutert der Umstand, dass Bitcoins ein sehr junges Phänomen und darüber hinaus auch noch zu wenig reguliert sind. Die veröffentlichte Begründung der SEC zeigt aber auch andere Ursachen wie z. B.:

  1. Das Bitcoin-System ist von offizieller Seite vollkommen unreguliert, und genau das wollen die Nutzer auch. Das macht für viele den Reiz den dieser Kryptowährung aus. Damit kann die SEC, als Regulierung- und Aufsichtsbehörde eigentlich nicht viel anfangen und würde sogar Kompetenzen abgeben.
  2. Der Handel selber findet faktisch in einem regulatorischen Vakuum statt, in dem es für Aufsichtsbehörden unmöglich ist einzugreifen oder betrügerisches Verhalten überhaupt aufzudecken.
  3. Damit die SEC ein neues Produkt genehmigt muss ein sog. „surveillance sharing agreement“ vorliegen. Dieses dient vornehmlich dazu Informationen auszutauschen, um mögliche Manipulationen aufdecken zu können. Bei Bitcoins macht das in der Realität keinen Sinn, viele Nutzer schätzen die unregulierte und anonyme Atmosphäre der Kryptowährung und da das Bitcoin-System vollkommen dezentralisiert ist, gibt es auch keine Institution die dieses Abkommen unterzeichnen könnte.
  4. US-Bitcoinhandelsplattformen haben in der Realität einen zu kleinen Marktanteil am globalen Bitcoin-Handel. Die größten Volumina verzeichnen vor allem chinesische Börsen. Der Preis wird aber global festgelegt. Das heißt die SEC hätte ein Produkt zugelassen müssen, das auf einem Gut basiert, dass maßgeblich in anderen Nationen gehandelt wird und wo sie keinen Einfluss hat. Das aber Auswirkungen auf amerikanische Bitcoins hat. Für eine amerikanische Behörde undenkbar.
  5. Die Winklevoss Bitcoin-Plattform Gemini, über die der ETF gehandelt worden wäre, verfügt nur über einen Marktanteil von ca. 3% global und ist selbst in den USA nicht der größte Anbieter. Das hat sich ebenfalls nachteilig ausgewirkt.
  6. Es ist allgemein bekannt, dass mehrere chinesische Bitcoin-Börsen, über die ein Großteil des Welthandels stattfindet, auch aktiv „Bitcoin-Mining“ betreiben. Ein starker Interessenkonflikt, und für die SEC nicht tolerierbar.
  7. Für viele Nutzer oder Interessierte ist Bitcoin und vor allem die Funktionalität ein Buch mit sieben Siegeln. Das führt in der Realität dazu, dass eine sehr kleine Gruppe von Nutzern, das System beherrscht und massiv beeinflussen kann. Darüber hinaus ist der Bitcoin-Besitz sehr stark konzentriert. Schätzungen zu folge halten deutlich weniger als 1.000 Nutzer über 50 Prozent der globalen Bitcoin Bestände.
  8. Die Bitcoin-Märkte sind zum jetzigen Zeitpunkt noch vollkommen ineffizient und illiquide. Der Preis wird allein durch Angebot und Nachfrage bestimmt, d. h. Geldpolitik und Fiskalpolitik spielen keine Rolle. Weil der Markt sehr geringe Handelsvolumina verzeichnet, können selbst relativ geringe Ordervolumina, den Preis der Bitcoins stark beeinflussen.

In der Begründung der SEC wird es nicht explizit aufgeführt aber es gibt einige Gründe für die Ablehnung der Zulassung die am grundsätzlichen Konstrukt des Bitcoin-Systems liegen. Dazu zählen u. a.:

  1. Bitcoins sind kein Handelsgut im herkömmlichen Sinne, keine normale Währung. Bitcoins sind ein System. Infolgedessen können Sie auch keine Bitcoins „halten“ sondern nur eine digitale Kopie von etwas das ein Bitcoin ist.
  2. Das System basiert auf der Blockchain, bei der aber niemand weiß wie lange diese existieren wird, und was passiert, wenn diese gehackt, angegriffen oder verschwinden wird.
  3. Die Sicherheit der Bitcoins und der Blockchain basiert auf Verschlüsselung. Wie z. B. dem Umstand das es durch kryptografische Mechanismen deutlich aufwändiger ist einen Bitcoin zu kopieren als diese zu „Minen“. Aber auch das Minen der Bitcoins basiert auf dem Lösen einer kryptografischen Aufgabe, die mit der Zeit immer aufwendiger zu lösen ist und damit weniger Einheiten der Kryptowährung entstehen. Zwar ist das noch sprichwörtlich „Zukunftsmusik“ aber Quanten-Computer, deren Rechenleistung die der Heute leistungsfähigsten Super Computer um ein vielfaches übertreffen würden, könnten diese Grundprinzipien des Bitcoin-Systems ebenso aushebeln wie eine mögliche Lösung des P-NP-Problems. Das P-NP-Problem gilt als eines der wichtigsten ungelösten Probleme der Informatik und Kryptologie. Es wurde vom Clay Mathematics Institute in Cambridge, Massachusetts in die Liste der Millennium-Probleme aufgenommen. Grundsätzlich basieren die meisten Verschlüsselungen auf Primzahlen. Falls eine Verbindung zwischen Primzahlen nachgewiesen werden könnte, hätte das erhebliche Nachteile für alle Arten von Verschlüsselung inklusive Bitcoins. Das ganze System wäre dadurch bedroht, dass ein NP-Algorithmus ein beliebiges asymmetrisches Kryptosystem brechen kann, indem er den geheimen Schlüssel einfach „errät“, weil es die Verbindungen zwischen den verwendeten Primzahlen kennt. Weder Quanten-Computer noch eine Lösung des P-NP-Problems werden in absehbarer Zeit existieren, aber beides könnte das Bitcoin-System faktisch irrelevant machen.

Fazit:

Die Gründe warum die SEC den ersten Bitcoin-ETF nicht genehmigt hat sind vielfältig. In der Begründung wird aber auch betont, dass diese Entscheidung nicht in endgültig ist. Wenn sich der Bitcoin-Markt im Laufe der Zeit reguliert und größer werden sollte, könnte die SEC sich diesem Thema noch einmal annehmen. Es gibt andererseits aber viele grundsätzliche Eigenschaften von Bitcoins, die für die SEC niemals tolerierbar sein werden und die es sehr unwahrscheinlich machen, dass es jemals ein einen Bitcoin-ETF oder ein anderes derivatives Finanzprodukt auf Bitcoins geben wird.

Lesen Sie passend dazu unseren vorherigen Beitrag zum Thema Bitcoins: „Bitcoin: Tag der Entscheidung für die Kryptowährung„.