20. Juni 2022
Drahtseilakt Zinspolitik: Hält der Rentenmarkt eine Rezession für wahrscheinlicher als der Aktienmarkt?

Börsencrash, drohende Rezession: Das solltest du als Anleger jetzt tun

2022 ist kein gutes Jahr für die Börse. Die Kurse schwanken stark und befinden sich insgesamt im Abwärtstrend. Vor allem junge Anlegerinnen und Anleger sind verunsichert. Wie sollen sie sich verhalten?

Die Wirtschaftsnachrichten der letzten Wochen waren geprägt von Hiobsbotschaften. Der Kryptomarkt ist massiv eingebrochen, die Inflation ist dies- und jenseits des großen Teichs gestiegen wie seit Jahrzehnten nicht, in den USA hat sich im Mai gezeigt, dass die vorsichtigen Zinserhöhungen der FED daran nichts ändern konnten. Auch in der Eurozone lag die Inflation im Mai 2022 bei 8,1 Prozent. Dazu kam die viel zu späte Ankündigung der EZB, die Zinsen zu erhöhen. Eine hohe Inflation und eine schwächelnde Konjunktur – diese Aussicht gibt Grund zur Sorge. Und über steigende Energiepreise sorgen wir uns seit Monaten.

Börse reagiert auf unruhige Lage

Die Finanzmärkte reagieren dieses Jahr entsprechend und Anlegerinnen und Anleger mussten schon herbe Verluste hinnehmen. Vor allem jene, die noch nicht lange dabei sind, mussten sich schnell an den Anblick roter Zahlen im Depot gewöhnen. Die Wall Street befindet sich im Bärenmarkt – alle wichtigen US-Indizes notieren seit letzter Woche mehr als 20 Prozent unter ihrem Hoch. Vor allem Tech- und Wachstumswerte verloren zum Teil im zweistelligen Bereich und derzeit sieht es nicht unbedingt nach einer baldigen Erholung aus.

Selbst Profis sind angesichts der Lage nervös – so hat etwa Finanzriese Blackrock vergangene Woche in einer Notiz bekannt gegeben, derzeit keine Aktien nachkaufen zu wollen. „Die Bewertungen haben sich nicht wirklich verbessert, die Fed könnte den Bogen überspannen, und der Druck auf die Gewinnmargen steigt“, so die Experten des amerikanischen Vermögensverwalters. Wenn also selbst bei Börsenprofis Anspannung herrscht, wenig verwunderlich, dass auch Privatanleger verunsichert sind und sich fragen, wie sie derzeit handeln sollen.

Durchatmen und ruhig bleiben

Gern würde ich an dieser Stelle den ultimativen Geheimtipp geben und dir versichern, dass es schon in wenigen Wochen wieder bergauf geht mit dem Aktienmarkt und deinen Investments. Das wäre aber höchst unseriös, denn ich weiß es nicht. Niemand kann vorhersagen, wie sich die Lage tatsächlich entwickelt und was das für die Börse bedeutet. Dennoch möchte ich an dieser Stelle daran erinnern, was wir unseren Leserinnen und Lesern oft mit auf den Weg geben: Wer langfristig investiert ist, muss auch jetzt keine Angst davor haben, einen Totalverlust zu erleben.

Was gerade passiert, ist sehr beunruhigend. Es ist jedoch nicht die erste Finanzkrise. Und bislang hat noch keine der Börse so nachhaltig geschadet, dass es nicht wieder bergauf gegangen wäre. Wer also einen langen Anlagehorizont von zehn oder mehr Jahren hat, kann auch in dieser Krise ruhig bleiben.

Tipp: Mit unserem Risikorechner kannst du anhand von zehn Fragen die optimale Aktienquote für dein Portfolio ermitteln.

Nicht aus Angst verkaufen

Wenn du jetzt aus lauter Angst vor noch größeren Verlusten verkaufst, dann hast du den größten Fehler gemacht, den du machen kannst: Denn Verluste realisierst du immer erst in dem Moment, in dem du verkaufst. Erfahrene Investoren nutzen Krisen oft sogar für das Gegenteil: Sie sehen die Krise als Gelegenheit zum günstigen Einkauf. Nervösen Einsteigern würde ich das nicht empfehlen – sondern auf Ignoranz setzen: Checke nicht täglich dein Depot und vertraue darauf, dass die Krise nicht die nächsten 10 Jahre andauert. 

 Denke auch immer daran, dass ein Notgroschen wichtig ist: Diesen solltest du auf dem Tagesgeldkonto hinterlegt haben und nicht in Aktien oder ETFs investieren.