15. September 2022
Boombranche Biotech: Zu Unrecht abgestraft?

Boombranche Biotech: Zu Unrecht abgestraft?

Der Gesundheitssektor gehört zu den globalen Wachstumssegmenten. Grund dafür sind steigende Bevölkerungszahlen, neue Krankheiten und innovative Technologien.  Die Biotechnologie ist Wachstumstreiber. Anleger können am Biotech-Boom teilhaben.

Die Aktien der Biotech-Unternehmen wurden im ersten Halbjahr 2022 im Gleichschritt mit dem restlichen Markt abgestraft. Der Nasdaq Biotech Index fiel um etwa 28 Prozent. Seitdem hat er sich leicht erholt. Dennoch liegt der Index rund 22 Prozent im Minus. Die führt zu der paradoxen Situation, dass Biotechnologie-Aktien selten günstiger bewertet waren.

Amgen (WKN: 867900) wird als einer der größten Werte des Sektors aktuell mit einem KGV von 22 bewertet. Moderna (WKN: A2N9D9), ein führendes Unternehmen bei der mRNA Technologie, ist mit einem KGV von fünf bewertet. Gleichzeitig ist die fundamentale Situation der Unternehmen besser denn je. Deutlich wird das an der Finanzkraft. Immer mehr kleinere Firmen haben genug liquide Mittel zur Verfügung, um ihre klinischen Studien bis zur Marktreife in Eigenregie zu entwickeln. Unternehmen wie BioNTech (WKN: A2PSR2), die durch ihre Corona-Impfstoffe über große Gewinne verfügen, sind in der Lage, Dividende zu zahlen und Aktien zurückzukaufen.

Aussichtsreiche Entwicklungsfaktoren

Daneben gibt es drei wesentliche Faktoren, die für eine aussichtsreiche Entwicklung sorgen:

  1. Die Produktpipelines sind prall gefüllt. Eine Vielzahl von Studienergebnissen und Produkteinführungen steht noch in diesem Jahr an. So etwa bei Moderna (mRNA-Technologie), Agios (Zelltherapie, WKN: A1W2RM) und Argenx (antikörperbasierte Therapien, WKN: A11602).
  2. Die attraktive Bewertung macht Übernahmen zunehmend wahrscheinlicher. Dabei ist von Bedeutung, dass der Druck auf die Pharmakonzerne steigt, neue Wachstumstreiber zu generieren. Sonst laufen sie Gefahr, Umsatzeinbußen hinnehmen zu müssen, wenn Blockbuster-Produkte ihren Lizenzschutz verlieren. Dass dieser Faktor bedeutender wird, zeigt die Übernahme von Biohaven (WKN: A2DQ7W) durch Pfizer (WKN: 852009), die im Juli angekündigt wurde und mit einen Aufschlag von rund 80 Prozent auf den Börsenkurs verbunden war.
  3. In der aktuellen, von Unsicherheit geprägten Welt mit großen Inflationsgefahren, Rezessionsängsten und geopolitischen Wirrungen ist die defensive und trotzdem wachstumsträchtige Biotechnologie ein Fels in der Brandung. Das zeigt sich unter anderem an der im Vergleich zu vielen Technologiekonzernen geringeren Volatilität. Dass dieser Fakt zwischenzeitlich von den Marktteilnehmern vergessen wurde, bestärkt die Attraktivität der Branche.

Biotech-ETF fürs Depot

Wie können Anlegerinnen und Anleger nun von der zukünftigen Entwicklung profitieren? Eine Möglichkeit ist der Kauf eines ETFs auf den Nasdaq Biotech-Index. iShares als größter Anbieter bietet einen solchen ETF an, den iShares Nasdaq US Biotechnology UCITS ETF (WKN: A2DWAW). Als Alternative bietet sich ein Engagement in der BB Biotech Aktie (WKN: A0NFN3) an.

Die Gesellschaft, eher ein Investmentfonds, investiert gezielt in globale Biotechnologie-Titel und weist einen hervorragenden Track Rekord auf. Gleichzeitig zahlt sie eine Dividende von rund fünf Prozent auf den aktuellen Kurs. Es ist zu erwarten, dass beide Instrumente dem Anleger auf längere Sicht große Freude machen werden.

Über den Autor: Uwe Wiesner

Uwe Wiesner ist Vermögensverwalter bei der Hansen & Heinrich Aktiengesellschaft in Berlin