27. Juli 2015
China-Artikel1

China birgt Chancen

Die Welt hat eine weitere Zentralbank, die auf eine Politik des billigen Geldes setzt. Gerade hat die chinesische Notenbank die Zinsen erneut gesenkt – zum vierten Mal seit November 2014!

Damit will sie die Konjunktur der zweitgrößten Volkswirtschaft der Welt wieder in Fahrt bringen und die Anlagegelder aus dem überhitzten Immobiliensektor in Aktien umleiten. Doch die Stimmung in der seit mehr als einem Jahr währenden Börsenhausse wird nervöser.

Die neuerliche Leitzinssenkung auf jetzt noch 4,85 Prozent soll vor allem den Konsum ankurbeln. Bereits Ende 2012 hatte die neue chinesische Führung die Strategie geändert, die zuvor mehr auf Wachstum durch Investitionen gesetzt hatte. Obwohl auch die Löhne gestiegen sind, blieb der ganz große Erfolg bisher aus. Den Konsumenten verhagelt die Stimmung, dass die Preise für Häuser und Wohnungen sinken. Die Baubranche leidet unter Überkapazitäten und hoher

gottfriedurban  

Gottfried Urban

Bayerische Vermögen AG

 

Verschuldung, ebenso viele Staatsbetriebe und Banken.

Wie die Versorgung der Märkte mit billiger Liquidität helfen kann, haben die USA Anfang der 2000er Jahre gezeigt, nachdem die Internetblase geplatzt war. Allerdings führten die günstigen Kreditzinsen zur späteren Hauspreisblase in Nordamerika.

Die chinesische Führung versucht nun offenbar, den enttäuschten Immobilien-Anlegern die Börse schmackhaft zu machen. Geringere Anlagezinsen und positive Kommentare der Regierung haben die Aktienhausse entfacht. Viele Konzerne haben aber inzwischen das hohe Kursniveau genutzt, über die Ausgabe neuer Aktien das Eigenkapital zu stärken und Kredite abzulösen.

Die jüngste heftige Kurskorrektur an den chinesischen Börsen muss allerdings als Signal gewertet werden, dass diese Entwicklung keine Einbahnstraße ist und jeder liquiditätsgetriebenen Hausse meist ein kräftiger Kater folgt.

Trotzdem sollten es die Chinesen schaffen, die Luft kontrolliert aus der Kredit- und Immobilienblase zu lassen. Über das Währungsdumping versucht China seit Jahren Wettbewerbsvorteile zu erzielen. Eigentlich ist der Renminbi Yuan eine der unterbewertetsten Währungen der Welt. Diese Politik wird von den Handelspartnern nicht gerne gesehen. Langfristig wird es zu Anpassungen kommen müssen.

Diese Internationalisierung und Liberalisierung des chinesischen Währungshandels gelten als die bedeutendsten Veränderungen der Kapitalmärkte unserer Zeit. Eine weitere Aufwertung des Renminbis mit einem jährlichen Wertzuwachs von ein bis zwei Prozent gegen den Dollar ist meiner Meinung nach programmiert. Dafür spricht nicht nur Chinas anhaltender Exportüberschuss, sondern auch die Internationalisierung des Renminbis, der sich schon anschickt, den japanischen Yen in der Bedeutung und im Handelsvolumen zu überholen.

Es könnte also sinnvoll sein, im Rentenbereich außerhalb der Eurowährung einen kleinen Anteil des Vermögens in einen Rentenfonds zu investieren, der von der Aufwertung der chinesischen Währung zum US-Dollar oder zum Euro profitiert.