22. Januar 2020

China: Das neue Jahr der Ratte bringt eine weitere Öffnung des Marktes

Am 25. Januar 2020 begehen Chinesen in aller Welt ihr traditionelles Neujahrsfest. Verabschiedet wird das alte „Jahr des Schweins“, begrüßt wird hingegen das neue „Jahr der Ratte“. Der Brauch in China, das neue Jahr mit mehrtägigen Feierlichkeiten willkommen zu heißen, soll Glück und Wohlstand sicherstellen.

Zumindest in wirtschaftlicher Hinsicht waren die Götter dem Land in den vergangenen Jahren gnädig gestimmt. „Der Handelskonflikt mit den USA hat gezeigt, dass China sich zu einer modernen Dienstleistungs- und Konsumgesellschaft gewandelt hat. Zudem ist das Wachstumsmodel Chinas nachhaltiger geworden. Die Öffnung der Börsen von Shenzhen und Shanghai geht rasant voran. Das Potenzial für den Finanzplatz China ist langfristig enorm. Doch als bottom-up Investor darf man sich vom starken Wachstum und den verbesserten Rahmenbedingungen nicht blenden lassen. Ausdauer, Geduld und eine vernünftige Governance sind in China besonders wichtig, um langfristig im richtigen Boot zu sitzen. Denn gerade nach dem hervorragenden Börsenjahr 2019 ist es fahrlässig, den breiten Markt zu kaufen. Starke Selektion ist im Jahr der Ratte mehr denn je gefragt“,  so die Fondsgesellschaft Comgest.

Jahr der Ratte verspricht Fleiß, Klugheit, Energie & Entschlossenheit

„Am 15. Januar haben die USA und China, nach Monaten des Schlagabtausches im Handelskonflikt, ihren im Dezember 2019 vereinbarten „Phase-1-Deal“ unterzeichnet. Zudem beginnt nach dem chinesischen Horoskop, das aus zwölf Tierkreiszeichen besteht, mit dem Jahr der Ratte ein neuer Zyklus. 2020 steht für Chinesen daher für einen neuen Beginn und ein ganz besonders gewinnbringendes, starkes und erfolgversprechendes Jahr. Die Ratte ist zwar in unserem Sprachgebrauch ein hinterlistiges und weniger beliebtes Tier, doch in China steht sie für Fleiß, Klugheit, Energie, Entschlossenheit und Zielerreichung“, so die Comgest weiter.

Bedeutung fairer Handelspraktiken und freier Marktzugänge dürfte wachsen

Obwohl mit dem nun geschlossenen „Phase-1-Deal“ der zwischenstaatliche Konflikt zwischen den USA und China zunächst entschärft worden sei, sei der Handelskonflikt noch längst nicht beigelegt. Solange China weiter wachse und seine wirtschaftliche sowie politische Bedeutung in der Welt zunehme, bleibe das Land eine Bedrohung für die Hegemonie der USA. Für die nächsten zehn bis fünfzehn Jahre werde jede amerikanische Regierung China politisch und wirtschaftlich unter die Lupe nehmen. „China wird daher in Zukunft faire Handelspraktiken und Marktzugänge gewähren müssen“, schlussfolgert die Fondsgesellschaft Comgest.

„Der Wandel der chinesischen Wirtschaft vom kredit- und infrastrukturgetriebenen hin zum innovations-, dienstleistungs- und konsumorientierten Wachstum ist größtenteils vollzogen. Die Realeinkommen sowie die Mittelklasse wachsen stetig. Der großzügige wirtschaftliche Stimulus der vergangenen Jahre ist dem Kampf gegen die zu hohe Verschuldung sowie der Öffnung der Kapitalbilanz gewichen. Auch die Reformen der rigiden Haushaltsregistrierungen (Hokou) sowie des Gesundheitsmarktes sorgen für ein qualitativ besseres, wenn auch absolut gesehen niedrigeres Wachstum. Das Wachstumsmodel Chinas ist nachhaltiger geworden“, heißt es.

Auch das Thema Nachhaltigkeit wird immer wichtiger

„Der Anteil ausländischer Investoren bei chinesischen A-Aktien, also im Inland gehandelten Papieren, betrug 2014 noch 3 Prozent, jetzt sind es mehr als 7 Prozent. Das ist immer noch wenig. In Indien liegt der Anteil ausländischer Anleger bei 17 Prozent und in Südkorea bei 33 Prozent. Da hat China noch einiges vor sich“, meint Jasmine Kang, Fondsmanagerin des aktiv verwalteten Fonds Comgest Growth China. „Der Zugang ausländischer institutioneller Investoren zu den Börsen von Shenzhen und Shanghai wird sich in den kommenden Jahren weiter verbessern, den Kapitalzufluss fördern und den Kapitalmarkt professionalisieren. Die Verbesserung der Transparenz und der Umgang mit Environmental-, Social- und Governance-Fragen, kurz ESG, steckt zwar noch in den Kinderschuhen, wird sich aber durch die Marktöffnung stetig verbessern. Immer mehr Unternehmen bilanzieren bereits nach internationalen Standards. Corporate Social Responsibility Reporting taucht auf. Chinesische Behörden machen da Druck. Das Vertrauen in den chinesischen Finanzplatz wird sich unserer Einschätzung nach verbessern und seine Attraktivität weiter erhöhen. Internationale Investoren, die noch nicht in China investiert sind, tun also gut daran, ihre Vorbereitungen heute zu beginnen.“

Langfristig positive Aussichten, aber Vorsicht bleibt geboten

Trotz der positiven Veränderungen der Rahmenbedingungen bleibe China jedoch ein anspruchsvolles Pflaster für Stock Picking. Zwar sei das Wachstum attraktiv, jedoch sei Qualität auf der Unternehmensebene trotz der stark abnehmenden Bedeutung von Staatsunternehmen immer noch rar gesät. „Es ist in China daher ganz besonders wichtig, dass man als Minderheitsaktionär mit den Entscheidern und Managern des Unternehmens in einem Boot sitzt“, so Kang. „Governancestrukturen sind unserer Erfahrung nach von herausragender Bedeutung für den Erfolg langfristig orientierte Qualitätswachstumsinvestoren.“

Ein Paradebeispiel für das Zusammenspiel von Reformdruck und Verbesserungen der Governance zugunsten von Minderheitsaktionären sei Shandong Weigao. Das Unternehmen sei seit langer Zeit eine starke Marke im Markt für medizintechnische Verbrauchsartikel wie beispielsweise Einmalspritzen und profitiere vom dynamisch wachsenden Gesundheitsmarkt. Lange habe sich das Wachstum des Unternehmens unterdurchschnittlich entwickelt. Aktienbeteiligungen seien nur dem Top Management vorbehalten und nicht handelbar gewesen. Durch die Reform des chinesischen Kapitalmarktes habe sich das geändert. Über Mitarbeiterbeteiligungs-Programme sowie als M&A Währung seien die Aktien zu einem wichtigen Instrument der langfristigen Unternehmenssteuerung und einem Katalysator der Wachstumsbeschleunigung und Dividendensteigerungen des Unternehmens geworden. Der Gewinn pro Aktie und der Aktienkurs des Unternehmens hätten sich in der Folge über die vergangenen drei Jahre verdoppelt.

„Langfristig sind die Aussichten für den chinesischen Aktienmarkt durchweg positiv. Jedoch ist er weiterhin für seine hohe Volatilität bekannt“, so die Fondsgesellschaft.

Per ETF breit gestreut in chinesische A-Aktien investieren

Auch über ETFs können Anleger breit gestreut auf festlandchinesische Aktien setzen. Ein der liquidesten und fondsvolumenstärksten ETFs ist dabei der iShares MSCI China A UCITS ETF (WKN: A12DPT). Der damit abgebildete MSCI China A International Index besteht aus der A-Aktien-Komponente des MSCI China All Shares Index. Aktuell umfasst er 465 Aktientitel vorwiegend aus den Bereichen  Finanzen, Technologie und Industrie.  2019 erwirtschaftete der ETF eine Rendite in Höhe von 37,90 Prozent. Und auch in diesem Jahr ist er bereits schon mit über 5,5 Prozent im Plus. Aber auch an diesem  ETF zeigt sich die von Comgest erwähnte hohe Volatilität.  So war der ETF nach Auflage 2015 und 2016 sowie 2018 deutlich im Minus. Das erklärt, dass er seit Auflage im April 2015 noch mit 13,26 Prozent im Minus notiert. Im Fonds sind 744 Millionen Euro investiert. Die Gesamtkostenquote des ETFs beträgt 0,40 Prozent. 

Weitere Informationen zum Thema erhalten Sie in unserem Anlageleitfaden für Investoren in chinesische Aktien.