24. August 2022
Darum solltest du dich nicht von Crashpropheten beeinflussen lassen

Darum solltest du dich nicht von Crashpropheten beeinflussen lassen

Crashpropheten sagen regelmäßig den Untergang der Wirtschafts- und Finanzwelt voraus. Anlegerinnen und Anleger sollten sich von diesen Horror-Prophezeiungen nicht beeinflussen lassen.

Mit Angst lässt sich viel Geld verdienen – darauf basiert das Geschäftsmodell der sogenannten Crashpropheten wie Dirk Müller, Max Otte oder Marc Faber. Seit Jahren sagen sie große Finanzcrashes voraus und warten mit Empfehlungen auf, wie Anlegerinnen und Anleger ihr Geld schützen können. Dass der ein oder andere dieser Propheten einen eigenen Investmentfonds hat – ein Schelm, wer Böses dabei denkt.

Nun befinden wir uns inmitten einer Krise, die für viele Menschen große finanzielle Herausforderungen bedeutet. Hatten die Propheten also doch recht? Vielleicht. Doch viele dieser Propheten sagen laufend irgendwelche Crashs voraus – dass sie also auch mal recht haben, ist nicht verwunderlich. Anlegerinnen und Anleger sollten sich von diesen Menschen trotzdem nicht verunsichern und beeinflussen lassen.

Hindsight Bias

Hinter dem Erfolg der Propheten steckt meist der sogenannte Hindsight Bias – der Rückschaufehler. Nicht nur in der Finanzwelt neigen wir dazu, uns im Nachhinein zu denken, dass gewisse Situationen doch vorhersehbar gewesen sind und wir es besser hätten wissen müssen. Im Nachhinein ist man immer klüger – doch in der Realität ist es nicht so einfach. Wir schätzen Situationen im Rückblick sehr oft falsch sein, weil wir mit all den neuen Informationen Dinge eindeutiger beurteilen können. Dabei neigen wir dazu, zu vergessen, dass wir diese Informationen vorher gar nicht hatten.

Der Hindsight Bias ist eine kognitive Verzerrung, die unsere Wahrnehmung, Erinnerung und unser Urteilsvermögen trübt. Crashpropheten bauen genau darauf. „Ich habe es doch vorausgesagt“ – doch wie oft sagen sie Crashs und Krisen voraus, die niemals eingetroffen sind?

Zufallstreffer oder wahres Können?

Börsencrashs und Finanzkrisen kommen immer wieder vor. Um das zu wissen, muss man kein Hellseher sein, ein Blick in die Geschichte reicht aus. Ganz klar also, dass die Crashpropheten früher oder später mit einer Prognose richtig liegen.

Wie oft sie allerdings nicht richtig liegen, zeigt eine ausführliche Analyse von Finanzexperte Gerd Kommer, die er im Juli 2021 auf seinem Blog veröffentlicht hat. Er zeigt an einigen Beispielen auf, was die Propheten vorausgesagt haben und welche Handlungsempfehlungen sie Anlegerinnen und Anlegern geben. Dabei zeigt sich nicht nur, wie unterschiedlich die Vorhersagen der verschiedenen Crashpropheten sind, sondern auch, wie oft sie in diesen Vorhersagen falsch lagen. Kommer listet am Ende seines Artikels eine ganze Reihe an Quellen auf, die die Fehlprognosen dokumentieren.

Ein Beispiel: Dirk Müller prophezeite 2011, dass ein Crash unmittelbar bevorstünde. „Es ist fünf vor zwölf – und dieser Crash wird schlimmer als jener vor drei Jahren“ sagte er in einem Interview mit 20min.ch. Im selben Interview prognostizierte er außerdem, dass es fünf Jahre später – also 2016 – den Euro „in der jetzigen Form“ nicht mehr geben würde, sondern höchstens noch einen „Kerneuro in den finanzstarken Ländern“. 

2012 sah er die Wahrscheinlichkeit eines unmittelbar bevorstehenden Crashs immer noch bei 60 Prozent

Tipp: Mit unserem Risikorechner kannst du anhand von zehn Fragen die optimale Aktienquote für dein Portfolio ermitteln.

Motive hinterfragen

Tatsache ist: Niemand kann einen Crash voraussagen. Die Geschichte zeigt, dass am Ende oft doch alles anders kommt, als im Vorfeld angenommen. Doch mit Angst und dem tiefen Misstrauen vieler Menschen der Finanzwelt gegenüber lässt sich einfach besser Geld verdienen und Aufmerksamkeit generieren, als mit einem ehrlichen „ich weiß nicht, was passieren wird“. Ließen sich die Märkte und deren Entwicklung so einfach voraussagen, müssten all die Propheten doch zu den reichsten Menschen der Welt gehören. Schließlich sollten sie doch wissen, wann der ideale Zeitpunkt zum Einstieg oder zum Verkauf ist. Doch so ist es nicht.

Insbesondere in der aktuellen Situation sollten sich Anleger und Anlegerinnen von Crashpropheten fern halten und sich im Ernstfall zweimal überlegen, was diese Leute mit ihrer Panikmache erreichen möchten. Geht es ihnen wirklich um das Allgemeinwohl der Menschen oder gibt es vielleicht Bücher zu verkaufen und Fonds an den Mann und die Frau zu bringen?