4. November 2020

Das machen die einzelnen Sektoren nach der USA-Wahl

Mit viel Wirbel läuft derzeit die USA-Wahl ab. Anleger richten bange Blicke auf die Börsentafeln. Die Auswirkungen auf einzelne Branchen.

In den USA werden noch fleißig die Stimmzettel zur Präsidentschaftswahl ausgezählt. Bleibt Donald Trump im Amt oder gewinnt Herausfordere Joe Biden? Die Wahl wird von vielen Experten als Richtungswahl verstanden, welche die politische Ausrichtung der USA im laufenden Jahrzehnt massiv prägen wird. Bleibt Trump im Amt, dürfte der Konflikt zwischen den USA und China weiter an Schärfe gewinnen. Biden gilt in dieser Hinsicht als gemäßigter. 

Viele Vermögensverwalter haben sich im Vorfeld der Wahl mit den ökonomischen Auswirkungen beschäftigt. Wer von den beiden Kandidaten das Rennen macht hat maßgeblichen Einfluss, welche Branchen in den USA profitieren und damit potenziell auch als Kapitalanlage aussichtsreich sind.

Blackrock hat sich angesichts der US-Wahl die einzelnen Branchen angesehen. In der nachfolgenden Grafik sehen Sie wie die Experten des größten Vermögensveralters der Welt die wirtschaftlichen Auswirkungen bewerten. Dabei werden drei Fälle dargestellt: 

1) Trump bleibt Präsident, Kongress bleibt gespalten

2) Biden wird Präsident, Kongress bleibt gespalten und

3) Biden wird Präsident, Demokraten gewinnen beide Kongress-Kammern („Democratic Sweep“)

Mögliche Marktentwicklungen in Abhängigkeit des USA-Wahlausgangs

USA: Die Auswirkungen der Wahl.
(Quelle: BII)

 

Die Experten des Blackrock Investment Instituts sind insgesamt für den US-Aktienmarkt was eine taktische Positinierung betrifft „neutral“ eingestellt, wie es heißt.

Relative Stärke von US-Sektoren im Vergleich zum S&P 500

In den folgenden Graphiken können Anleger die relative Stärke ausgewählter US-Sektoren gegenüber dem Mutter-Index, in diesem Fall des S&P 500, sehen. Hierbei ist jeweils die Einjahres-Wertentwicklung (260 Tage) des jeweiligen Sektors im Vergleich zum S&P 500 dargestellt. Anhand dieser rollierenden Darstellung (jeweils 260 Tage) lässt sich die Über-  und Unterperformance mithilfe der -1 / +1 Standardabweichung (über 10 Jahre betrachtet) gut erkennen.

Besonders auffällig sei das Momentum hinter dem Technologie-Sektor, welches im Laufe des Jahres die +1 Standardabweichung deutlich übertrifft. Sektoren wie Gesundheitswesen und Biotechnologie haben sich im Jahresvergleich ebenfalls relativ gut geschlagen und könnten als defensive Anlagen in Bezug die Covid-Periode angesehen werden, meinen die Beobachter bei Blackrock.  Im Gegensatz zum Technologie-Sektor, seien der Energie- und Finanzensektor im Vergleich zu ihrer zehnjährigen Geschichte von der aktuellen Krise besonders stark betroffen. 

Die US-Sektoren im Überblick

USA: Die Sektoren im Vergleich!
Quelle: Bloomberg, Aladdin, Stand 30. Sep. 2020

 

Tipp: Nachfolgend erfahren Sie die Einschätzung der Blackrock-Experten zu einzelnen Sektoren. Nutzen Sie unsere ETF-Suche, um dort entsprechende Branchen-ETFs zu finden.

US-Finanzsektor

  • Der Finanzsektor hat sich von einem negativen September mit geringen Zuflüssen erholt und erwies im Laufe von Oktober eine stärkere Marktpositionierung.
  • US-Banken sind gut kapitalisiert und werden aufgrund der besseren Rentabilität und Finanzpositionierung den europäischen Banken vorgezogen.
  • Die Ertragsergebnisse der US-Banken waren angesichts der diversifizierten Einnahmequellen und der gestiegenen Umsätze relativ gut im Jahresvergleich.
  • Zykliker wie Banken schneiden in frühen Wachstumszyklen wie dem, in dem wir uns derzeit befinden, tendenziell gut ab.

Materialien

  • Die Nachfrage nach US-Materialien nimmt zu, reflektiert an den starken Zuflüssen im letzten Monat, was auf einen Trend zurück zu Zyklikern zu führen ist.
  • Höhere Ausgaben in Infrastruktur sind unabhängig vom Wahlsieger der US-Wahlen zu erwarten und würden den US-Industrie- und Materialunternehmen zu Gute kommen.
  • Die harte Haltung gegenüber China wird sich mittel- bis langfristig möglicherweise nicht ändern, was sich positiv auf den lokalen US-Bergbau- und Materialienmarkt auswirken könnte, in dem aktuell China eine starke Präsenz hat.

Gesundheitswesen und Pharmaindustrie

  • Staatliche Ausgaben im Gesundheitsbereich werden höchstwahrscheinlich unabhängig vom Gewinner der US-Präsidentschaftswahlen weiter steigen und somit wird mehr Wachstum im Sektor erwartet.
  • Die Pharmaindustrie, die den größten Teil des Jahres über den Märkten lag, wurde vom S&P 500 erfasst. Eine Ankündigung eines Impfstoffs für Covid-19 könnte der Industrie den nötigen Schub geben, um wieder über den Markt zu liegen.
  • Die Nachfrage nachmedizinischen Geräten und Biotechnologie wächst wieder, da viele medizinische Eingriffe, die aufgrund der Pandemie verzögert wurden, wieder stattfinden und nun mehrere Monate von Inaktivität nachholen.

 Energie 

  • Je nach der politischen Entwicklung in den kommenden Monaten, könnte die Ölindustrie strengere Regulierungen ausgesetzt werden, die das Fracking in mehreren Staaten einschränken könnten. Kurz- bis mittelfristig könnte dies Ölpreise hoch treiben.
  • Sollten die USA in das Pariser Abkommen wieder eintreten, würden erneuerbare Energien einen starken Rückenwind bekommen, der den gesamten Sektor auf langfristig weiter antreiben könnte.

Technologie

  • Tech bleibt in diesem Jahr der beliebteste Sektor und gehört zu den wenigen, die weiterhin positive Ergebnisse erzielen.
  • Das Blackrock-Investmentteam hält Technologie aktuell als defensive Anlage, obwohl es sich theoretisch um eine zyklische Industrie handelt. 
  • Der Sektor zeigt starke Eigenkapitalrenditen und verfügt größtenteils über einen hohen Liquiditätsbestand in seinen Bilanzen, was zu qualitativ hochwertigen Kennzahlen führt.
  • Trotz des sommerlichen Tech-Ausverkaufs bleibt der Sektor angesichts seiner soliden Fundamentaldaten ein attraktiver Sektor.
  • Mit Blick auf die kommenden Jahre könnten große Tech-Unternehmen strengeren Kartellvorschriften ausgesetzt sein.