4. Oktober 2022
Das tut weh: Deutsche Privatanleger verlieren Rekordvermögen

Das tut weh: Deutsche Privatanleger verlieren Rekordvermögen

2022 erweist sich für Privatanleger als ein Jahr herber Verluste. Laut einer Untersuchung von Whitebox * sind sie höher als während der Finanzkrise 2008.

Corona, Inflation, der Krieg in der Ukraine – die Krisen scheinen in diesem Jahr kein Ende zu nehmen. Die Zinswende schüren Ängste vor einer Rezession, dazu kommen die Sorgen vor immensen Energiekosten über den Herbst und Winter hinweg. Schon im August warnten die Sparkassen davor, dass bald 60 Prozent der Deutschen kein Geld mehr zum Sparen übrig hätten.

Inflation frisst Vermögen

Nun zeigt der Reniteradar des digitalen Vermögensverwalters Whitebox, dass Privatanleger in Deutschland im ersten Halbjahr 2022 außerdem mehr Vermögen eingebüßt haben als je zuvor – 213 Milliarden Euro wurden verloren. Selbst während der Finanzkrise 2008 beliefen sich die Verluste im Gesamtjahr „nur“ auf 115 Milliarden Euro.

„Die Zahlen führen uns die Dramatik der Entwicklungen im bisherigen Jahresverlauf nochmals drastisch vor Augen”, erklärt Salome Preiswerk, Gründerin und CEO von Whitebox. „Der Angriff auf die Ukraine, die hohe Inflation und die drohende Rezession haben deutliche Spuren an den Kapitalmärkten hinterlassen – und eben auch bei den Vermögen von Privatanlegern.”

2021 zeigte sich noch ein komplett gegensätzliches Bild beim Renditeradar. Damals erzielten deutsche Privatanlegerinnen und -anleger erstmals mehr als 300 Milliarden Euro an Finanzerträgen. Nun aber ließen Kursverluste in Höhe von 267 Mrd. EUR die Gesamterträge abstürzen. Daran konnten auch laufende Erträge aus Dividenden, Zinsen und anderen Ausschüttungen in Höhe von 54 Mrd. EUR nichts ändern. Die Rendite privater Anlegerinnen und Anleger lag im 1. Halbjahr 2022 über alle Anlageklassen hinweg bei minus 2,8 Prozent oder annualisiert bei minus 5,5 Prozent. Die annualisierte Realrendite, die auch die Inflation berücksichtigt, lag sogar bei minus 12,2 Prozent. Auch das ist der niedrigste Wert seit Beginn der Datenerfassung.

Zweites Quartal besonders hart

Die Verluste waren im zweiten Quartal 2022 besonders hoch. Das Minus lag bei 131 Milliarden Euro und damit nochmals deutlich höher als im ersten Quartal, als es bei 82 Milliarden Euro lag. Damit ist das Jahr 2022 das erste Mal seit 2009, dass Anlegerinnen und Anleger in zwei Quartalen hintereinander Verluste verkraften müssen. Selbst im Coronajahr 2020 gab es nur ein Verlustquartal.

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Doch Salome Preiswerk hat auch beruhigende Worte für Anlegerinnen und Anleger: „Das sollte Investoren trotz der weiterhin schwierigen wirtschaftlichen und politischen Gesamtsituation Mut machen. Die Aktienkurse steigen in aller Regel schon, bevor sich die Lage in der realen Wirtschaft wirklich bessert – und gerade Verlustphasen bieten oft die besten Einstiegsgelegenheiten, weil Anleger dann gute Unternehmen zu niedrigen Preisen erwerben können.” Sie empfiehlt Anlegerinnen und Anlegern, die aktuelle Lage zum Anlass zu nehmen, über die Aufteilung ihres Vermögens auf die verschiedenen Anlageklassen nachzudenken und sich gegebenenfalls stärker am Aktienmarkt zu engagieren.