14. Januar 2013
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DAX und MDAX - die Überflieger 2012

Wer 2012 in deutsche Aktien investierte, konnte sich über hohe zweistellige Renditen erfreuen. Nur wenige Emerging Markets wiesen eine bessere Jahresperformance auf. Wir blicken zurück und wagen einen Ausblick ins Jahr 2013.

Auch dieses Börsenjahr stand wieder ganz im Zeichen der weltweiten Verschuldungskrise. Hinzu kam eine deutliche Verschlechterung des weltweiten Konjunkturklimas. Die Nerven der Anleger wurden also wieder kräftig strapaziert. Eine zentrale Rolle spielten 2012 die Notenbanken, die mittels einer lockeren Geldpolitik und Notenpresse die Wirtschaft befeuerten und damit erfolgreich dem weltweiten Konjunkturabschwung entgegenwirkten. Hauptaufgabe der Europäischen Zentralbank (EZB) war zudem die Erhaltung der Euro-Zone, die zwischenzeitlich auseinanderzubrechen drohte. Im Rückblick profitierten Anleger bisher von diesen Maßnahmen. Doch Vorsicht bleibt geboten: So fühlte sich Morgan Stanley bereits Ende September angesichts der guten Börsenentwicklung in einigen Regionen zu der Warnung veranlasst, dass sich die Börsen von der tatsächlichen Konjunkturlage der Weltwirtschaft losgelöst haben. Der Börsenaufschwung sei allein liquiditätsgetrieben. Und diese Aussage dürfte auch jetzt nichts von ihrer Aktualität verloren haben.

Rasante Börsenrally zu Jahresbeginn

Die Börsenentwicklung zu Jahresbeginn stand ganz im Zeichen der EZB-Entscheidung im November 2011, unbegrenzt Staatsanleihen von Verschuldungsstaaten aufzukaufen. Das trieb den DAX über 7.100 Punkte und auch der Euro Stoxx 50 kletterte auf über 2.600 Punkte. Insbesondere Deutschland konnte sich aufgrund eines starken Exportgeschäfts erfolgreich gegen den weltweiten Abwärtstrend stemmen. Allerdings zeigten sich erste Bremsspuren: Ende Februar wurden die Zahlen für die Wirtschaftsentwicklung im 4. Quartal bekannt. Und hier wurde erstmals seit langer Zeit wieder ein Rückgang von 0,2 Prozent festgestellt. Die Gfk-Verbraucherstimmung in Deutschland stieg zwar noch, aber in einigen Euro-Staaten kriselte es gewaltig. Das italienische Wachstum sank von 1,9 auf nur noch 0,4 Prozent. Die Arbeitslosenquote in Griechenland stieg auf 21 Prozent. Um die Banken zu stabilisieren, borgte die EZB den Banken 530 Mrd. Euro. Die Liquidität wurde damit erhöht und der Markt wieder angekurbelt. In Griechenland kam es dann noch zu einem Schuldenschnitt, bei dem private Gläubiger zur Kasse gebeten wurden.

Krisenszenarien geraten in den Fokus

Ende März bis Anfang Juni sahen die weltweiten Börsen rot. Die Euphorie war verflogen. Die Fakten gerieten wieder verstärkt in den Fokus. Die Krise machte sich zudem auch verstärkt in Schwellenländern wie China bemerkbar, was die Ängste vor einer weltweiten Abschwächung der Weltkonjunktur schürte. China musste seine Wachstumsprognose auf 7,5 Prozent zurücknehmen. Der chinesische Einkaufsmanagerindex sank mehrfach, während in Deutschland der Einkaufsmanagerindex und der ZEW-Konjunkturindex noch auf Wachstumskurs waren. in der Eurokrise gerieten Spanien und Italien verstärkt in den Fokus. Die spanische Industrieproduktion ging um 3,0 Prozent zurück und wurde gleich um zwei Stufen von der Ratingagentur S&P herabgestuft. Die Risikoaufschläge für spanische Staatspapiere stiegen auf Rekordniveaus. Auch spanische und italienische Banken wurden reihenweise herabgestuft. Spanien sah sich dann genötigt, die angeschlagene Bank Bankia mit Milliardenbeträgen zu retten, weigerte sich aber noch, unter den EU-Rettungsschirm zu schlüpfen. Die Regierungskrise in Griechenland verschärfte zudem die Unsicherheit, es wurde offen über einen Euro-Austritt gesprochen. Auch in Deutschland machte sich nun die Krise bemerkbar. Der ifo-Geschäftsklimaindex sank.

Lockere Geldpolitik lässt Börsen steigen

Anfang Juni kam dann die Trendwende. Die europäischen Politiker einigten sich auf die Einrichtung eines ständigen Rettungsschirmes, des ESM, und einen Fiskalpakt, dessen Rechtmäßigkeit zudem vom Verfassungsgericht in Karlsruhe bestätigt wurde. EZB-Chef Mario Draghi betonte, den Euro auf jeden Fall zu retten. Das EZB-Gremium stimmte für den unbegrenzten Aufkauf von Staatsanleihen von EU-Verschuldungsstaaten. China und Japan setzten ebenfalls auf eine Lockerung der Geldpolitik. China kündigte ein 124-Mrd.-EUR-Infrastrukturpaket an und senkte mehrfach die Zinsen, Ähnliches geschah in Japan. Die US-Notenbankkündigte an, die Zinsen bis Mitte 2015 auf dem Niedrigzinsniveau zu belassen. Die Operation Twist mit dem Tausch von kurzfristigen gegen langfristige Staatsanleihen, um die Zinsen langfristiger Anleihen künstlich niedrig zu halten, wurde fortgeführt. Zudem kündigte sie ein monatlich 40 Mrd. US-Dollar schweres Aufkaufprogramm von mit Hypotheken besicherten Wertpapieren an, um den noch immer kränkelnden US-Immobilienmarkt anzukurbeln. Das trieb die US-Verschuldung im Oktober 2012 auf ein Rekordniveau von 16 Billionen US-Dollar. Durch diese Maßnahmen wurde eine Beruhigung der Märkte erreicht, Negativnachrichten traten zunehmend in den Hintergrund. Dennoch senkte der IWF die globale Wirtschaftsprognose. Nach dem Wahlsieg Obamas geht nun die Angst vor einer Fiskalklippe herum. Automatisch ab Januar 2013 in Kraft tretende Steuererhöhungen und Ausgabenkürzungen bei einer Nichteinigung von Republikanern und Demokraten lassen einen Rückfall der USA in die Rezession befürchten und Spanien sieht sich nun doch gezwungen, unter den EU-Rettungsschirm zu schlüpfen. Mittlerweile zeigen sich jedoch erste Silberstreifen am Horizont. Der HSBC Einkaufsmanagerindex für China konnte wieder zulegen und auch der ifo-Geschäftsklimaindex steigt nach sechs Rückgängen in Folge erstmals wieder an.

DAX und MDAX sind Top-Performer

Gewinner AktienmärkteFür Aktionäre war aufgrund der zuvor beschriebenen Maßnahmen 2012 ein sehr erfolgreiches Jahr. Wer beispielsweise mittels des iShares MDAX ETF (WKN: 593392) investierte, kann sich über ein Jahresplus von 28,1 Prozent (Stand: 5. Dezember) freuen. Mit dem iShares DivDAX (WKN: 263527) erzielte man eine Rendite von 23,5 Prozent. Der Comstage DAX-ETF (WKN: ETF001) brachte es auf ein Plus von 22,9 Prozent. Nur kleinere Unternehmen hatten gegenüber den deutschen Blue Chips das Nachsehen. So verbuchte der ComStage SDAX ETF „nur“ ein Plus von 13,3 Prozent.

 

Bei Emerging Markets brillieren die Türkei, Philippinen und Thailand

Nur wenige weltweite Indizes konnten mit der Entwicklung in Deutschland mithalten. Erfolgreichster globaler Aktienmarkt war die Türkei. Mit dem RBS Market Access DJ Turkey Titans 20 ETF (WKN: A0MSJG) konnte man eine Rendite von 53,4 Prozent erzielen. Weitere erfolgreiche Aktienmärkte waren die Philippinen, Thailand, Small Caps in Großbritannien, Singapur und Pakistan. ETFs auf diese Länder brachten es auf Renditen zwischen 24,5 und 30 Prozent.

Verlierer waren Short- und Vola-ETFs

Weniger Glück hatten Anleger dagegen, die mit taktischen ETFs gehebelt auf einen fallenden DAX setzten oder angesichts der Beunruhigung der Märkte auf Volatilitäts-ETFs setzten. So ging der VDAXnew index 2012 um 48,3 Prozent nach unten. ETF-Investoren erzielten zudem noch hohe Rollverluste.

Unternehmens- und High-Yield-Anleihen waren der Verkaufsschlager

Bei festverzinslichen Wertpapieren rentierten sich vor allem Euro-Unternehmensanleihen. So können sich Anleger beim iShares Markit iBoxx Euro High Yield Bond (WKN: A1C8QT) über ein Plus von 18,5 Prozent freuen. Auch Emerging-Markets-Staatsanleihen erwiesen sich als lukrativ. So brachte es der db x-trackers II Emerging Markets Liquid Eurobonds (WKN: DBX0AV) auf ein Plus von 16,0 Prozent.

Rohstoffe: Silber schlägt Gold

Gewinnner RohstoffeWährend Gold in den vergangenen Jahren zweistellig an Wert gewann, brachte es das Edelmetall infolge der Beruhigung der Märkte in 2012 gerade einmal auf ein Plus von 5,5 Prozent. Erfolgreicher war Silber, dessen Kurs um rund 11 Prozent stieg. Noch erfolgreicher waren Rohstoffe wie Weizen (+30 Prozent), Erdgas (+22,7 Prozent) oder Mais (+19,4 Prozent). Größte Verlierer bei den Rohstoffen waren Baumwolle (-23,5 Prozent), Zucker (-20,4 Prozent) und WTI-Rohöl (-14,7 Prozent).

 

 Wirtschaftsprognosen für Deutschland und weitere Anlageregionen

Die Wirtschaftsprognosen für das kommende Jahr sehen nicht sehr vielversprechend aus. So senkte erst kürzlich der Internationale Währungsfonds (IWF) die Prognose für Deutschland von 1,4 auf nun 0,9 Prozent. „Die weitere Abkühlung des Wachstums der Weltwirtschaft in diesem und im nächsten Jahr geht mit einer deutlichen Zunahme der Abwärtsrisiken einher“, heißt es im Weltwirtschaftsbericht. Der Wachstumsausblick für die Weltwirtschaft hänge insbesondere davon ab, „ob im Euro-Gebiet und in den USA entscheidende Politikschritte zur Stabilisierung des Vertrauens unternommen werden.“ Angemahnt werden auch weitere Strukturreformen in Deutschland.

Die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) korrigierte die bisherige Prognose für Deutschlands Wirtschaft besonders deutlich von 1,9 auf 0,5 Prozent nach unten. Besonders hart betroffen wäre der sehr exportabhängige Sektor Maschinen- und Anlagenbau. Die Bundesregierung senkte infolge der Negativeinschätzungen der Wirtschaftsinstitute die eigene Prognose von 1,6 auf 1,0 Prozent.

Noch härter trifft es die übrigen Länder der Euroregion. Nach IWF-Prognosen wird das Wirtschaftswachstum in 2103 nur noch 0,2 Prozent betragen. Italiens und Spaniens Wirtschaft wird danach auch 2013 schrumpfen. Das größte Wachstum unter den Industriestaaten wird mit 2,1 Prozent noch den USA zugetraut. China dürfte nach IWF-Prognosen um 8,2 Prozent wachsen, Indien um 6,0 Prozent, Brasilien um 4,0 Prozent und Russland um 3,8 Prozent. Inwieweit sich angesichts solcher Szenarien die diesjährige Börsenrally fortsetzen wird, ist schwer vorauszusagen. Doch angesichts der niedrigen Zinsen und hoher Preise bei Gold oder Immobilien gibt es neben Unternehmens- und High-Yield-Anleihen nur wenig Alternativen zur Aktienanlage.

Positiver Ausblick für ETF-Markt 2013

 

„Auch für 2013 erwarten wir weiterhin ein positives Umfeld für passive Anlageprodukte. Trends wie Renten-ETFs, die sich dieses Jahr etabliert haben, werden bei einem anhaltenden Niedrigzinsumfeld auch in 2013 eine große Rolle spielen“, so die Einschätzung von Sven Württemberger, Head of Sales Germany des ETF-Anbieters iShares. Generell wird aus seiner Sicht der ETF-Markt auch in 2013 durch neue Innovationen wachsen, wie etwa durch ETFs auf Dividenden- und Volatilitätsstrategien. Wie in den vorangegangenen Jahren in der noch jungen Geschichte von ETFs werde der Markt auch in 2013 einiges an Überraschungen bringen. „Es bleibt also spannend“, so Württemberger.

Sehr positiv gestimmt für den ETF-Markt ist auch Thomas Meyer zu Drewer, Head of Comstage-ETFs: „Wir sind auch im kommenden Jahr positiv für ETFs gestimmt und erwarten in den nächsten Jahren ein durchschnittliches jährliches Marktwachstum von 20 Prozent. Die Hauptgründe dafür sehen wir in einem generellen Wachstum zu verwaltender Anlagegelder, der stärkeren Fokussierung aktiver Manager auf Themen und Gebiete und damit Abdeckung anderer Teile durch ETFs sowie dem generellen Zwang, operationale Kosten reduzieren zu müssen. Auch hierbei können ETFs in einem Niedrigzinsumfeld punkten und nicht nur durch günstige Verwaltungsgebühren und Handelskosten.“ Auch die Aussichten für den Aktienmarkt über die nächsten beiden Jahre werden allgemein als hoch eingestuft. Damit dürften Aktien-ETFs, vor allem auf Standardmärkte, zusätzlich an Attraktivität gewinnen. Potenzial können zum Beispiel ETFs haben, die in ihrer regionalen Aufteilung südeuropäische Länder einbeziehen und daher in der letzten Zeit zurückgeblieben sind. Außerdem werden in einer Erholungsphase Mid- und Small-Cap-ETFs interessant werden. Mit Zuversicht geht ebenso db x-trackers ins neue Jahr: „Im kommenden Jahr werden ETFs insbesondere in Europa ihre Vorteile noch stärker ausspielen und sich dadurch neue Wachstumschancen eröffnen. ETFs sind nicht mehr die „Neulinge“, die mit einer gewissen Skepsis beäugt werden, sondern haben ihre Vorteile und Flexibilität auch in herausfordernden Marktphasen bewiesen. ETFs sind zuverlässige Produkte. Das bedeutet, dass Vermögensverwalter, aber auch Privatanleger positive Erfahrungen gesammelt haben und ETFs immer stärker einsetzen“, so Kai Bald, Leiter Public Distribution db X-trackers & db-X ETC. Und ETFs stellten weiterhin gerade einmal drei Prozent des europaweiten Marktes an UCITS-Fonds dar. Das lasse weitere Nettomittelzuflüsse für 2013 erhoffen. Des Weiteren ist laut Bald der ETF-Markt insgesamt „reifer“ geworden und es stehen seiner Ansicht nach mehr die Vorteile im Fokus als die Details der Replikationsmethoden und die Unterschiede bei der dritten Stelle nach dem Komma.