30. Mai 2022
Der Dispositionseffekt: Deshalb schadet er dir

Der Dispositionseffekt: Deshalb schadet er dir

Dass Börse sehr viel mit Psychologie zu tun hat, wissen mittlerweile die meisten Anleger. Ansonsten wären manche Börsenphasen schlichtweg nicht zu erklären. In diesem Artikel werden wir uns dem Dispositionseffekt widmen, um zu verstehen, weshalb wir Verluste weiterlaufen lassen und Gewinne zu schnell realisieren.

Wie eingangs erwähnt gibt es mehrere psychologische Effekte an der Börse festzustellen. Viele von ihnen kann man unter dem Hauptbegriff „Behavioral Economics“ oder näher „Reflection Effect“ zusammenfassen. Die Grundidee dieser Beobachtungen ist, dass die Anleger sowohl im Gewinnfall als auch im Verlustfall emotional reagieren und sich nicht an rationale Muster halten.

Der Dispositionseffekt und seine Auswirkung an der Börse

Der Dispositionseffekt reiht sich wie selbstverständlich in die psychologischen Beobachtungen an der Börse ein. Er besagt, dass die Anleger bei Gewinnen schnell hektisch werden und diese mitnehmen. Ganz nach dem Motto: „Gewinnmitnahmen haben noch niemanden geschadet.“ Doch kommt es zu Verlusten reagieren die Anleger nicht mehr so zügig. Vielmehr sitzen sie den Verlust aus und hoffen auf bessere Zeiten, die oft erstmal nicht eintreten.

Die Irrationalität bei diesem Vorgehen ist, das die Anleger bei Gewinnen Angst haben, dass sie diese Gewinne wieder verlieren könnten, daher möchten sie die Gewinne schnell realisieren. Doch bei den Verlusten wird der Anleger plötzlich sehr risikoaffin und scheut weitere Verluste nicht. Sicher wirst Du dich auch schon in einer dieser Positionen befunden und genauso reagiert haben.

Die psychologische Seite hinter dem Dispositionseffekt

Leider muss man oft feststellen, dass unser Unterbewusstsein nicht so rational handelt, wie wir es uns wünschen würden. Für unser Unterbewusstsein ist es schwierig ähnliche Situationen gleich zu bewerten. So freut es sich bei jedem Gewinn überschwänglich und möchte diesen Gewinn für sich sichern. Wobei es sehr ungern zugibt, etwas verloren zu haben und lieber solange an dem Verlust festhält, bis unser Verstand sich irgendwann einschaltet und einen Schlussstrich zieht.

Hierbei spielt auch das erste Gossensche Gesetz (abnehmender Grenznutzen) mit rein. Die ersten Gewinne entfachen noch Euphorie im menschlichen Gehirn. Man freut sich, dass seine Anlageidee so wunderbar funktioniert hat. Steigt das Wertpapier weiter, verflacht die Euphorie für jeden weiteren Prozentpunkt zunehmend. Daher nehmen wir lieber die Gewinne mit und setzen auf das nächste Pferd, um einen erneuten Kick zu erhalten.

Die Angst vor Verlusten ist jedoch stärker als jede Euphorie bei Gewinnen. Der Wissenschaftler und Nobelpreisträger Daniel Kahnemann fand heraus, dass die Angst vor Verlusten ca. doppelt so stark wie die Euphorie bei Gewinnen ist. Laut ihm halten sich die Anleger lieber an den letzten Strohhalm Hoffnung, bevor sie zugeben würden, dass sie den Verlust realisieren sollten, um nicht noch mehr Geld zu verlieren.

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Handlungsempfehlung

In der aktuellen Marktphase ist der Dispositionseffekt wieder stark vertreten. Viele Anleger berichten von Aktien, die bis zu 80 Prozent im Minus sind. Jedoch stoßen sie diese nicht ab, weil sie hoffen wieder den alten Stand zu erreichen. Das Eingeständnis, dass man einen Fehlgriff getätigt hat, kommt in solchen Phasen oft zu kurz. Man sollte sich vielmehr bei jedem Kauf einen Spielplan erstellen.

Bei wie viel Verlust schließt man seine Position lieber wieder und erkennt seinen Verlust an und bei wieviel Prozent möchte man tatsächlich den Gewinn realisieren? An der Börse sollte so rational wie möglich gehandelt werden, nur so kann man tatsächlich langfristig erfolgreich sein.