6. November 2021

Die Beck-Methode: Wie Sie Ihr ETF-Depot perfekt optimieren

Börsenprofi und Mathematiker Dr. Andreas Beck spricht sich für regelmäßige Umschichtungen im Portfolio aus. Doch wie soll das funktionieren? Wir zeigen es Ihnen anhand konkreter Zahlen.

Ein paar breite ETFs bestehend aus Anleihen und Aktien kaufen, hin und wieder die Gewichtungen anpassen und fertig ist die Angelegenheit. Jetzt gilt es abzuwarten und die Renditen einzufahren – eben der klassische Buy-and- Hold-Ansatz, den der Sachbuchautor und Vermögensverwalter Gerd Kommer empfiehlt. Börsenprofi und Mathematiker Andreas Beck hält diesen Ansatz jedoch für veraltet. Der Portfolio-Experte hat für bestimmte Szenarien konkrete Handlungsempfehlungen ausgetüftelt.

Der Clou: Anleger sollen mit dieser Strategie nicht nur Krisen einigermaßen gut überstehen, sondern sogar noch von ihnen profitieren. Es geht also darum, den jeweils idealen Zeitpunkt für Umschichtungen zu finden. Die Szenarien, zu denen ein Wechsel im Depot angezeigt ist, nennt Beck Regime. Wir zeigen Ihnen, worauf es für Beck ankommt, wenn es um erfolgreiches wissenschaftliches Investieren geht.

Tipp: Die neue Ausgabe vom Extra-Magazin ist da: Die besten ETF-Strategien der Welt! Bis zu 11,8 Prozent mit einer smarten Aktien-Strategie.

Eigenkapital und Fremdkapital

Alles fängt damit an, dass eine Person oder ein Unternehmen in der Realwirtschaft Geld benötigt und dafür einen Geldgeber sucht. Um einen solchen Geldgeber zu finden, bietet er diesem finanziellen Anreize wie zum Beispiel laufende Zinszahlungen für das geliehene Geld. Diese Form der Finanzierung nennt sich Fremdkapital. Die Alternative zum Fremdkapital besteht darin, dass ein Unternehmer die Geldgeber an seinem Unternehmen beteiligt. Er verkauft Anteile an seinem Unternehmen, zum Beispiel in Form von Aktien.

Diese Form der Finanzierung heißt Eigenkapital. Für Investoren bedeutet das laut Beck Folgendes: „Ich muss mir nur noch überlegen: Wie hoch ist meine Aktien- und Anleihenquote und wie strukturiere ich diese“, sagt Beck. Im Prinzip ist diese simple Erkenntnis eines der zentralen Erfolgsgeheimnisse für die Geldanlage.

Das Depot eines jeden Anlegers soll krisensicher sein und nach Möglichkeit sogar von Krisen profitieren. „Das heißt: Auf der Aktienseite möglichst breit streuen, so dass kein Blasenrisiko entsteht“, so Beck.

Beginnen wir mit der Aktienseite

Die Weltwirtschaft in einem Index abzubilden, das leisten laut Beck weder der MSCI World Index mit gut 1.600 Unternehmen noch der MSCI All Countries World Index (2.700 Unternehmen) zufriedenstellend. Erst der MSCI All Countries World Investable Market Index (MSCI ACWI IMI) bildet die Welt AG mit über 8.000 Unternehmen vollständig ab. Investierbar ist dieser Index in Deutschland über den SPDR MSCI ACWI IMI UCITS ETF (WKN: A1JJTD).

Der ETF bildet den Index jedoch optimiert ab, also mit einer repräsentativen Auswahl an Unternehmen, so dass nur gut 1.670 Titel verbleiben. Der ETF dürfte jedoch die „Welt AG“ genauer abbilden als der MSCI World. Wer es noch etwas genauer wünscht, kann eine kleine Small-Cap-Position wie den iShares MSCI World Small Cap UCITS ETF (WKN: A2DWBY) hinzufügen.

Weiter mit der Anleihenseite

Die „Welt AG“ benötigt obendrauf Anleihen. Hier geht es nicht um Rendite, sondern nur darum, Pulver für die Krise trocken zu halten. Hier bieten sich Euro- Staatsanleihen wie der Xtrackers Eurozone Government Bond UCITS ETF (Acc) (WKN: DBX0AC) an.

Hintergründe zur Beck-Methode

Es gibt etliche statische Rebalancing-Lösungen oder die wesentlich teureren gemanagten Produkte. Die gemanagten Lösungen erzielen jedoch eine systematische Unterrendite. Und genau hier setzt der Ansporn Becks an. Denn damit muss eine antizyklische Steuerung her. In der Krise wird also der Anleihenanteil gesenkt und der Aktienanteil erhöht. Damit geht man systematisch antizyklisch vor.

Dieses Spiel ist genau messbar. Die erwartete Rendite sei umso größer, je häufiger es zu Krisen kommt. Die Anleihenseite soll also die Antizyklikprämie liefern. Denn gerade professionelle Investoren müssen in schweren Zeiten in sichere Anleihen umschichten. Die Krise selbst wird definiert als Phase hoher Kapitalkosten für Unternehmen.

Ein Regime ist ein bestimmter Marktzustand, den man messen kann – also die Großwetterlage an der Börse. Je nach Rahmenbedingung wird das Portfolio angepasst. Die Krise wird defi niert als Zeit von Eigenkapitalknappheit. Welches „Regime“ vorherscht, hängt von den Kapitalkosten der Unternehmen ab.

Die drei Szenarien und die Gewichtung der Bausteine

Das Regime A steht für die normale Marktphase. Das heißt, die Risikokapitalkosten der Welt AG sind auf Normalniveau. Die Allokation lautet: 80 Prozent in einen Welt-ETF und 20 Prozent in sichere Anleihen. Das ist also in der Theorie von Beck der Normalfall.

In Regime B herrscht Eigenkapitalknappheit (Risikokapitalkosten der Welt AG sind deutlich erhöht). Der Aktienanteil wird auf 90 Prozent erhöht, die Anleihenseite macht in dieser Phase damit noch zehn Prozent aus.

In der Marktphase C ist eine Eskalation der Eigenkapitalknappheit festzustellen. Nun fl ießt das Kapital komplett in den weltweiten Aktienmarkt. So erkennen Sie, wann eine Umschichtung im Portfolio ansteht

Eine Umschichtung ist dann geboten, wenn ein sogenannter Regimewechsel eintritt. Dieser ist angezeigt über den Stand des MSCI World relativ zu seinem letzten Allzeithoch. Das Regime „Eigenkapitalknappheit Krise“ (B) gilt, solange der MSCI World mindestens 20 Prozent und höchstens 40 Prozent unterhalb seines letzten Allzeithochs steht.

Das Regime „Eskalation der Eigenkapitalknappheit Krise“ (C) gilt, solange der Stand des MSCI World unterhalb von 40 Prozent seines letzten Allzeithochs steht. Alle anderen Marktphasen stellen das Regime Normal (A) dar. Mit den genannten ETFs können Privatanleger die Beck’sche Anlagephilosophie ganz einfach kopieren.

Tipp: ETF-Empfehlungslisten – hier finden Sie die besten ETFs zu allen wichtigen Anlageklassen.

Fazit

Wer es einfach haben will, fährt mit dem klassischen Buy-and-Hold-Ansatz sicherlich langfristig nicht schlecht. Die Herangehensweise von Andreas Beck klingt allerdings interessant, da sie verspricht, Anlegern die Angst vor Krisen zu nehmen. Und genau diese Angst ist es, die vielen Bundesbürgern den Weg zur Börse versperrt

Tipp: In der kostenfreien extraETF Themenwoche referiert Dr. Andreas Beck über das sicherste Portfolio aller Zeiten. Alle Infos sowie Anmeldemöglichkeiten unseren Referenten & Webinaren finden Sie hier: www.etp-award.de/themenwoche.