12. Dezember 2011

Die passive Anlage wird meist überschätzt

In der klassischen Diskussion aktiv versus passiv werden in der Presse immer wieder passive Produkte wie ETFs als überzeugende Anlage herausgestellt. Eine aktuelle Scope-Analyse zeigt jedoch, dass mehr als die Hälfte der aktiv gemanagten Aktienfonds besser abgeschnitten haben als der EURO STOXX 50 Total Return. Eine einfache Lösung für den Anleger gibt es ohnehin nicht, sowohl bei aktiven wie auch bei passiven Anlagen gilt es etliche Risiken zu berücksichtigen.

Passive Indexfonds wie Exchange Traded Funds, kurz ETFs, eröffnen gegenüber aktiven Fonds mehrere Vorteile. Das sind vor allem wesentlich niedrigere Gebühren sowie die Tatsache, dass der Anleger genau weiß, was er kauft. Hinzu kommt, dass Managerrisiken wie bei einem aktiven Produkt entfallen. Geht nämlich ein aktiver Manager hohe Risiken ein, kann dies durchaus zu erheblichen Verlusten führen. Vor diesem Hintergrund nahm in den vergangenen Jahren das Volumen an ETFs deutlich zu. Insbesondere wurden in der Presse ETFs als der Königsweg für den Anleger dargestellt.

Dies greift allerdings zu kurz. Im Grunde geht es für den Anleger gar nicht um die Frage, aktiv oder passives Investment, sondern darum, bei möglichst geringem Risiko eine möglichst hohe Performance zu erzielen. Die aktuelle Scope Analyse zeigt, dass zahlreiche aktiv gemanagte Fonds bessere Ergebnisse als relevante Indizes erzielt haben. So schnitten in den vergangenen fünf Jahren immerhin 464 von 816 Europa- Aktienfonds besser ab als der EURO STOXX 50 Total Return, der in diesem Zeitraum 26,4 Prozent an Wert eingebüßt hat. Der marktbreitere MSCI Europe Total Return wies hingegen auf Sicht von fünf Jahren ein Minus von „nur“ 17,7 Prozent auf. Dabei schnitten 209 Europa-Aktienfonds oder 25,6 Prozent besser als dieser Index ab.

Auch für die Peer Group Deutschland ergibt sich ein differenziertes Bild: In den vergangenen fünf Jahren gelang es 32 von betrachteten 71 Aktienfonds – und damit 45,1 Prozent – den MSCI Deutschland Total Return, der 6,3 Prozent an Wert verlor, zu übertreffen. Der DAX verzeichnete im gleichen Zeitraum „nur“ ein Minus von 2,6 Prozent. Dabei gelang es 14 Deutschland-Aktienfonds oder 19,7 Prozent der Grundgesamtheit den DAX zu übertrumpfen.

Aus der Analyse lassen sich mehrere Schlüsse ziehen. Zum einen gibt es natürlich keinen Automatismus, dass eine volatile Assetklasse wie Europäische Aktien oder auch wie Deutsche Aktien, die historisch mit einer ansprechenden Performance überzeugt haben mag, diese Entwicklung fortschreibt. Es ist selbstverständlich möglich, dass die Aktienanlage auch über mehrere Jahre Einbußen erleidet. Hätten sich hingegen Aktien sehr gut entwickelt, würden sowohl aktive wie passive Anlagen ein deutliches Plus aufweisen. Die zentrale Frage, auch unter Risikogesichtspunkten, bleibt letztendlich die Asset Allocation, nämlich in welche Anlageklassen in welchem Verhältnis der Anleger investiert.

Gerade bei passiven Anlagen gilt es zudem genau hinzuschauen, was der Anleger mit einem Indexinvestment genau erwirbt. So waren in den vergangenen Jahren im EURO STOXX 50 zum Beispiel Banken und Versicherungen stark vertreten, die unter der Finanzkrise erheblich gelitten haben. Breiter gestreute Indizes weisen zumindest niedrigere Risiken auf.

Zum anderen sollten Investoren aktive Anlagen nicht von vorne herein ausschließen. Es gibt offensichtlich in einzelnen Assetklassen durchaus Manager mit entsprechender Marktkenntnis oder ausgeprägtem Marktgespür, die relevante Vergleichindizes über einen Zeitraum von mehreren Jahren schlagen. Natürlich bestehen dabei Risiken, dass Manager wechseln oder ein Manager seine Outperformance nicht mehr wiederholen kann. Gleichwohl sollte es sich lohnen, die Outperformer zu analysieren und wenn dem nichts dawider steht ins Anlageuniversum mit einzubinden.

Ein etwas besseres Ergebnis für ein passives Vorgehen zeigt sich immerhin auf Ebene der Asset Allocation. Der breit gestreute ETF Dachfonds ARERO (WKN: DWS0R4), der zu 60 Prozent in Aktien und zu 25 Prozent in Anleihen und zu 15 Prozent in Rohstoffen investiert, verlor im laufenden Jahr 2011 zwar 8,8 Prozent an Wert. Das sind aber immerhin geringere Verluste als der DAX, der 11,6 Prozent einbüßte. Das risikomindernde Konzept des ARERO, welches eine jährliche Readjustierung der 60/25/15-Aufteilung vorsieht, scheint aufzugehen. Auf der anderen Seite bleibt der ARERO auf Sicht von drei Jahren mit einem Plus von 31,44 Prozent hinter dem DAX mit plus 39,4 Prozent zurück.

Eine andere Strategie verfolgt der ETF-Dachfonds von Veritas (WKN: 556167). Der Fonds kann eine Aktienquote von 0 bis 100 Prozent fahren und auch in Geldmarkt und Anleihen-ETFs investieren. Damit kann die Allokation sehr variabel den aktuellen Marktgegebenheiten angepaßt werden. Leider lassen sich auch mit diesem Modell Verluste nicht ausschließen. Die starken Markteinbrüche im Spätsommer führten zu einem Minus von 16,6 Prozent im bisherigen Jahresverlauf. Auf Sicht von drei Jahren beträgt das Plus jedoch 10,4 Prozent.