9. August 2022
Die Zinswende ist da – was das für Aktien, Gold und Bitcoin bedeutet

Die Zinswende ist da – was das für Aktien, Gold und Bitcoin bedeutet

Lange hat es gedauert, bis die Europäische Zentralbank auf die immer weiter steigende Inflation reagiert hat, doch nun ist die Zinswende da. Welche Auswirkungen hat das auf deine Geldanlage?

0,5 Prozentpunkte – das ist der erste Schritt, den die EZB in einer ersten Zinserhöhung gegangen ist, weitere sollen folgen. Der Einlagezins liegt jetzt bei null Prozent, der Minuszins ist also Geschichte. Denn sie müssen jetzt kein sogenanntes Verwahrentgelt mehr zahlen, das viele Banken ab einem bestimmten Guthaben erhoben hatten – viele erst ab einer Höhe von 50.000 Euro oder mehr, manche aber schon ab 5000 Euro. Und was bedeutet die Zinswende für Investoren?

Aktien

Anlegerinnen und Anleger schauten mit Bangen auf die Börsen, als nicht nur die EZB, sondern auch die Fed Zinserhöhungen ankündigten. Denn eigentlich sind höhere Zinsen keine guten Nachrichten für die Aktienmärkte. Höhere Zinsen bedeuten teure Kredite, das gilt natürlich nicht nur für Privatleute, sondern auch für Unternehmen. Müssen diese also dafür mehr Geld aufwenden, schmälert das womöglich die Gewinne. Und diese Aussichten drücken die Kurse. So zumindest die Theorie.

In der Praxis kam es jedoch längst nicht so schlimm wie erwartet. Die Zinserhöhungen wirkten sich nicht massiv auf die Börsen aus. Experten erklärten das damit, dass die Märkte die Zinserhöhungen bereits im Vorfeld eingepreist haben könnten – schließlich ging es für Indizes wie den S&P 500 schon einige Zeit vor den Entscheidungen bergab. In den letzten Wochen hingegen erholten sich die Märkte.

Wer mit langfristigem Horizont investiert, muss sich also auch weiterhin nicht nervös machen lassen. Die aktuellen Schwankungen könnten zwar noch einige Zeit anhalten und viele Analysten gehen davon aus, dass der Boden noch nicht erreicht ist. Dennoch ist die Lage nicht so tragisch, wie von vielen im Vorfeld befürchtet. Und derzeit bieten sich günstige Einstiegsmöglichkeiten.

Gold

Das Edelmetall hat es derzeit nicht einfach. Seinem Ruf als Inflationsschutz wird Gold momentan nicht gerecht. Der Preis brach ein, was viele Experten überraschte. Ein Grund: Gold wird vor allem in Dollar gehandelt und die US-Währung war in letzter Zeit sehr stark. Das bedeutet, der Wechselkurs von Euro in Dollar ist auch wichtig dafür, wie viel Gold mit Euro gekauft werden kann. Ist der Dollar stark, ist auch Gold teuer. Klingt doch erst mal nach dem idealen Inflationsschutz? Warum also ist der Preis dennoch eingebrochen? Ganz einfach: Die Nachfrage ist eingebrochen – und wenn niemand kauft, sinkt der Preis. Und höhere Zinsen machen Gold zusätzlich unattraktiver, da es keine laufenden Erträge einbringt.

Sollten Anlegerinnen und Anleger jetzt also auf Gold verzichten? Nicht unbedingt. Gold wird von Experten generell nicht als Renditetreiber gesehen, sondern als Stabilisator. Und in diesem Fall sollte der Preis über einen längeren Zeitraum betrachtet werden. Henrik Marx, Global Head of Trading bei Heraeus, sagte dazu gegenüber der ZEIT, dass zwar die EZB mit der Erhöhung der Leitzinsen Gold keinen Gefallen tue, „Aber die Realverzinsung ist noch so deutlich negativ, dass es zunächst keinen großen Einfluss auf die Goldnachfrage haben sollte“.

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Bitcoin

Finanzexperten und Investoren blickten gespannt darauf, wie Bitcoin und auch andere Kryptowährungen auf die Zinswende reagieren würden. Schließlich fehlte es hier komplett an Erfahrungswerten. Im Gegensatz zu Aktien hat Bitcoin auf die Ankündigung deutlich negativ reagiert.

Kryptowährungen sind ohnehin eine hoch volatile Anlageform, die Reaktion auf die Zinserhöhungen haben das ein weiteres Mal deutlich bestätigt. Hinzu kommt, dass Bitcoin eng mit dem Tech-Markt verbunden sind – und auch dieser hat in den letzten Monaten stark gelitten. Als Inflationsschutz konnte sich die Währung bislang ebenfalls nicht etablieren. Auch das sorgt bei Anlegerinnen und Anlegern für weitere Verunsicherung, denn das war eine Hoffnung, die viele hatten.  Seine überzeugten Befürworter hat Bitcoin dennoch nach wie vor. Wie sich die Währung nun langfristig schlägt, muss sich also zeigen.