30. Juni 2018
Drei Digitale Vermögensverwalter bieten den Core-Sattelite-Ansatz.

Digitale Vermögensverwaltung mit Themen

Anleger können entweder die Hände in den Schoss legen und einen digitalen Vermögensverwalter machen lassen oder selbst aktiv aussichtsreiche Themen aufspüren. Das können etwa Wirtschaftszweige sein, denen man gemeinhin positive Aussichten attestiert, etwa Digitalisierung, es kann aber auch eine besondere Verbundenheit zu einem Sektor sein. Viele Anleger wissen dabei nicht, dass sie auch beides haben können – und zwar aus der Hand einer digitalen Vermögensverwaltung. Dies ist der sogenannte Core-Satellite-Ansatz. Dieser bezeichnet im Portfoliomanagement die Aufteilung in eine breit gestreute Kerninvestition (Core) und eine oder mehrere Anlagen in einzelne ausgewählte Branchen (Satellite). Die Satelliten stellen aber nur einen geringen Anteil am Gesamtportfolio dar. Sie sind das Salz in der Suppe, aber nicht die Suppe selbst. Andernfalls würden Risiken Überhand nehmen. Der Core-Satellite-Ansatz ist eine Weiterentwicklung der Modernen Portfoliotheorie (MPT) nach Harry Markowitz, die es ermöglicht, strategische Beteiligungen, regulatorische Restriktionen oder auch individuelle Bedürfnisse privater Investoren in die Optimierung der Kapitalanlagestrategie einzubeziehen. Wer bequem auf eine digitale Vermögensverwaltung bauen möchte, dabei aber gerne seine Lieblingsthemen untergebracht sieht, für den können drei Anbieter interessant sein: Werthstein, Investify und Solidvest *.

Werthstein setzt auf Zeitgeist

Die Werthstein GmbH wurde im Sommer 2016 aus der Taufe gehoben. Ziel ist kein geringeres als „die Art, wie Menschen Geld anlegen, zu verändern“. Daneben müssen Geldanlagen Spaß machen. Doch Spaß hat etwas mit den persönlichen Vorlieben zu tun. Hier kommen später die Satelliten ins Spiel, Werthstein nennt sie Zeitgeists. In einem ersten Schritt erfolgt, wie auch bei anderen Robo Advisors die Ermittlung des Risikoprofils. Hier geht es darum, welches Basisportfolios (Core) das richtige ist.  Zur Auswahl stehen fünf Risikoklassen, die mit fünf bis elf ETFs hantieren. Das Besondere an Werthstein wird aber erst in Schritt zwei deutlich. Hier darf der Anleger selbst kreativ werden, indem er sich einen Zeitgeist aussucht, der zu ihm passt. Grundsätzlich kommen auch hier kostengünstige ETFs zum Einsatz. Sollte das nicht möglich sein, muss ein Aktienkorb von zehn bis 20 Positionen herhalten.

Welche Zeitgeist-Modelle gibt es?

In Zeiten von Rekordsummen für Fußballer-Transfers wird einmal mehr klar: Im Fußball fließt reichlich Geld. So soll Paris Saint Germain die Dienste von Neymar dos Santos Junior ­– kurz: Neymar ­–

Immerhin 222 Millionen Euro wert gewesen sein. Der FC Barcelona soll Medienberichten zur Folge 160 Millionen Euro für Philippe Coutinho an den Championsleague-Finalisten FC Liverpool überwiesen haben. „Im Bereich Sport gibt es fünf interessante Segmente: die Vereine selbst, wie etwa Manchester United oder Borussia Dortmund. Dann sind es die Medienfirmen, die die Spiele übertragen. Außerdem die Bekleidungsfirmen und die Schuhhersteller wie Nike. Außerdem gibt es die Stadien, wo die Spiele ausgetragen werden, und zum Schluss noch die Buchmacher und Wettbüros“, sagt Giles Keating, Geschäftsführer von Werthstein. So finden sich hier Aktien wie Borussia Dortmund genauso wider wie Nike, Bet-At-Home oder Sky.

Fußball ist nicht Ihr Thema? Macht nichts. Ein anderer Zeitgeist fokussiert sich auf die Digitalisierung. Die Wertsteigerung in den vergangenen zwölf Monaten fiel fast doppelt so hoch aus wie beim Sport-Zeitgeist. Der Bereich investiert in den ROBO Global Robotics and Automation GO UCITS ETF (WKN: A12GJD). Die Branche gilt als Megatrend. Könnte aber auch schon relativ hoch bewertet sein. Es gibt noch etliche weitere Zeitgeists. Auf der Website des Anbieters kommen regelmäßig hauseigene Experten zu Wort, die über die Zeitgeist-Varianten berichten. Die Mindestanlage beträgt 20.000 Euro. Es fallen maximal 0,85 Prozent an Gebühren an. Ab 100.000 Euro beträgt die Servicegebühr 0,35 Prozent.

Investify – auch für den schmalen Geldbeutel

Schon mit kleinerem Budget lässt sich bei Investify die Core-Satellite-Strategie umsetzen. Wer mindestens 5.000 Euro mitbringt, ist dabei. Ähnlich wie bei Werthstein setzt Investify grundsätzlich auf ETFs. Vereinzelt kommen bei Anlagethemen auch aktive Fonds zum Einsatz. „Entsprechend der Risikobereitschaft des Kunden stellen wir ihm verschiedene Themen zur Verfügung, durch die der Kunde außerdem in seine favorisierten Bereiche investieren kann. Solche Themen können entweder zukunftsweisende Techniken sein bis hin zu klassischen Zugpferden der deutschen Wirtschaft. Kunden können sich aber auch von Themen trennen und sich für andere entscheiden“, sagt Sebastian Hasenack, Geschäftsführer von Investify. Für diesen Service wird eine Gebühr von einem Prozent fällig. Umschichtungen bei den Themeninvestments sind darin bereits enthalten. Neben sechs Core-Anlagen hält Investify 15 Themenbereiche parat.

Natürlich gibt es auch bei Investify das Thema rund um die Robotik. Aber es gibt auch völlig andere Themen, bei denen sich die Anbieter unterscheiden. Das ist dann eine Geschmacksfrage. So gibt es beispielsweise für Anleger, die auf heimische Werte setzen möchten, die Zugpferde der deutschen Wirtschaft. Hier kommt es auf den Erfindergeist deutscher Mittelständler an. Small und Mid Caps zeichneten sich in der Vergangenheit immer wieder durch höhere Kursgewinne aus als die großen Flaggschiffe.

Seit Jahren zeichnet sich in Industrieländern eine Entwicklung ab: Die Alterung der Gesellschaft. Eine Studie des Instituts für Wirtschaftliche und soziale Angelegenheiten spricht eine deutliche Sprache: Wenn sich das globale Bevölkerungswachstum in seiner derzeitigen Dynamik fortsetzt, werden im Jahr 2050 – auf Basis der im Mittel unterstellten Prognosen – um die neun Milliarden Menschen auf unserem Planeten leben. Die Steigerungsrate der Menschen, die dann 60 Jahre und älter sein werden, liegt bei mehr als 300 Prozent.

Vielleicht ist Ihnen auch schon aufgefallen, dass in den vergangenen Monaten immer mehr ethische ETFs auf den Markt drängen. Dieser Entwicklung will Investify Rechnung tragen. Als Standard dienen die ESG-Kriterien, also einer Auswahl, die den Aspekten Umwelt, Soziales und unternehmerische Verantwortung gerecht werden soll. Neben dem Wunsch nach Rendite richtet sich dieser „Satellite“ an Anleger, die auch beruhigtem Gewissens anlegen möchten.

Gleich mehrere Fliegen mit einer Klappe schlagen soll die „disruptive Welt“. Hier sind sämtliche Sektoren vertreten, die die nächste Revolution in Wirtschaft und Gesellschaft lostreten könnten. Das sind etwa Robotik, 3D Druck, künstliche Intelligenz, Genforschung oder Solarenergie. Studien von McKinsey bescheinigen den disruptiven Technologien ein Marktpotential zwischen 20 und 30 Billionen US-Dollar jährlich in der kommenden Dekade. Den Chancen stehen jedoch auch den Risiken nicht-etablierter Branchen gegenüber.

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Solidvest mit Einzelaktien

Das Thema Digitalisierung findet sich wie auch bei Werthstein und Investify auch im Satellite-Modell von Solidvest. Der Anbieter unterscheidet sich aber in einem Punkt deutlich. Nach eignen Angaben führt der Anbieter 600 Unternehmensbesuche in USA, Asien und Europa durch. Von weltweit rund 68.000 Aktien kommen so hundert in die engere Auswahl. „Einen Nutzen aus der Analyse der Unternehmen kann man nur erzielen, wenn man in diese direkt investiert. Bei ETFs hat der Anleger immer nur den Marktdurchschnitt im Depot“, sagt Klaus Pfaller, Leiter der Online-Vermögensverwaltung bei Solidvest. Letztendlich besteht ein Solidvest-Depot aus circa 30 Aktien und 20 Anleihetitel. Gemäß aktuellen Studien genügen 15 bis 30 Aktientitel für eine ausreichende Diversifikation, heißt es bei Solidvest. Das Konzept weicht damit von herkömmlichen Robo Advisors ab, die auf kostengünstige ETFs setzen. Der im Vergleich zu den anderen beiden Anbietern größere Aufwand schlägt sich in höheren Gebühren für Verbraucher nieder. Eine Einlage zwischen 25.000 und 99.999 Euro schlägt mit insgesamt 1,4 Prozent zu Buche. Darüber fallen 1,1 Prozent der angelegten Summe an.

Doch Themen gibt es auch bei Solidvest. Neben der Digitalisierung gibt es hier ein Thema, das wohl nahezu jeden anspricht: Freizeit und Reisen. Die junge Generation ist häufig gerne auf Achse. Auch Rentner sind heutzutage wesentlich rüstiger, wohlhabender und aufgeschlossener gegenüber Reisen eingestellt als das noch vor wenigen Jahrzehnten der Fall war. Profiteure dieser Entwicklung sind Hotels, Fluggesellschaften, Reiseveranstalter oder Kreuzfahrtreedereien.

Ebenfalls eine Spezialität von Solidvest ist der Bereich Marken und Luxus. Höherpreisige Güter der Automobil- oder Modebranche stehen für Vertrauen und Status, weswegen Kunden dafür bereit sind, etwas mehr zu bezahlen, als für ein vergleichbares Produkt ohne entsprechende Markenpositionierung. Dies kann Marken und Luxusunternehmen eine langfristig höhere Profitabilität ermöglichen sowie den Besitz von Werten, die auch in Krisenzeiten ihren Bestand haben können. Dazu kommt, dass immer mehr Menschen die globale Mittelschicht erreichen und das auch durch den Kauf der entsprechenden Produkte zeigen möchten.

In einem anderen Themenkomplex verspricht Solidvest skalierbare Geschäftsmodelle. Innovative Firmen können bei steigenden Umsätzen proportional stärker steigende Gewinne erreichen, was man ein skalierbares Geschäftsmodell nennt. Dies liegt daran, dass beispielsweise eine Software oder ein Produkt nur einmal unter hohen Investitionen entwickelt werden muss und danach aber zu relativ geringen Mehrkosten verkauft werden kann. Dies kann dazu führen, dass der Gewinn sich bei doppeltem Umsatz verdreifachen kann.

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Fazit: Wer mit überschaubaren Mitteln den Core-Sattelite-Ansatz umsetzen möchte, wird bei Investify fündig. Noch etwas günstiger aber mit einer höheren Einstiegshürde verbunden werden Kunden bei Werthstein bedient. Denn dafür benötigen sie erstmal 20.000 Euro. Durch die Auswahl einzelner Aktien ist Solidvest kostspieliger. Die Einstiegssumme ist mit 25.000 Euro am höchsten. Die angebotenen Themen sind teilweise gleich oder ähnlich. Den einen oder anderen Exoten haben aber alle drei.

Lesetipp: Ausführliche Berichte zum Thema Branchen und Themen können Sie in der Juli-August-Ausgabe des EXtra Magazins lesen.