14. Februar 2022
Drohende Eskalation des Ukraine-Konflikts: Was bedeutet das für die Börsen?

Drohende Eskalation des Ukraine-Konflikts: Was bedeutet das für die Börsen?

Kommt es in der Ukraine zur Eskalation, wird das auch Folgen für die Wirtschaft und die Aktienmärkte haben. Experten rechnen damit, dass europäische Aktien um bis zu zehn Prozent abstürzen könnten.

Die Lage in Osteuropa spitzt sich immer weiter zu. Noch immer ist nicht klar, ob Putins Drohungen in die Tat umgesetzt werden oder nicht, doch die Tatsache, dass die USA, Großbritannien und auch Deutschland ihre Bürger zur sofortigen Ausreise aus der Ukraine aufgefordert haben, bereitet Sorgen. Noch laufen die Verhandlungen für eine friedliche Lösung, doch derzeit ist es schwer vorhersehbar, ob diese erfolgreich verlaufen werden und ein Krieg abgewendet werden kann.

Russische Börse bricht ein

Auch für die Finanzmärkte wäre ein Krieg verheerend. Derzeit kämpfen sie bereits mit Inflation, Crash-Angst und den Auswirkungen der Coronakrise. Was eine Eskalation des Ukrainekonflikts bedeuten würde, lässt sich nur vermuten.

Als Russland im Januar mit seinen Truppen bis an die Grenze der Ukraine vorgedrungen ist, hatte das zumindest an der russischen Börse gravierende Folgen. Der Januar 2022 lief so schlecht wie lange nicht – der Leitindex RTS brach um 9,4 Prozent ein, der MOEX um 6,3 Prozent. Die Nervosität der Anleger und Anlegerinnen sei größer als die Renditechancen bei Öl, Gas und Metallen, so Elbek Dalimow, Analyst der Analgegesellschaft Aton, gegenüber der FAZ. Die Angst vor einem Krieg könnte diesen Trend verstärken, auch auf mittelfristige Sicht. Zu den großen Verlieren würden dann neben Tech-Firmen auch die Aktien von russischen Banken zählen, die im Falle eines Krieges mit hohen Strafen belegt würden.

Kann die Eskalation verhindert werden, wird sich laut Experten von Morgan Stanley der russische Finanzmarkt auch schnell wieder erholen – Zuwächse von bis zu 79 Prozent halten sie für möglich.

Talfahrt an der Wall Street

Auch in den USA haben die Märkte auf den Konflikt reagiert. Zum Ende der vergangenen Woche sind die Kurse stark gefallen, auch aufgrund der hohen Inflation und den kommenden Zinserhöhungen. Anlegerinnen und Anleger setzten vermehrt auf Staatsanleihen oder Währungen wie den US-Dollar oder den japanischen Yen. Sie gelten als relativ krisensicher.

Der Dow Jones Industrial etwa verlor am Freitag 1,43 Prozent, der S&P 500 musste Einbußen von 1,9 Prozent verkraften. Der Nasdaq verlor sogar 3,07 Prozent. Da die Regierung um Joe Biden von einer hohen Kriegswahrscheinlichkeit auszugehen scheint, reagierten Anlegerinnen und Anleger vermehrt mit Verkäufen.

DAX unter 15.000 Punkten

Und auch am deutschen Aktienmarkt macht sich die Angst vor einer Eskalation bemerkbar. Heute am 14. Februar steht der DAX so tief wie seit Oktober nicht mehr. Verglichen mit dem Schlusskurs am Freitag hat der Index 3,8 Prozent verloren. Anderen europäischen Indizes geht es ähnlich – sowohl der EuroStoxx 50 als auch der französische Index CAC40 verloren über 3 Prozent. Experten rechnen damit, dass der DAX und andere europäische Werte im Falle eines Krieges auch über 10 Prozent verlieren könnten.

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Ölpreise steigen

Marschiert Russland in die Ukraine ein, könnte es zu Lieferausfällen bei Öl und auch Gas kommen. Die Ölsorten Brent und West Texas Intermediate erreichten heute früh die höchsten Preise seit 2014. „Sollte es zu einem russischen Einmarsch kommen, sind deutliche Preissprünge bei Rohöl und Erdgas wahrscheinlich. Brent dürfte dann über die Marke von 100 Dollar je Barrel steigen und auch der Erdgaspreis wieder die Marke von 100 Euro je Megawattstunde überwinden.“ sagte Carsten Fritsch, Rohstoffexperte der Commerzbank, gegenüber der Tagesschau. Jetzt noch einzusteigen, ist eigentlich schon zu spät.

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Erholung bei Deeskalation

Sollte es gelingen, den drohenden Krieg noch abzuwenden, werden sich die Börsen recht kurzfristig wieder erholen. Insbesondere russische Aktien könnten von einer Deeskalation deutlich profitieren. 

Dennoch sagen Experten auch: Politische Börsen haben kurze Beine. Eine friedliche Lösung könnte für ein schnelles Plus etwa beim DAX sorgen, jedoch gehen Börsen bekanntlich auch schnell wieder zur Normalität über.

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