17. Dezember 2019
Rohöl vor dem Comeback

Energie-ETFs: Rohöl vor weiterer Erholung?

Letztes Jahr ging es aufgrund einer sich eintrübenden Weltwirtschaft mit den Rohölpreisen in den Keller. Doch seit Jahresbeginn kam es zu einer kräftigen Kurserholung im Bereich Rohöl.

Im laufenden Jahr ging es mit dem Preis für Rohöl der Sorte Brent um mehr als 30 Prozent nach oben (Stand: 16.12.2019), WTI-Rohöl verteuerte sich ähnlich. Vom Höchststand des Vorjahres mit knapp 85 US-Dollar für Brent-Rohöl im Oktober und 74,56 US-Dollar für Rohöl der Sorte WTI sind die aktuellen Preise jedoch noch weit entfernt. Ob der Ölpreis allerdings weiter nach oben geht, ist ungewiss. Der Grund: Weltweit trübt sich die Konjunktur ein. So senkte der Internationale Währungsfonds (IWF) erst im ersten Quartal 2019 die Prognose für das globale Wirtschaftswachstum im laufenden Jahr von bisher 3,7 auf nunmehr nur noch 3,5 Prozent. Für Deutschland wird sogar lediglich mit einem Wachstum von 1,3 Prozent gerechnet. Vor allem aber auch im rohstoffhungrigen China ging das Wachstum im vergangenen Jahr auf 6,6 Prozent zurück. Im letzten Quartal 2018 waren es sogar nur 6,4 Prozent. Hinzu kommen Unsicherheiten wie der Brexit oder der Handelsstreit zwischen den USA und China. Zudem ist das Rohölangebot groß. Allein die USA fördert laut jüngstem Bericht der Energy Information Administration (EIA) im Jahr 2019 rund 12,07 Millionen Fass pro Tag, 2020 soll die Produktion dann auf 12,86 Fass pro Tag anwachsen. Dieses Niveau wurde von der US-Energiebehörde eigentlich erst für 2040 erwartet. Ende 2020 wird so die USA vom Nettoimporteur zum Nettoexporteur.

Weitere Kurserholung bei Rohöl aber möglich

Trotzdem sprechen einige Fakten auch für eine weitere Preiserholung. So reduzierte die Organisation Erdöl exportierender Länder (OPEC) im Januar entsprechend der zurückliegenden Vereinbarung ihre Förderquoten um rund 2,5 Prozent. Das entspricht rund 800.000 Barrel weniger als noch im Vormonat. Das allein sorgte für ein Ende des Preisverfalls. Hinzu kommen Exportausfälle bzw. deutliche -reduktionen in Venezuela und im Iran. So sank die Erdölproduktion in Venezuela, dem Land mit den weltweit größten Ölreserven, von ehemals drei Millionen Barrel im Jahr 2013 auf knapp 1,2 Millionen Barrel. Zurückzuführen ist dies vor allem auf fehlende Investitionen in moderne Förder- und Raffinerietechnik. Die sich aktuell zuspitzende politische Situation könnte zu einer weiteren Drosselung führen. Zudem verhängte US-Präsident Donald Trump Sanktionen im Bereich Erdöl. Auch die neuerlichen Sanktionen gegenüber dem rohölreichen Iran dürften das Angebot an Rohöl verknappen. 

Für weiteren Preisauftrieb könnte aber vor allem eine unerwartete Aufhellung der weltweiten Konjunktur sorgen, ausgelöst durch die derzeit wahrscheinliche Einigung im Handelsstreit zwischen den zwei weltgrößten Volkswirtschaften USA und China. Geldpolitische Maßnahmen der chinesischen Regierung könnten dafür sorgen, dass das Wachstum im Reich der Mitte wieder anzieht. Auch die angekündigte zwischenzeitliche Pause bei der US-Leitzinserhöhung durch die Fed dürfte für Wachstumsimpulse sorgen, die zur vermehrten Rohöl-Nachfrage führen. Die Mehrheit der Analysten geht daher aktuell von einem moderaten Anstieg des Rohölpreises auf 70 bis maximal 85 US-Dollar aus, mancher von ihnen rechnet sogar mit einem vorübergehenden Knacken der 100 Dollarmarke. Ein großer Skeptiker ist hingegen die Nomura-Bank, die im schlimmsten Szenario mit einem Ölpreisverfall auf 20 US-Dollar rechnet.

ETFs auf Erdöl & Gasproduzenten

Mit dem iShares Stoxx Europe 600 Oil & Gas UCITS ETF (WKN: A0H08M) können Anleger auf die 23 größten europäischen Erdöl- und Erdgasproduzenten wie Total, BP oder Royal Dutch Shell setzen. Aktuell ist der ETF seit Jahresbeginn mit gut acht Prozent im Plus. Im ETF sind 441 Millionen Euro investiert. Die Gesanmtkostenquote des ETF beträgt 0,46 Prozent.

Eine Alternative dazu ist der iShares Oil & Gas Exploration & Production UCITS ETF (WKN: A1JKQL). Der Index umfasst 73 globale Titel aus dem Bereich Erdöl-/Gasförderung und -exploration. Der ETF ist derzeit mit etwas mehr als sechs Prozent seit Jahresbeginn im Plus. Mit einem Fondsvolumen von rund 72 Millionen Euro ist er allerdings nicht ganz so liquide. Die Gesamtkostenquote des ETF beträgt 0,55 Prozent.

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