23. Dezember 2016
ETF-Gebührenvergleich

ETF-Gebührenvergleich: Hohe Kostenersparnis mit ETFs

Während europaweit die Kosten für aktiv gemanagte Investmentfonds leicht sinken, steigen sie in Deutschland an. Das zeigte eine Studie des Fondsanalysten Morningstar. Das EXtra-Magazin führte daraufhin einen ETF-Gebührenvergleich durch und nahm die Kosten der ETFs unter die Lupe. Das Ergebnis: die Kostenersparnis mit ETFs ist erheblich und wächst weiter.

Hohe Gebühren bei aktiv verwalteten Fonds

Nach Ergebnissen von Morningstar sanken in den vergangenen drei Jahren die laufenden Gebühren kapitalgewichtet von 1,09 Prozent auf 1,0 Prozent. Die Gebühren von Aktienfonds gingen um gut elf Prozent von 1,43 Prozent im Jahr 2013 auf 1,27 Prozent in diesem Jahr zurück. Rentenfonds verbilligten sich stärker, und zwar um rund 17 Prozent von 0,89 Prozent auf 0,74 Prozent. Die Kosten von Mischfonds reduzierten sich indes nur von 1,56 Prozent auf 1,47 Prozent.

Fondstyp Kosten 2013 Kosten 2016 Veränderung
Aktienfonds 1,43 % 1,27 % – 11 %
Rentenfonds 0,89 % 0,74 % – 17 %
Mischfonds 1,56 % 1,47 % – 6%
Kapitalgewichtet 1,09 % 1,0 % – 8 %

Der Autor der Studie Nikolaj Mikkelsen macht diesen für Anleger erfreulichen Rückgang vor allem an zwei Trends fest: Fonds(tranchen), die keine Vertriebsgebühren enthalten, werden immer stärker nachgefragt. Zugleich streben immer mehr Anleger nach günstigen Fonds bzw. ETFs. Doch das deutet an, dass der ohnehin heterogene europäische Fondsmarkt sich immer stärker differenziert.

Brüche im Fondsvertrieb entschlacken Fonds um Retrozessionen

Die Studie zeigt auch, dass der größte Kostenrückgang in solchen Märkten zu beobachten ist, in denen seit 2013 Strukturbrüche zu beobachten waren: Großbritannien, die Niederlande sowie die Schweiz. In Großbritannien und den Niederlanden sind so genannte Kickbacks heute verboten. Es dominieren dort so genannte „Clean Shares“, also Fondstranchen, die keine Vertriebsgebühren enthalten. Die Produktkosten wurden dort um Kickbacks „entschlackt“.

Auch in der Schweiz sind laut Morningstar Retrozessionsmodelle heute im Abseits. Im Zuge wiederholter Urteile des dortigen Bundesgerichts, in denen es um die Vergütung des Vertriebs von Vermögensverwaltern gegangen sei, hätten Banken und Vermögensverwalter in der Schweiz sehr viel stärker als zuvor auf günstige Indexfonds zurückgegriffen.

„Die Folgen dieser überwiegend regulatorisch bedingten Veränderungen sind frappierend: Seit 2013 sind die Kosten von Anlagefonds am stärksten in den Niederlanden zurückgegangen, und zwar um 36 Prozent. In der Schweiz reduzierten sich die Kosten um gut 21 Prozent und in Großbritannien sanken sie immerhin um knapp 16 Prozent. Besonders eklatant fiel der Rückgang der Kosten von Aktien- und Obligationenfonds in der Schweiz aus, die sich jeweils nahezu halbierten. Die untere Tabelle illustriert die Zahlen im Einzelnen.

Rückgang der Fondskosten seit 2013

Land
Niederlanden 36 %
Schweiz 21 %
Großbritannien 16 %

Steigende Kosten für Investmentfonds in Deutschland

Ein anderes Bild präsentiert sich laut der Morningstar-Studie mit Blick auf Fonds, die in Deutschland und Österreich aufgelegt sind.

Deutsche Fonds verteuerten sich vermögensgewichtet gegenüber der Untersuchung aus dem Jahr 2013. Die laufenden Kosten betragen aktuell 1,25 Prozent nach 1,18 Prozent. Das liegt vor allem daran, dass der Zuwachs der (relativ teuren) Mischfonds deutlich stärker ausfiel als bei den (relativ günstigen) offenen Immobilienfonds. Die Kosten von Aktienfonds, die in Deutschland aufgelegt sind, sanken nur minimal von 1,49 Prozent auf 1,48 Prozent. Die Kosten von Rentenfonds blieben konstant bei 0,75 Prozent, und die in Deutschland aufgelegten Mischfonds vergünstigten sich ebenfalls nur leicht um vier Basispunkte auf 1,55 Prozent.

Für Anleger, die auf deutsche Fonds setzen, gibt es allerdings eine gute Nachricht: Sie profitieren stärker als die meisten Anleger in anderen europäischen Ländern von Skaleneffekten. Bei steigendem Fondsvermögen gehen die Kosten also überwiegend zurück. Dieser Trend macht sich auch bei Fonds aus Schweden, den Niederlanden und der Schweiz besonders bemerkbar.

ETF-Gebührenvergleich: Mit ETFs lässt sich viel Geld sparen

Inzwischen hat sich bei den meisten Anlegern herumgesprochen, dass ETFs die weitaus kostengünstigere Anlagemöglichkeit ist, da passive Indexprodukte weniger Verwaltungsaufwand erfordern. Hinzu kommt, dass zahlreiche Studien der Vergangenheit zeigten, dass tatsächlich nur wenige Fondsmanager nachhaltig den Markt schlagen können. Warum also hohe Verwaltungsgebühren zahlen. Das EXtra-Magazin nahm daher die in Deutschland handelbaren ETFs unter die Lupe und hat ermittelt wir hoch die Ersparnis gegenüber aktiv gemanagten Fonds ist.

Kosten von ETFs wichtiger Indizes

Für ETFs auf den deutschen Leitindex muss der Anleger im Schnitt 0,13 Prozent hinblättern. Einen Tick teurer sind ETFs auf den Euro Stoxx 50, die im Schnitt 0,16 Prozent kosten.

Index
Gebühr (Schnitt) Spannweite
MSCI Emerging Markets 0,53 % 0,20 % bis 1,05 %
DAX 0,13 % 0,08 % bis 0,16 %
Euro Stoxx 50 0,16 % 0,05 % bis 0,35 %
Dow Jones 0,43 % 0,33 % bis 0,51 %
S&P 500 0,15 % 0,05 % bis 0,40 %
S&P 500 Hedged 0,35 % 0,15 % bis 0,50 %
MSCI World 0,28 % 0,15 % bis 0,50 %
MSCI World hedged 0,54 % 0,52 % bis 0,55 %
Quelle: extraetf.com

Kosten von ETFs wichtiger Anlageregionen

So kosten ETFs auf Aktien aus Europa und den USA gerade einmal durchschnittlich 0,31 Prozent. Im Gegensatz dazu zahlt man für ETFs auf den MSCI Emerging Markets bereits durchschnittlich 0,62 Prozent, für ETFs auf afrikanische Aktien sogar 0,68 Prozent. Bei den meisten ETFs ist die Spannbreite der Kosten verhältnismäßig hoch. Es macht also durchaus Sinn, sich auf die Suche nach dem kostengünstigsten Produkt zu begeben.

ETFs nach Anlageregion
Gebühr (Schnitt) Spannweite
Aktien Afrika 0,68% 0,60% bis 0,85%
Aktien Asien 0,54% 0,09% bis 1,40%
Aktien Emerging Markets 0,62% 0,20% bis 1,05%
Aktien Europa 0,31% 0,05% bis 0,96%
Aktien Lateinamerika 0,61% 0,20% bis 0,74%
Aktien Nordamerika (USA und Kanada) 0,31% 0,05% bis 1,25%
Aktien Osteuropa 0,61% 0,20% bis 0,74%
Welt 0,47% 0,15% bis 0,95%
Quelle: extraetf.com

Kosten der ETFs nach Anlagethemen

Deutlich teurer wird es bei den Anlagethemen. So kosten Dividenden-ETFs im Schnitt 0,31 %, Smart-Beta-ETFs 0,61 % und Nachhaltigkeits-ETFs 0,54 %. Hier stellt sich die Frage ob diese Produkte langfristig einen Mehrertrag gegenüber den günstigen klassischen Märkten erwirtschaften.

ETFs nach Anlagethemen
Gebühr (Schnitt) Spannweite
Sektor-ETFs 0,38% 0,15% bis 1,25%
Nachhaltigkeits-ETFs 0,54% 0,20% bis 0,60%
Small/Mid-Caps-ETFs 0,62% 0,20% bis 0,74%
Dividenden-ETFs 0,31% 0,25% bis 0,65%
Smart-Beta-ETFs 0,61% 0,15% bis 0,96%
Quelle: extraetf.com

Kosten der ETFs nach Anlageklasse

Noch weitaus günstiger sind nach den Ergebnissen des ETF-Gebührenvergleich Anleihen- und Geldmarkt-ETFs. So muss man für einen Anleihen-ETF im Schnitt 0,23 Prozent hinlegen, für einen Geldmarkt-ETF gerade einmal 0,14 Prozent. Etwas teurer hingegen sind durchschnittlich Immobilien-ETFs (0,42 Prozent), Rohstoff-ETFs (0,50 Prozent) und Short-ETFs (0,41 Prozent).

ETFs nach Anlageklassen
Gebühr (Schnitt) Spannweite
Aktien-ETFs 0,40% 0,05% bis 1,40%
Anleihen-ETFs 0,23% 0,09% bis 0,79%
Geldmarkt-ETFs 0,14% 0,10% bis 0,20%
Immobilien-ETFs 0,42% 0,25% bis 0,59%
Rohstoff-ETFs 0,50% 0,30% bis 0,95%
Short-ETFs 0,41% 0,15% bis 0,60%
Quelle: extraetf.com

ETF-Gebührenvergleich: Kostenvorteile sorgen für sicheren Mehrertrag

Im Prinzip sind gegen unterschiedliche Kosten nichts einzuwenden. Einzige Voraussetzung, das aktiv gemanagte Produkt muss einen Mehrertrag gegenüber der passiven Anlagestrategie liefern. Ist dies nicht der Fall sollte der Anleger auf eine ETF-basierte Anlagestrategie umstellen. Die niedrigen Kosten sorgen so automatisch für einen Mehrertrag gegenüber aktiv verwalteten Fonds. Das sich die aktive Fondsindustrie vor allem wegen der hohen Kosten nicht schafft den Vergleichsindex zu schlagen beweist eine jährlich von S&P veröffentlichte Fondsstudie. Laut der Studie Europe SPIVA 2014 zeigte sich, dass 83 Prozent der aktiv verwalteten, in europäische Aktienmärkte investierenden Fonds hinter dem S&P Europe 350 zurück geblieben sind. Ein trauriges Ergebnis für aktives Fondsmanagement.