22. November 2012
ETF-Artikel

ETFs in aktiven Produkten - Rendite oder Kostenfalle?

  Der ETF-Experte Detlef Glow beleuchtet und kommentiert Entwicklungen der ETF-Branche. Er veröffentlicht regelmäßig in verschiedensten Medien ETF-Artikel und -Kommentare.

Dass ETFs vielseitig einsetzbare Instrumente sind, mussten in den letzten Wochen auch Marktbeobachter im angelsächsischen Raum lernen. Sie stellten fest, dass immer mehr aktive Portfoliomanager ETFs im Rahmen ihres Managementprozesses einsetzen. Nun wird es den versierten Anleger nicht verwundern, denn schließlich sind die vielseitige Einsetzbarkeit der Produkte und deren Liquidität häufig genannte Vorteile von ETFs.

Aus diesem Grund wundert es mich auch, dass gerade dieses Thema nun in den Medien behandelt wird. Denn ETFs eignen sich als passive Produkte hervorragend für den Einsatz in aktiv gemanagten Fonds. Kann der Portfoliomanager doch mit ihrer Hilfe zum Beispiel die Kasse des Fonds effizient verwalten.

Vorteile der ETFs

Erhält ein Fonds, der in kleine oder mittel- große Unternehmen investiert, einen hohen Mittelzufluss, so versucht der Fondsmanager diesen möglichst schnell zu investieren, damit der in einem steigenden Marktumfeld voll partizipieren kann. Da gerade diese Aktien nicht immer in beliebiger Anzahl handelbar sind, kann die Verarbeitung eines entsprechenden Zuflusses einige Zeit dauern. Auch könnte es sein, dass der Fondsmanager keine der Positionen im Fonds aufstocken möchte und sich im Rahmen der Umpositionierung des Fonds gerade auf der Suche nach geeigneten Titeln befindet, was ebenfalls die Anlage des „frischen“ Kapitals verzögert. In beiden Fällen könnte der Fondsmanager durch den Kauf eines entsprechenden ETFs von einer positiven Marktbewegung profitieren, während er ohne Druck die besten Anlagemöglichkeiten sucht. Dabei ist anzumerken, dass dies auch für die Umpositionierung eines Portfolios gilt, denn auch bei solchen strategischen Veränderungen kann es sein, dass ein Fondsmanager nach dem Verkauf eines oder mehrerer Titel nicht sofort in einen neuen aussichtsreichen Wert investieren kann.

DetlefGlow-ETF-ExperteETFs können aber auch umgekehrt eingesetzt werden. Um Anteilsscheinrückgaben auszahlen zu können, halten Investmentfonds immer einen gewissen Teil in Kasse. Dieser Barbestand wirkt sich in einem steigenden Markt negativ auf die relative Wertentwicklung des Fonds aus. Um dies zu vermeiden, kann der Fondsmanager einen ETF kaufen. So partizipiert der Fonds von der Wertentwicklung der Märkte und er kann den ETF, im Gegensatz zu vielen Einzeltiteln, jederzeit ohne großen Aufwand verkaufen.

Nun werden einige sagen, für diese Transaktionen hat man früher Finanzderivate wie Futures genutzt, bei denen keine Managementgebühr anfällt. Dieses Argument ist zwar richtig, allerdings sind Transaktionen in Derivaten nicht ganz so einfach, wie sich dies in der Theorie anhört. Zudem sind diese längst nicht für alle Märkte beziehungsweise Marktsegmente wie zum Beispiel auf regionale Branchen verfügbar, so dass ETFs gerade in den spezielleren Anlagesegmenten die geeigneten Instrumente sind, um den Fondsmanagern solche Transaktionen zu ermöglichen.

Nicht nur für Profis

Diese Vorteile können auch Privatanleger nutzen, wenn sie ihre strategischen Portfoliobestandteile nicht verändern wollen. Sie können dann ihre Vermögensaufteilung mit Hilfe von ETFs jederzeit an ihre persönlichen Vorgaben anpassen.

Meiner Ansicht nach ist es völlig richtig, dass Portfoliomanager die sich ihnen durch den Einsatz moderner Finanzinstrumente bietenden Möglichkeiten nutzen. Dabei kann ich auch nicht die Kritik der Marktbeobachter nachvollziehen, die insbesondere bei den Managementgebühren der Fonds ansetzt. Denn wenn dieses sogenannte Transition-Management gut gemacht wird, sollten die Anleger trotz der Gebühren in der Summe von diesen Transaktionen profitieren. Zudem lassen die meisten Beobachter bei ihren Kommentaren das Thema Opportunitätskosten, also die bei Nichtinvestition des Geldes ausgelassene Rendite, völlig außer Acht. Somit spricht nichts gegen das viel zitierte aktive Management mit passiven Produkten, also den Einsatz von ETFs zur taktischen Allokationssteuerung.

 

 

Normal 0 21 false false false DE X-NONE X-NONE MicrosoftInternetExplorer4

Die Staatsschuldenkrise hat die Eurozone seit Jahren fest im Griff, die USA kämpfen auch nach den Präsidentschaftswahlen mit anhaltend hoher Arbeitslosigkeit, und das Wachstum der globalen Wirtschaft schwächt sich ab: Das volkswirtschaftliche Umfeld könnte wahrlich besser sein. Und dennoch stand der deutsche Leitindex DAX nicht weit unter seinem Jahreshoch. Wichtige US-amerikanische Indizes haben zuletzt sogar neue Mehrjahres-Höchststände erreicht. Wie kann das sein? Der verstorbene Börsenguru André Kostolany hatte eine einleuchtende Erklärung für derartige Entwicklungen. Ihm wird das Zitat zugeschrieben, nur zehn Prozent der Börse seien Fakten – der Rest Psychologie. Doch viele Anleger tun sich schwer im Umgang mit dem psychologischen Element des Börsengeschehens.

Euphorie ist genauso gefährlich wie Angst

Häufig bestimmen Angst oder Euphorie die Anlageentscheidungen. Informationen werden je nach Stimmungslage völlig unterschiedlich interpretiert. „Dies gilt es in den Griff zu bekommen, denn Angst bremst, und Gier führt zu unkontrolliertem Verhalten“, sagt der Börsenpsychologe Winfried Neun, der unter anderem auch an der Börse Stuttgart Seminare zur Börsenpsychologie gibt. „Euphorie produziert im Gehirn einen Hormonüberschuss, der viele Problemfelder einfach aus der Wahrnehmung verschwinden lässt.“ Die Folge: Wer euphorisch ist, übersieht oft Gefahren und geht Risiken ein, die er normalerweise meiden würde.

Auf der anderen Seite führt die Angst vor Verlusten häufig dazu, dass Anleger Gewinne zu schnell realisieren. Zugleich bleiben viele Papiere, die sich im Minus befinden, lange in den Depots liegen. „Anleger empfinden es als schmerzhaft, wenn sie Buchverluste realisieren“, erklärt Neun. „Das ist ein Erbe der Evolution und genetisch in uns verankert. Wenn wir einen Verlust erleiden, wirkt sich das im Körper aus, als wäre unsere Existenz bedroht.“ Weil dieser Prozess unbewusst abläuft, fällt es schwer, dagegen anzugehen. Die psychologischen Fallen liegen einfach in der Natur des Menschen“, erklärt Neun. „Aber mit etwas Training kann man sie umgehen.“

Dialog ist wichtig, doch der Herdentrieb kann zum Problem werden

Helfen kann etwa der Dialog mit anderen Anlegern und persönlichen Ratgebern, zu denen ein Vertrauensverhältnis besteht. Der Austausch von Standpunkten und Erfahrungen ermögliche die persönliche Weiterentwicklung, so Neun: „Dennoch muss letztlich jeder selbst für sich herausfinden, welcher Anlegertyp er ist – und dann auch bereit sein, seiner eigenen Meinung zu vertrauen.“ Denn auch das blinde Vertrauen in die Mehrheitsmeinung birgt Gefahren. Studien haben ergeben, dass nicht nur einzelne Anleger emotionalen Schwankungen unterliegen, sondern auch Anlegergruppen. Dieses Phänomen ist auch als Herdentrieb bekannt und kann zu steilen Kursanstiegen ebenso beitragen wie zu einem Crash – je nachdem, welche Stimmung gerade vorherrscht.

Emotionen ausschalten mit intelligenten Ordertypen

Wer der Gefahr entgehen will, von eigenen Emotionen oder auch den Meinungen anderer zu irrationalen Entscheidungen getrieben zu werden, kann Strategien anwenden, um den Einfluss von Emotionen auszuschalten. Ein wichtiges Hilfsmittel können etwa Stop Loss Orders sein, die beim Erreichen eines bestimmten Kurses automatisch einen Verkauf auslösen. Mithilfe eines Stop Loss können Anleger so ihre Angst vor Verlusten zügeln. Noch komfortabler sind die intelligenten Ordertypen der Börse Stuttgart wie die Trailing Stop Order. Bei einer Verkaufsorder dieses Typs wird das gewählte Stop Limit automatisch nachgezogen, wenn der Kurs eines Wertpapiers steigt.

Fehler als Chance begreifen

Weil die Finanzmärkte nicht immer berechenbar sind und niemand perfekt ist, sind Fehler und Verluste trotz aller Bemühungen nie ganz auszuschließen. Anleger sollten allerdings lernen, Fehlschläge auch als Chance zu begreifen, rät Neun: „Verluste haben auch etwas Positives: Wir speichern sie in unserem Erfahrungsgedächtnis und helfen unserem Gehirn dadurch, besser zu erkennen, was gut und was schlecht ist. Verluste geben uns eine Chance zu lernen.“