15. September 2021
Warum man seine Aktien noch nicht verkaufen sollte.

Experte: Darum sollte man jetzt seine Aktien noch nicht verkaufen

Ständig warnen Skeptiker: Bald kippt die Stimmung bei den Aktien. Nichts da, meint ein Börsenexperte. Warum der Aufwärtstrend intakt bleibt.

Je weiter das Jahr fortschreitet, desto höhere Bewertungen erreichen die Aktienmärkte – und zugleich entstehen immer mehr Risikofaktoren. Benjamin Melman, Global Chief Investment Officer von Edmond de Rothschild Asset Management ist trotzdem weiterhin optimistisch: „Es ist noch zu früh, um unsere Risikopositionen in den Portfolios zu reduzieren. Zumal mögliche positive Überraschungen noch bevorstehen.“

Positive Aussichten für Aktien

Der Experte sieht eine Reihe von Faktoren, die dafür sprechen, dass sich die Märkte in den kommenden Wochen positiv entwickeln: „Zum einen ist die Geldpolitik weiterhin recht locker, Liquidität ist reichlich vorhanden. Zum anderen waren die Unternehmensgewinne in den USA und Europa im zweiten Quartal hervorragend, wodurch die Aktienmärkte zusätzlich gestützt sind. Insgesamt haben die Unternehmen den Anstieg der Produktionskosten sehr gut bewältigt und blicken positiv in die Zukunft.“

Des Weiteren ist die Zahl der Fusionen und Übernahmen im letzten Jahr stark gestiegen. Darüber hinaus befinden sich mehrere potenziell vielversprechende Medikamente, mit Ausnahme von Impfstoffen, zur Behandlung von Covid-19 derzeit in Phase drei. Benjamin Melman schließt daher Ankündigungen bis zum Jahresende nicht aus, die zu Fortschritten bei der Behandlung von Covid-19 führen. „Ein neuer Ansatz zur Behandlung des Corona-Virus wäre günstig für die wirtschaftlichen Aussichten“, so der Experte.

Als einen weiteren potenziell positiven Einfluss auf die Märkte sieht Melman den jüngsten Konsens der Demokraten im Repräsentantenhaus der Vereinigten Staaten über die beiden großen Konjunkturprogramme zur Infrastruktur und den Sozialmaßnahmen. „Dieser Fortschritt untermauert unserer Meinung nach die mögliche Entstehung einer politischen Mehrheit für dauerhafte und ehrgeizige Konjunkturmaßnahmen in den USA – wahrscheinlich im vierten Quartal.“

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Die beiden wichtigsten Risikofaktoren – China und Tapering

Einen Risikofaktor sieht Benjamin Melman in der anhaltenden Konjunkturabschwächung in China: „Vor allem die zahlreichen Maßnahmen zur Verschärfung der Regulierung in diversen Bereichen, wie Bildung, Internet, Gesundheitswesen, Immobilien, Glücksspiel und wahrscheinlich bald auch Spirituosen, stehen im Gegensatz zum Rest der Welt und wirken sich stark auf chinesische Offshore-Aktien aus, viel stärker noch als auf Onshore-Aktien.“

Auch wenn die Auswirkungen dieser Trends in China auf die Weltwirtschaft und die Märkte zum gegenwärtigen Zeitpunkt moderat bleiben, behält der Experte sie im Auge. Denn das unvermeidliche Tempo dieser Reformen, die Art und Weise der Ankündigungen sowie die Fähigkeit der Regierung, die Geschäftsmodelle großer Unternehmen ohne Vorwarnung willkürlich zu brechen – zumeist bei ausländischen Unternehmen, geben Melman Anlass zur Sorge.

Was machen China-Aktien?

Der Global Chief Investment Officer ist der Überzeugung, dass der chinesische Markt inzwischen eine politische Risikoprämie eingepreist hat. „Letzten Monat haben wir unsere Übergewichtung im chinesischen Markt aufgegeben, wegen der aktuell fehlenden Transparenz. Chinesische Offshore-Aktien bieten jetzt einen echten Abschlag – mit Potenzial, das sich noch ausbauen ließe, wenn die neue chinesische Strategie mehr Einblicke und Stabilität böte.“

Für Melman weisen zumindest die besorgten Äußerungen der Zentralbank in Peking zur Verlangsamung der Kreditvergabe in die richtige Richtung. „Dennoch bleibt China für uns zunächst ein Risiko, das es zu beobachten gilt. Und nicht nur für die lokalen Aktien, sondern auch bezüglich der Auswirkungen für die globalen Märkte insgesamt.“

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Der zweite Risikofaktor, den es nach Meinung von Benjamin Melman zu beachten gilt, ist das geplante Tapering der Federal Reserve (Fed). Die Ankündigung des Fed-Vorsitzenden Jerome Powell in Jackson Hole, mit dem Tapering noch vor Jahresende zu beginnen, wurde von den Anlegern, die auf diese Nachricht weitgehend vorbereitet waren, gelassen aufgenommen. Die Entscheidung der Zentralbank, das Tapering und den geldpolitischen Straffungszyklus zu entkoppeln, wurde zudem begrüßt.

Obwohl der Zeitplan nun konkreter ist, sind viele der Bedingungen für das Tapering noch nicht festgelegt. Das Risiko eines „Tapering-Tantrums“ wie im Jahr 2013 schließt Melman jedoch so gut wie aus. „Der einzige historische Präzedenzfall sagt uns, dass die negativen Auswirkungen des Tapering erst nach der Ankündigung und während dessen Umsetzung zu beobachten sind – deswegen denken wir, dass das Tapering ein negativer Faktor für die Märkte sein wird, aber erst im nächsten Jahr.“

US-Staatsanleihen übergewichtet

Vor diesem Hintergrund hat Edmond de Rothschild Asset Management das Engagement in chinesische Aktien neutral gesetzt und die Gewichtung von US-Staatsanleihen erhöht, da nach der Bekanntgabe des Tapering-Plans die Risiken für diese Anlageklasse viel symmetrischer sind.

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