28. Februar 2023
EZB-Wirtschaftsbericht klingt ziemlich selbstsicher

EZB-Wirtschaftsbericht klingt ziemlich selbstsicher

Der Januar-EZB-Wirtschaftsbericht hört sich ziemlich optimistisch und selbstbewusst an. Erfahre nun, was die Währungshüter für die nächste Zeit erwarten.

Gleich im ersten Satz kommt dies zum Ausdruck, schließlich wolle man „die Zinsen deutlich und in einem gleichmäßigen Tempo anheben und sie auf einem ausreichend restriktiven Niveau halten“. Dies soll „eine zeitnahe Rückkehr der Inflation zum mittelfristigen 2-Prozent-Ziel gewährleisten.“

EZB strotzt vor selbstbewussten Prognosen

Bei der jüngsten Sitzung der EZB überraschten die Notenbanker mit der Ankündigung, dass man beim nächsten Treffen am 16. März die Leitzinsen erneut um 50 Basispunkte anheben und man danach eine Bewertung des darauffolgenden geldpolitischen Pfads vornehmen werde. Die „europäischen Währungshüter“ sind sich sicher, dass ein restriktives Zinsniveau im Laufe der Zeit die Inflation senken werde, was in erster Linie auf eine Dämpfung der Nachfrage zurückzuführen sei – wenn sie sich da mal nicht täuscht.

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Selbst in den USA, wo die Notenbank Fed deutlich früher als in Europa auf einen restriktiven Kurs in der Geldpolitik gewechselt ist, erweist sich die Inflation ausgesprochen hartnäckig. Dies lässt sich insbesondere an der höher als erwarteten Teuerungsrate für den Monat Januar in Höhe von 6,4 Prozent p.a. ablesen. Hier zu Lande gab es bei der Januar-Inflation sogar einen kräftigen Anstieg von 8,1 auf 8,7 Prozent zu vermelden. Angesichts der aktuellen Marktlage muss man kein Prophet sein, um Schätzungen zur Inflation als extrem schwierig anzusehen. Grund: Die Preise für Energie und Agrarrohstoffe könnten angesichts des russischen Kriegs gegen die Ukraine sehr schnell erneut aus dem Ruder laufen – mit entsprechend negativen Auswirkungen auf die Lebenshaltungskosten.

Außerdem darf man gespannt sein, wie sich die geplante Reduktion der Anleihekäufe auf die Zinsentwicklung in der Eurozone auswirken wird. Zur Erinnerung: In den Monaten März bis Juni fehlt den Märkten pro Monat eine Liquidität in Höhe von 15 Milliarden Euro. Während sich die Finanzierungskosten in den vergangenen Monaten vervielfacht haben, hielten sich die Banken bei den Guthabenzinsen – wie dies in der Vergangenheit übrigens stets zu beobachten war – stark zurück.

Relativ trüber Konjunkturausblick

Hinsichtlich der EZB-Konjunkturprognosen kann man unter den europäischen Notenbankern ein relativ hohes Maß an Skepsis ausmachen. So wird zum Beispiel damit gerechnet, dass auf globaler Ebene der anhaltende Inflationsdruck das verfügbare Einkommen reduziere. Zugleich wurde mit Blick auf die Lieferkettenprobleme zwar eine Normalisierung ausgemacht, allerdings könnten Störungen der Wirtschaftstätigkeit in China zu erneuten Engpässen führen. Der EZB-Rat geht davon aus, „dass die Wirtschaftstätigkeit auf kurze Sicht schwach bleiben wird“. Als Gründe hierfür wurden – neben dem Krieg gegen die Ukraine – auch die hohe Inflation und die restriktiven Finanzierungsbedingungen genannt. Grundsätzlich habe sich die Konjunktur allerdings widerstandsfähiger als erwartet gezeigt und dürfte sich in den kommenden Quartalen erholen.

Bei der Bewertung der Risiken wird Russlands Krieg gegen die Ukraine als erstes genannt, gefolgt von einem potenziellen Wiederaufflammen der Pandemie. Grundsätzlich halte man zudem eine erhöhte Inflation für möglich, insbesondere im Falle einer stärker als erwarteten Erholung der chinesischen Wirtschaft und dem daraus resultierenden Rohstoffhunger. Da die US-Notenbank Fed die Leitzinsen früher und stärker als die EZB erhöht hat, kann jenseits des Atlantiks der Zinserhöhungszyklus möglicherweise früher beendet werden. Aktuell haben sich die Zinssorgen allerdings wieder deutlich verstärkt. Laut FedWatch-Tool des Terminbörsenbetreibers CME Group wird derzeit eine Wahrscheinlichkeit von fast 77 Prozent an, dass die Fed Funds Ende des Jahres ihr jetziges Niveau um mindestens 50 Basispunkte (oder mehr) übertreffen werden. Zur Erinnerung: Vor einem Monat war hier lediglich ein Wert von weniger als zwei Prozent angezeigt worden.