Finanzkrise 2008: Wie der US-Immobilientraum zum globalen Albtraum wurde

Finanzkrise 2008: Wie der US-Immobilientraum zum globalen Albtraum wurde

Wir reisen Jahrzehnte in die Vergangenheit und erklären, wie die Finanzkrise entstanden ist, wann sie ihren Höhepunkt fand und welche Auswirkungen sie auf Wirtschaft und Anleger hatte.

Die weltweite Finanzkrise 2008/2009 hatte ihren Ursprung in den USA. In den Jahren vor der Krise waren die Zinsen im Land der Träume historisch niedrig. Das führt dazu, dass sich viele Bürger den Traum vom Eigenheim erfüllen konnten. Zuhauf wurden Kredite vergeben – auch an Kreditnehmer, die keine Sicherheiten aufweisen konnten. Manche von ihnen hatten nicht einmal einen Job und bekamen den Kredit dennoch. Diese sogenannten Ninja-Kredite (no income, no job, no asset – also kein Einkommen, kein Job, keine Vermögenswerte) wurden manchen Kunden förmlich von den Banken aufgedrängt. Kein Wunder, schließlich verdienten die Banken an jedem Kredit. Der US-Geldmarkt gab es her, dass die Banken viele Kredite vergeben konnten.

Immerhin sorgte der damalige Notenbank-Chef Alan Greenspan kontinuierlich dafür, dass neues Geld gedruckt wurde, damit das Zinsniveau gering blieb. Das böse Erwachen kam, als der Leitzins in den USA auf den damaligen Höchststand von 5,25 Prozent angehoben wurde. Die Zinsen der Hauseigentümer stiegen drastisch, gleichzeitig vielen die Immobilienpreise. Schon Ende 2006 konnten viele Kreditnehmer die Raten für ihre Häuser nicht mehr zahlen. Zwangsversteigerungen waren die Folge. „Im Jahr 2008 mussten so mehr als 860 000 Schuldner ihre Häuser den Banken übergeben. 2009 waren es bereits rund eine Million. Im Jahr 2010 gab es gar 3,5 Millionen Vollstreckungsbescheide – alle neun Sekunden einer“, schreibt Frank Dahlmann auf brandeins.de.

Gier frisst Hirn: Auch bei Banken

In den Jahren, bevor die Immobilienblase platzte, waren die Banken gierig geworden. Sie handelten mit amerikanischen Immobilienkrediten. Investmentbanken übertrugen die Kredite an Zweckgesellschaften, diese wiederum verwandelten sie in handelbare Wertpapiere. Diese wurden dann in Fonds mit anderen Krediten zusammengefasst, was das Ausfallrisiko schlechter Kredite reduzieren sollte. Das Problem bestand darin, dass aus den Wertpapieren immer neue Pakete geschnürt wurden. Weltweit kauften Banken diese Pakete und wussten am Ende nicht mehr, was sie eigentlich alles gekauft hatten.

Gewinner in dieser Zeit waren die Investmentbanken, die fleißig an den hübsch in Wertpapierpakete verpackten Immobilienkrediten verdienten. Ratingagenturen, die schlechte Kredite eigentlich abstrafen sollten, vergaben stattdessen Bestnoten und feuerten damit die nahende Finanzkrise an. Die Zwangsversteigerungen der Immobilien führten am Ende dazu, dass die Banken in eine historische Krise gerieten. Immerhin hatten sie zahlreiche kreditversicherte Hypotheken gekauft und mussten nun Abschreibungen in Milliardenhöhen machen.

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Die Finanzkrise 2008 und ihre Folgen

Schon Monate vor der Finanzkrise deutete sich die verheerende Situation an. Banken hatten das Vertrauen ineinander verloren, man lieh sich gegenseitig kein Geld mehr. Das hatte Auswirkungen auf den Zahlungsverkehr weltweit. Die Zentralbank sprang ein und verhinderte damit zwar kurzfristig Schlimmeres, sorgte am Ende aber nur für ein Verschieben des Höhepunkts der Krise. Der kam ein Jahr später, am 15. September 2008, als die Investmentbank „Lehman Brothers“ Insolvenz anmeldete. Die Aktienmärkte weltweit brachen ein, Großunternehmen mussten von der US-Notenbank vor der Pleite gerettet werden. Die US-Regierung sicherte 700 Milliarden Dollar zu, um der Finanzbranche zu helfen. Was in den USA angefangen hatte, setzte sich in anderen Ländern fort. Anfang Oktober sagte der isländische Ministerpräsident einen Staatsbankrott voraus und stellt das Bankwesen unter staatliche Kontrolle.

Auch in Deutschland wurde man aktiv. Am 13. Oktober 2008 einigte man sich auf ein Banken-Rettungspaket in Höhe von fast 500 Milliarden Euro. Andere europäische Länder zogen nach. Die Bayern LB kündigte im weiteren Verlauf als erste Bank in Deutschland an, dass man Hilfen aus dem Rettungspaket in Anspruch nehmen werde. Als erste Privatbank zog am 19. Oktober die Hypo Real Estate nach, die am Ende mit insgesamt 102 Milliarden unterstützt und am Ende verstaatlicht wurde.

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Weitreichende Folgen für Weltwirtschaft und Privatanleger

Es blieb nicht bei einer Krise für die Banken. Viele Industrieländer rutschten in eine schwere Rezession. Der Konsum ging zurück, was sich massiv auf die Produktion von Konsumgütern auswirkte. Die Arbeitslosigkeit stieg drastisch an – vor allem in Südeuropa. Der Höchststand des World Food Price Indizes der Weltbank sorgte für einen dramatischen Anstieg der Hungersnot in Afrika. Zudem schlitterten mehrere Länder in eine Währungskrise.

Die Krise hatte auch Auswirkungen auf ca. 50.000 deutsche Privatanleger, die Zertifikate von einer Tochtergesellschaft von Lehman Brothers gekauft hatten. Mit der Insolvenz einer der bis dahin weltweit größten Investmentbanken war auch das Geld der Anlegerinnen und Anleger verloren. Denn beim Kauf von Zertifikaten trägt der Käufer das Emittentenrisiko. In den Jahren nach der Krise wurden international, aber auch auf nationaler und europäischer Ebene viele Gesetze geändert. Vor allem die Aufklärungspflicht von Finanzinstituten und Finanzberatern ist deutlich verschärft worden. Für viele Investoren war die wichtigste Lehre aus der Finanzkrise: Nicht blindlings investieren, sondern nur dann, wenn man das Finanzprodukt auch wirklich versteht.