27. Juni 2018

Fußball-WM: Südkorea auch aus Anlegersicht interessant

„So erlösend der Sieg gegen Schweden auch gewesen sein mag, viel Zeit für ausgelassenen Jubel bleibt der deutschen Nationalelf nicht – schließlich gilt es nun, sich auf das letzte WM-Gruppenspiel gegen Südkorea vorzubereiten. Wie das Duell zwischen Deutschland und Südkorea ausgehen wird, werden wir  sehen. Die Zeit bis dahin nutzen wir, um die wirtschaftlichen Koordinaten beider Länder unter die Lupe zu nehmen“, so die Fundamental Capital GmbH, eine digitale Vermögensverwaltung, die sich auf die datenbasierte Geldanlage spezialisiert hat.

„Während Deutschland Südkorea beim Fußball weit hinter sich lässt, nämlich auf Platz 57 der FIFA-Weltrangliste, braucht der asiatische Tigerstaat den direkten Wirtschaftsvergleich nicht zu scheuen. Zwar war das um Kaufkraftunterschiede bereinigte Bruttoinlandsprodukt pro Kopf 2016 mit 27.538 Dollar noch ein ganzes Stück vom deutschen Wohlstandsniveau entfernt. Jedoch hat Südkorea eine im Vergleich zu Deutschland geradezu rasante ökonomische Entwicklung hingelegt.

Südkorea – elfgrößte Volkswirtschaft der Welt

So hat das ostasiatische Land seine Wirtschaftsleistung seit 1991 um satte 226 Prozent gesteigert, während Deutschland ein Wachstum von „gerade einmal“ 40 Prozent schaffte. In den letzten zehn Jahren war der Abstand zwar nicht mehr ganz so groß, jedoch lag Südkoreas Wirtschaftswachstum immer noch zumindest stets leicht bis deutlich über dem deutschen – im Jahr 2016 betrug es zum Beispiel 2,8 Prozent, während es in Deutschland 1,9 Prozent waren. Inzwischen ist Südkorea die elftgrößte Volkswirtschaft der Welt – und damit nur noch wenige Plätze hinter Deutschland, das international die viertgrößte Volkswirtschaft ist. Zu verdanken hat Südkorea diese Entwicklung vor allem ihrer fleißigen Bevölkerung, die mit ca. 39 Wochen-Arbeitsstunden internationale Spitze ist.

Südkorea: einer der wichtigsten Handelspartner Deutschlands in Asien

Die leistungsstarke Wirtschaft hat Südkorea dabei nicht nur zu einer der führenden Wirtschaftsnationen im Kreis der G20 gemacht, sondern auch zu einem der bedeutendsten Wirtschaftspartner Deutschlands im asiatischen Raum. So ist Südkorea nach China und knapp hinter Japan Deutschlands drittwichtigster Absatzmarkt in Asien. Andersherum ist Deutschland für Südkorea der mit Abstand wichtigste europäische Handelspartner.

Die Deutschen importierten von den Südkoreanern dabei vor allem Elektronik, Kfz und -Teile, Elektrotechnik, Arzneimittel und Maschinen, die insgesamt einen Wert von 8 Milliarden Dollar hatten. Andersherum machten Kfz und -Teile, Maschinen, Mess- und Regeltechnik, Elektrotechnik, Industriechemikalien und Elektronik den Großteil der deutschen Exporte im Gesamtwert von 17 Milliarden Dollar in das ostasiatische Land aus. Auch die direkten Investitionen sind durchaus nennenswert. Mit rund 10 Milliarden Dollar tatsächlich getätigter Direktinvestitionen (von 1962 bis 2016) ist Deutschland der drittgrößte europäische Investor in Südkorea. Etwa 500 deutsche Unternehmen beziehungsweise Firmen mit Kapitalbeteiligung aus Deutschland sind nach koreanischen Angaben in Korea vertreten und beschäftigen etwa 100.000 koreanische Arbeitnehmer. Zu den größten deutschen Investoren in Südkorea gehören BASF, Bayer, Siemens, Bosch und Continental. Umgekehrt gehören Samsung, Hyundai und LG, die ihre europäische Zentralen in Deutschland errichtet haben, zu den wichtigsten koreanischen Investoren in Deutschland. Sie bilden dabei die Vorhut von insgesamt nur rund 160 koreanische Unternehmen, die sich mit etwa 6.000 Mitarbeitern vor allem in Hessen und Nordrhein-Westfalen angesiedelt haben und bis Ende 2016 auch nur insgesamt 4,5 Milliarden Dollar investiert haben.

Entspannung im Nordkorea-Konflikt sorgt für wirtschaftliche Perspektiven

Ohnehin ist die südkoreanische Wirtschaft eher auf die heimische Produktion ausgerichtet, die traditionell von wenigen große Firmenkonglomeraten dominiert wird. Allein der Elektronikgigant Samsung, der laut Forbes-Liste 2017 das fünfzehntgrößte Unternehmen der Welt ist, ist laut unseren Schätzungen zufolge für rund 16 Prozent des südkoreanischen Bruttoinlandsprodukts  verantwortlich. Problematisch ist das insofern, als dass der Wirtschaft des Landes deshalb der Mittelstand fehlt und es neben den mächtigen Konzernen an der Spitze ansonsten nur viele kleine, aber wenig produktive Dienstleister wie kleine Läden oder Restaurants gibt, die Probleme haben, wirtschaftlich Schritt zu halten. Die derzeitigen Bemühungen der koreanischen Regierung, die wirtschaftliche Dominanz der Firmenkonglomerate zurückzudrängen, ist deshalb ein wichtiger Schritt hin zu einer dynamischeren Wirtschaft. Ebenfalls von großer Bedeutung könnte die politische Annäherung mit Nordkorea seit Beginn 2018  sein. Sollte es hier im nächsten Schritt zu einem Abbau der Nuklearwaffen in Nordkorea und einer Lockerung der Sanktionen kommen, dürfte Südkorea beispielsweise von einer gehobenen Verbraucherstimmung und einem verbesserten Kreditrating profitieren, da es dann nicht mehr von den geopolitischen Risikofaktoren beeinträchtigt werden würde. Aus demselben Grund dürften auch die dortigen Aktienmärkte aufatmen.

Aber auch für deutsche Firmen könnten sich bei einer Marktöffnung interessante Geschäftschancen in Nordkorea ergeben. Zwar dürften Konsumgüterhersteller angesichts der geringen Kaufkraft der Bevölkerung zunächst auf einen begrenzten Absatzmarkt treffen – so erreichte das nordkoreanische BIP pro Kopf Schätzungen zufolge 2016 gerade einmal 1.362 Dollar. Allerdings könnten sich für Hersteller von Investitionsgütern und Lieferanten von Materialien beim Aufbau der Infrastruktur, der Landwirtschaft und der industriellen Kapazitäten Absatzchancen in Nordkorea ergeben.“

Mit ETFs auf Südkorea daran partizipieren

Mit dem iShares MSCI Korea UCITS ETF (WKN: A0HGWD) setzen die Anleger auf die aktuell 117 marktkapitalstärksten Unternehmen des Landes. Überdurchschnittlich darin vertreten ist der IT-Sektor mit gut 45 Prozent, gefolgt von der Finanzbranche (11,65 Prozent) und dem Bereich zyklische Konsumgüter (10,42 Prozent). Zu den Top-Positionen im Index gehören die Aktien von Samsung Electronics, die allein mit gut einem Drittel im Index vertreten ist, gefolgt von Voting Pre, Posco oder Hyundai. Der Rendite-Erfolg hängt also stark vom Unternehmenserfolg der Samsung-Aktie ab. Im laufenden Jahr ist der ETF mit knapp sechs Prozent im Minus. Auf Fünfjahressicht hingegen erwirtschaftete der ETF jedoch eine Rendite von 67,92 Prozent (10,91 Prozent p.a.). Die Gesamtkostenquote des ETFs beträgt 0,74 Prozent.

Mögliche Alternativen dazu sind der Lyxor MSCI Korea UCITS ETF (WKN: LYX0A89 oder der Xtrackers MSCI Korea UCITS ETF (WKN: DBX1K2).