18. Juli 2020
Gold-ETC als Rettungsanker

Gold – Der Rettungsanker in Zeiten von Krisen und Inflation

Wirtschaftlichen Unsicherheiten infolge der Coronapandemie lassen Gold wieder attraktiv erscheinen. Mit unterschiedlichsten ETP-Varianten können Anleger in das Edelmetall investieren.

Allein zwischen Anfang März und Ende Mai flossen nach Angaben des ETP Landscape Reports von Blackrock weltweit knapp 25 Milliarden US-Dollar in Gold-ETPs. Infolge der Coronapandemie und dem globalen Wirtschaftseinbruch mit Befürchtungen vor einer länger andauernden Rezession setzten Anleger wieder vermehrt auf den Rettungsanker Gold. Und dies machte sich auch für Anleger bezahlt, denn seitdem steigt der Goldpreis stetig. So legte dieser allein im Zeitraum der vergangenen drei Monate über 19 Prozent zu. Auf Ein-Jahressicht stieg der Preis für dieses Edelmetall sogar um gut 28 Prozent. Und manche Analysten reagieren mittlerweile regelrecht euphorisch: Zu den besonders euphorischen Vermögensverwaltern gehört Incrementum aus Liechtenstein. Immerhin gehört der von ihnen veröffentlichte „In Gold We Trust“-Report mit der mehr als 300 Seiten starken Studie zu den weltweit am meisten gelesenen Goldreports. Und dieser sieht den Goldpreis bei mindestens 4.800 Dollar am Ende des Jahrzehnts. Mit der positiven Beurteilung von Gold steht er nicht allein: So rechnet zum Beispiel die Bank of America mit einem Preisanstieg auf 3.000 US-Dollar je Feinunze in den kommenden 18 Monaten, die Privatbank Merck & Fink hält eine Verdopplung des Goldpreises in den nächsten fünf bis zehn Jahren für möglich, Goldman Sachs sieht den Goldpreis pro Feinunze in den kommenden zwölf Monaten bei 2.000 US-Dollar und die Analysten von Commerzbank bei 1.900 US-Dollar. Der Grund: Als Haupttreiber sehen sie eine aufkeimende Inflation infolge der ultralockeren Geldpolitik der Notenbanken sowie billionenschwerer Rettungspakete weltweit, um die Wirtschaft wieder anzukurbeln. Allein wegen der Coronapandemie wuchs die Verschuldung nach IWF-Angaben um 7,8 Billionen US-Dollar. Laut der Ratingagentur S&P wächst damit die globale Verschuldung auf rund 53 Billionen US-Dollar. Damit steigt natürlich die Gefahr eines Platzens der Schuldenblase, unkonventionellen Maßnahmen des Staates oder einer aufkommenden Inflation.

Gold bewährte sich als Rettungsanker seit Jahrtausenden

Gold bewährte sich seit Jahrtausenden als Krisenwährung. Bekam man einst im Römischen Reich für eine Unze Gold eine komplette Toga, so erhält man heute dafür einen gut geschneiderten Maßanzug. Das nennt man Wertbeständigkeit. Der Grund: Das globale in der gesamten Menschheitsgeschichte je geförderte Gold passt laut dem Branchenverband World Gold Coucil gerade einmal in einen Würfel von 21 Metern Kantenlänge. Die Ressourcen lassen sich also nur sehr begrenzt vermehren, anders als dies bei Notenbanken ist. Und gerade Notenbanken sind aktuell auch die Treiber des Goldpreises, denn immer mehr Notenbanken gehören inzwischen zu den Hauptkäufern von Gold.

Gold gehört deshalb in jedes Portfolio. Allerdings weniger als Mittel einer Vermögensvermehrung, sondern eher als eine Versicherungskomponente für das Gesamtdepot. Denn Gold erwirtschaftet keine Erträge wie Aktien oder Immobilien, es ist lediglich wertbeständig. Als Faustregel gilt deshalb: Fünf bis zehn Prozent des Gesamtdepots sollte in Gold als Absicherungskomponente investiert sein, aber nicht mehr.

Gold kann entweder physisch gehandelt werden oder über Futures. London ist dabei der wichtigste Umschlagplatz für den Handel mit physischem Gold, Haupthandelsplatz für Goldfutures ist die New York Commodity Exchange (COMEX), mittlerweile lediglich eine Abteilung der New York Mercantile Exchange (NYMEX).

Es gibt verschiedene Arten von Gold-ETPs

Für Anleger gibt es verschiedene Möglichkeiten, in Gold zu investieren. Im Produktangebot sind hierbei 17 Gold-ETCs, die allein auf die Wertentwicklung des Edelmetalls setzen sowie acht verschiedene ETFs auf die global wichtigsten Goldminenbetreiber, mit dem der Anleger indirekt an der Wertentwicklung partizipieren kann.

Gold-ETCs auf Gold-Future

Eher spekulativer agierende Anleger, die vor allem an der kurzfristigen Wertentwicklung von Gold partizipieren möchten, können am einfachsten über Gold-Future-Produkte auf das Edelmetall setzen. Ein Beispiel dafür ist der Wisdomtree Gold ETC (WKN: A0KRJZ), der die Wertentwicklung des Dow Jones AIG Gold Sub-IndexSM synthetisch nachbildet. Rohstoff-ETCs beruhen in der Regel auf Future-Kontrakten von Warenterminbörsen. Das gilt vor allem für Produkte, die Anleger kaum in der eigenen Wohnung oder Garage lagern können. So ist sicherlich kaum ein Investor erpicht, sich ein paar Fässer Rohöl anliefern zu lassen. Bei ETCs auf Futurekontrakte müssen Anleger jedoch den Rolleffekt beachten. Steigt der Preis des nächstfolgenden Futures, in den hinübergerollt werden muss, entstehen Rollverluste (Contango). Sinkt hingegen der Preis für den nächstfolgenden Future (Backwardation), können zusätzliche Gewinne generiert werden.

Besicherte Gold-ETCs

Um diesen Effekt zu vermeiden, bieten viele Emittenten ETCs auf den Gold-Spotpreis an der Londoner Edelmetall-Börse LME an. Damit vermeidet der Anleger diesen Rolleffekt und partizipiert 1:1 an der Goldpreisentwicklung. Zur Verminderung des Emittentenrisikos und der Vermeidung von Anlegerrisiken werden die ETCs zudem mit physischem Gold besichert. Denn bei ETCs handelt es sich um Inhaberschuldverschreibungen, die im Insolvenzfall ein Totalverlustrisiko aufweisen. Prominentestes Beispiel dafür ist der Invesco Physical Gold ETC (WKN: A1AA5X), in dem aktuell fast zehn Milliarden Euro investiert sind. Anleger, die lediglich auf die Wertentwicklung von physischem Gold setzen möchten, sind mit einem solchen Produkt gut bedient. 

Gold-ETCs mit Wandlungsoption

Für Anleger aber, die physisches Gold als Absicherungsinstrument für ihr Gesamtdepot nutzen möchten, eignen sich vorangegangene ETCs nicht. Hier sollten Anleger besser auf Gold-ETCs mit Wandlungsoption setzen. Dabei handelt es sich wie bei den zuvor erwähnten Produkten um herkömmliche ETCs, mit denen sie pro Papier auf eine ganz genau definierte Menge physisches Gold setzen. Wie bei den zuvor erwähnten ETCs sind sie mit der entsprechenden Menge physischen Goldes abgesichert. Im Gegensatz dazu kann sich der Anleger jedoch jederzeit das Gold entsprechend festgelegter Konditionen ausliefern lassen. Bekanntestes Beispiel ist Xetra Gold (WKN: A0S9GB) der Deutschen Börse, in dem inzwischen knapp elf Milliarden Euro investiert sind. Jedes Papier bildet die Wertentwicklung von einem Gramm physischem Gold ab. Zur Auslieferung eines 100 Gramm-Barrens müssen also mindestens 100 Xetra-Gold-ETCs im Depot sein. Die Auslieferung ist allerdings nicht billig. So werden zum Beispiel für die physische Lieferung eines Kleinbarrens von 1.000 Gramm 275 Euro fällig. Deutlich kostengünstiger für den Privatanleger ist hier Euwax Gold II (WKN: EWG2LD) der Börse Stuttgart, bei dem die Erstauslieferung kostenlos ist. Ein Vorteil beider ETCs: Wie beim Erwerb physischen Goldes ist laut Entscheid des Bundesfinanzhofs auch hier der Gewinn nach einem Jahr Haltedauer steuerfrei. Dies ist allerdings nicht bei allen Gold-ETCs mit physischer Wandlungsoption. Die drei größten Gold-ETCs finden Sie in der untenstehenden Tabelle.

ETF-NameTER in %Replikationsart
Xetra-Gold0,00
Invesco Physical Gold ETC0,12Physisch
WisdomTree Physical Gold0,39Physisch
Tipp: Sie möchten alle Gold-ETC auf einen Blick? Über unsere ETF-Suche finden Sie eine vollständige Liste. Zur ETF-Suche

ETFs auf Goldminenaktien

Eine Alternative dazu sind ETFs auf Goldminenaktien. Ein Vorteil dabei: Hierbei handelt es sich nicht um Inhaberschuldverschreibungen mit einem Emittentenrisiko, sondern um herkömmliche börsengehandelte Indexfonds, die aufgrund der Bildung eines Sondervermögens im Insolvenzfall vor dem Begehren von Gläubigern geschützt sind.

Solche ETFs setzen nicht auf die Wertentwicklung des Rohstoffes Gold direkt, sondern partizipieren an der Wertentwicklung von Goldminenaktien. Die Gewinne dieser Unternehmen hängen natürlich in starkem Maße von der Wertentwicklung des Edelmetalls ab. Entscheidend sind hier aber die Förderkosten. Liegt der Goldpreis über den Förderkosten, so macht das Unternehmen Gewinn, darunter hingegen erleidet das Unternehmen Verluste. Steigt so der Goldpreis deutlich über die Förderkosten, ergeben sich überdurchschnittliche Gewinne. Der Anleger partizipiert somit quasi gehebelt am Goldpreis. Das gilt jedoch nicht nur nach oben, sondern auch nach unten. In Zeiten eines steigenden Goldpreises lassen sich mit Goldminen-Aktien also überdurchschnittliche Renditen erzielen.

Ein Beispiel dafür ist der iShares Gold Producers UCITS ETF (WKN: A1JKQJ) mit einem Fondsvolumen in Höhe von 1,6 Milliarden Euro. Der ETF bildet die Wertentwicklung von 51 Goldminenbetreibern physisch ab. Stark darin vertreten sind Aktien aus Kanada, Australasien sowie den USA. Zu den Top-Positionen zählen Unternehmen wie Barick Gold, Newmont Corporation sowie Franco Nevada Corporation. Die Gesamtkostenquote des ETFs beträgt 0,55 Prozent. Im vergangenen Jahr erwirtschaftete der ETF ein Plus von über 43 Prozent.

Tipp: Sie möchten weitere Informationen über Goldminen-ETCs? In unserem Beitrag „Besteuerung von Gold-ETCs“ finden Sie ausführliche Hinweise zum Thema.