21. März 2023
Goldpreis scheitert an psychologisch wichtiger Marke von 2.000 Dollar

Goldpreis scheitert an psychologisch wichtiger Marke von 2.000 Dollar

Der Bankensektor ist in Aufruhr. Der erste Reflex vieler Anlegerinnen und Anleger: Sie sehen sich nach sicheren Alternativen um. Was macht der Goldpreis?

Mit der Übernahme der Credit Suisse durch die UBS nahm die Nervosität an den Finanzmärkten – und insbesondere im Bankensektor – erst einmal ab. Echte Zuversicht ist derzeit aber weiter nicht auszumachen.

„Zeitenwende“ auch beim Goldpreis?

In einer ersten Reaktion schoss der Preis für das gelbe Edelmetall wieder über die Marke von 2.000 Dollar. So viel kostete eine Feinunze Gold letztmals Mitte April 2022. Damals löste der russische Überfall auf das Nachbarland Ukraine einen regelrechten Kaufrausch aus. Nachdem die geopolitischen Risiken deutlich an Bedeutung verloren haben, sorgen sich Anleger derzeit vor allem um die Sicherheit ihrer Bankeinlagen. Während in Deutschland Bankeinlagen in Höhe von 100.000 Euro pro Kunde gesetzlich garantiert sind, fällt in den USA der Einlagenschutz mit 250.000 Dollar pro Kunde signifikant höher aus. Verhindert wurde die dortige Bankenkrise jedoch nicht. Weil die Silicon Valley Bank mit ihren Anleiheinvestments aufgrund der massiven Kursverluste dieser Anlageklasse in Schieflage geraten war, zogen vor allem Kunden mit besonders hohen Einlagen im großen Stil ihr Kapital ab. Diesem Ansturm war das Finanzinstitut schlicht und einfach nicht gewachsen und musste vom US-Staat übernommen werden.

Tipp: Hier erfährst du alles über das Investieren in Gold.

Dasselbe Schicksal erlitt übrigens die traditionsreiche schweizerische Credit Suisse, die 1856 gegründet wurde und vor Jahren noch als solide Schweizer Finanzinstitution galt. Während das Geschäftsmodell der SVB eher als exotisch anzusehen war, wurden die Schweizer als systemisch wichtig für das internationale Finanzsystem eingestuft. Dass eine solche Bank tägliche Mittelabflüsse von über zehn Milliarden Schweizer Franken erleidet und von der Schweizer Notenbank mit Notkrediten von 50 Milliarden Franken versorgt werden muss, zeigt den Ernst der Lage. Wenn in einem solchen Umfeld die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (Bafin) mitteilt, dass das deutsche Finanzsystem „stabil und robust“ sei, dürfte dies insbesondere viele Wirecard-Geschädigte aufhorchen lassen. Bei der Pleite des ehemaligen im Dax notierten Finanzdienstleisters hat sich die BaFin wahrlich nicht mit „Ruhm bekleckert“.

Null Kontrahentenrisiko bei Goldmünzen und -barren

Um bei Banken die Bonität bzw. das Pleiterisiko besser einschätzen zu können, schauen Investoren häufig auf die sogenannten Credit Default Swaps. Sie zeigen auf, welche Versicherungsprämie nötig ist, um ein Anleiheinvestment der jeweiligen Gesellschaft abzusichern. Auf Basis der Daten vom 17. März gilt die Credit Suisse (1.085 Basispunkte) als akut gefährdet, während die Deutsche Bank (171,5 Basispunkte) und die Commerzbank (97,2 Basispunkte) unter diesem Aspekt um einiges solider aussahen. Mit der niederländischen ING * Bank (44,4 Basispunkte) oder der schwedischen SEB (49,4 Basispunkte) können beide Finanzinstitute hingegen nicht mithalten. Zum Vergleich: Die Risikoprämie der Bundesrepublik Deutschland beläuft sich aktuell auf lediglich 13,9 Basispunkte.

Bei Gold entfällt diese Versicherungsprämie, schließlich fungiert das gelbe Edelmetall selbst als Versicherungsschutz gegen sämtliche Widrigkeiten des Wirtschaftslebens wie zum Beispiel Inflation, Crashs an den Finanzmärkten sowie andere Krisen bis hin zu Kriegen und Währungszusammenbrüchen. Aus charttechnischer Sicht besteht beim Goldpreis nach dem Scheitern an der Marke von 2.000 Dollar und dem Eintreten des Timingindikators Relative-Stärke-Index in den überkauften Bereich (>70 Prozent) zwar die Gefahr von Gewinnmitnahmen, ein massiver Einbruch ist angesichts der aktuellen Nachrichtenlage aber eher unwahrscheinlich, schließlich ist nicht davon auszugehen, dass sich sämtliche Krisen wie Inflation, Schuldenexplosion, Zinsanstieg, Ukraine-Krieg sowie der Taiwan-Konflikt auf kurze Sicht in Wohlgefallen auflösen werden.

Kaufgelegenheit

Mit einer massiven Eintrübung des Marktsentiments ist bei Gold eher nicht zu rechnen. Rückschläge sollten daher bei langfristigem Anlagehorizont eher als Kaufgelegenheit und weniger als Verkaufsgrund interpretiert werden.