19. Mai 2022
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Green Bonds: Mit Grünen Anleihen für Klimaschutz und sichere Zinserträge

Geht es um nachhaltige Geldanlage, reden alle von Aktien. In der Tat sind Aktien langfristig die rentabelste Anlageklasse, doch auch mit Green Bonds lässt sich die Welt ein wenig besser machen.

Diese Grünen Anleihen eignen sich nicht nur für Investoren, die ihr Depot mit Zinstiteln stabiler machen wollen. Auch konservative Anleger können davon profitieren.

Green Bonds sind ganz normal und doch anders

Von der Grundstruktur her funktionieren Green Bonds genauso wie andere Anleihen: Durch die Ausgabe dieser Wertpapiere verschaffen sich Banken, Unternehmen oder die Öffentliche Hand Fremdkapital, für das sie einen bestimmten Zins * entrichten müssen. Dadurch werden die Emittenten der Papiere zu Schuldnern und die Käufer zu Gläubigern.

Die Schuldner sind verpflichtet, die vereinbarten Zinsen zu entrichten und am Ende der Laufzeit das Kapital zurückzuzahlen. Der Unterschied zwischen Grünen Anleihen und üblichen Obligationen: Bei Green Bonds nutzen die Emittenten das Fremdkapital ausschließlich für Klimaschutz- sowie andere Umweltprojekte. Bei anderen Rentenpapieren können sie es frei verwenden.

Anleger müssen bei Grünen Anleihen auf mehr achten

Ähnlich wie bei aktiv verwalteten nachhaltigen Fonds sind bei der Auswahl von Green Bonds mehrere Dinge zu beachten. Zum einen gibt es jene Parameter, die für alle Anleihekäufer gelten – und zum anderen Aspekte, die speziell für das sehr junge Segment der Grünen Anleihen gelten. Zu den allgemeinen Prüfkriterien gehören:

  • Rating des Kreditnehmers: Anleger sollten wissen, wem sie ihr Geld leihen. Um die wirtschaftliche Stärke von Kreditnehmer zu beurteilen, greifen sie auf Rating-Agenturen zurück. Diese geben mittels Codes aus den Buchstaben A bis D ihre Einschätzung ab. Es gilt: Je höher die Bonität, desto geringer der Zins.
  • Kreditbedingungen: Wie lange ist die Laufzeit der Anleihe? Wann erfolgen die Zinszahlungen und wie ist die Rückzahlung des Kredits geregelt?
  • Kurs der Anleihe beim Kauf: Die wenigsten Anleger erwerben Anleihen schon bei der Emission, sondern erst, wenn sie an der Börse notiert sind. Dann kann deren Kurs über dem Nennwert von 100 liegen, zu dem die Anleihen stets zurückgezahlt werden. Speziell wenn das Papier bis zum Laufzeitende gehalten werden soll, ist es wichtig, die Anleihe nicht zu teuer – also nicht deutlich über 100 – zu kaufen.

Viele Emittenten nutzen den EU-Standard für Green Bonds

Inzwischen richten sich viele Emittenten, die grüne Anleihen begeben, nach dem Green Bonds Standard der EU. Zu diesem Standard gehört, dass die Erlöse für bestimmte Zwecke wie Klimaschutz, Kreislaufwirtschaft und mehr Biodiversität verwendet werden müssen. Zudem gibt es eine jährliche Publizitätspflicht, was die Erlösverwendung angeht. Last but not least soll eine dritte Partei prüfen, ob im Factsheet der Anleihe diese Standards erfüllt werden. Wer auf einschlägigen Portalen sucht, kann dort nach Anleihen filtern, die diesen Kriterien genügen.

Tipp: Hier erfährst du alles, was du über das Investieren in Nachhaltigkeits-ETFs wissen musst.

Greenwashing mit dem EU Green Bond Standard?

Damit kommen wir zur Gretchenfrage: Können Anleger, die Anleihen nach dem EU Green Bond Standard kaufen, sicher sein, das sie so nachhaltig wirtschaftende Unternehmen unterstützen? Die klare Antwort ist: Nein! So begeben zum Beispiel der Automobilkonzern Daimler sowie ein polnischer Mineralöl-Veredler Grüne Anleihen. Zweifellos genügen diese Papiere dem Green Bond Standard der EU.

Die Anleger können also sicher sein, dass ihr Geld nur in solchen Projekten „arbeitet“. Jedoch können weder Daimler noch das polnische Unternehmen für sich in Anspruch nehmen, generell nachhaltig zu wirtschaften. Zu behaupten, mit Grünen Anleihen würden stets nachhaltige Geschäftsmodelle unterstützt, wäre also Greenwashing mit dem EU Green Bond Standard.

Über den Autor: Andreas Enke

Andreas Enke ist Vorstand der Geneon Vermögensmanagement AG in Hamburg