31. Januar 2020
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„Rule, Britannia!” – auch nach dem Brexit?

Man kann sich nur selten sicher sein, dass ein Ereignis Geschichte schreiben wird, doch am Freitag, dem 31.01.2020, ist es soweit: Großbritannien vollzieht den Brexit, tritt formal aus der EU aus und ist damit das erste Land überhaupt, das seit den Anfängen in den 50er Jahren die Europäische Union wieder verlässt. Egal wie es also weitergeht, das heutige Datum wird Geschichte machen.

Doch wie geht es eigentlich nun weiter? Werden die „Remainers” am Ende damit Recht behalten, dass England die Wichtigkeit des EU-Binnenmarktes unterschätze und die britische Wirtschaft Schaden nehmen werde. Oder werden die „Brexiteers” das letzte Wort behalten und die britische Wirtschaft werde fortan ohne Europa besser dastehen?

Ein neues Singapur an der Themse?

Für die letzte These haben die Brexiteers unlängst einen neuen Begriff lanciert und sprechen von einem „Singapur an der Themse”. Die Idee dahinter wäre ein recht unabhängiges, eigenständiges Großbritannien, dass sich von Daten- sowie Arbeitsschutzgesetzen der EU verabschiedet, um damit billigere Dienstleistungen anbieten und mehr Investoren ins Land locken zu können.

Zudem hat Präsident Trump angekündigt, einen „großartigen Deal“ mit dem britischen Premierminister, Boris Johnson, auszuhandeln. Dieser hat verlauten lassen, dass Großbritannien sowohl die Zollunion als auch den Binnenmarkt verlässt. Und bis zum Jahresende 2020 soll das Freihandelsabkommen mit der Europäischen Union in trockenen Tüchern sein. Kritiker halten den Zeitpunkt für unrealistisch und glauben, dass es dann dennoch zu einem harten Brexit kommen könnte.

Wirtschaft hoch oder runter?

Doch trotz dieser vielen „Wenns und Abers” wird sich England wohl nicht gänzlich von Europa abwenden. Dafür spricht zunächst, dass die britische Wirtschaft dafür plädiert, europäische Arbeitskräfte möglichst ungehindert ins Land zu lassen, wie die Chefökonomin des britischen Industrieverbands gegenüber dem Spiegel erklärt.

Überhaupt zeigt sich im Rückblick, dass beide Lager übertrieben haben und die wirtschaftliche Katastrophe ausbleibt – genauso so wie die Aussicht auf einen wirtschaftlichen Boom. Dennoch wurden die neuesten IWF-Prognosen in London gefeiert, wonach die englische Wirtschaft in diesem und nächsten Jahr besser abschneiden werde als die der Eurozone.

Am Ende siegt der Pragmatismus

Da nun endlich (seit dem 23. Juni 2016) wieder Klarheit herrscht, „könnte es wieder aufwärts gehen”, wie die FAZ meint. Ähnlich sieht es auch Pascal Blanqué, Group Chief Investment Officer bei Amundi, der das Risiko massiver Markteinbrüche eher für gering hält: „Brexit hin oder her – letztendlich halten wir britische Aktien weiterhin für attraktiv, insbesondere auf den Heimatmarkt fokussierte und zyklische Titel.” Und am Ende, so der Chief Investment Officer, werde sich „der Pragmatismus durchsetzen”. Er glaubt aber auch, „dass die Unsicherheit erhalten bleibt”.

Investieren in einen Großbritannien-ETF

In die Zukunft kann nun einmal niemand blicken, aber interessierte Anleger, die in Großbritannien und damit in die fünftgrößte Volkswirtschaft der Welt investieren möchten, können dies über insgesamt 24 verschiedene ETF-Produkte tun. Auf einer speziellen Themenseite „Investieren in Großbritannien” stellen wir die wichtigsten Kennzahlen, Sektoren, ETFs sowie Indizes dazu vor.

iShares oder Vanguard?

Die zwei größten ETFs, gemessen am Fondsvolumen, die jeweils in die 100 größten (Blue-Chip-) Unternehmen der Börse London investieren, sind der iShares Core FTSE 100 UCITS ETF (WKN: 552752) und der Vanguard FTSE 100 UCITS ETF (WKN: A1JX54). Beide Produkte werden physisch abgebildet, sind ausschüttend und bei mehreren Banken sparplanfähig, der iShares-ETF auch VL-fähig.

Bis auf die Fondsgröße  – der iShares-ETF liegt bei circa 7.5 Milliarden Euro, der von Vanguard bei etwa 3.4 Milliarden Euro – unterscheiden sich die beiden Produkte nur marginal. Beide ETFs investieren zu beinahe deckungsgleichen Prozentanteilen in dieselben Top-10-Holdings und Top-5-Branchen. Nur performancetechnisch schneidet der Vanguard-ETF einen Tick besser ab und auch seine Tracking Difference liegt näher am Nullpunkt. Dafür ist der iShares-ETF mit einer Gesamtkostenquote (TER) von 0,07 Prozent um 0,02 Prozent günstiger.

Diese kleinen, aber feinen Unterschiede können Sie hier in unserem ETF-Vergleich nochmal genauer analysieren.

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