27. August 2019
Grünen-Chef Robert Habeck.

Grüne fordern Bürgerfonds zur Altersvorsorge

Der Plan, Negativzinsen verbieten zu wollen, stößt auf Kritik. Die Grünen fordern nun einen Bürgerfonds. Das Ifo-Institut wurde bereits konkret.

Auf den Vorstoß des bayerischen Ministerpräsidenten Markus Söder (CSU), negative Zinsen für Einlagen unter 100.000 Euro verbieten zu wollen, reagierte Grünen-Co-Chef Robert Habeck mit einem Gegenvorschlag, der allerdings nicht neu ist. Gegenüber der Süddeutschen Zeitung erklärte er, Negativzinsen seien „teuer für Sparer und gefährlich für die Finanzmarktstabilität“. Daher sei die Zeit für einen Bürgerfonds gekommen. Ähnlich wie es das Münchner Ifo-Institut bereits im Juli 2019 forderte, soll laut Ansicht Habecks ein Bürgerfonds kommen. Ziel solle es sein, die private Altersvorsorge zu verbessern. „Der Fonds sollte allen Bürgern offenstehen und langfristig in den Umbau der Wirtschaft investieren“, erklärt Habeck dem Blatt. In diesem Zusammenhang verweist der Grünen-Chef auf den seit mehr als 20 Jahren existierenden norwegischen Staatsfonds. Insofern sei ein deutsches Gegenstück „kein Hexenwerk, sondern machbar“.

So könnte ein Bürgerfonds aussehen

Habecks Äußerungen könnten in Richtung des Vorschlags des Ifo-Instituts gehen. Clemens Fuest, Christa Hainz, Volker Meier, Ifo-Institut, und Martin Werding, Professor an der Ruhr-Universität Bochum, entwickeln das Konzept des „Deutschen Bürgerfonds“, der die private Altersvorsorge und die Vermögensbildung der privaten Haushalte stärken soll. Lege der Staat ab heute 0,5 Prozent des Bruttoinlandsprodukts pro Jahr für alle Erwerbsfähigen an, finanziert durch langsameren Staatsschuldenabbau, ergäbe sich nach 50 Jahren bei einer durchschnittlichen Renditedifferenz von zwei Prozentpunkten ein Ertrag von gut 16.000 Euro pro Kopf, der mit dem Erreichen von 67 Jahren ausgezahlt werden könnte. Bei einer Zinsdifferenz von drei Prozentpunkten kämen bereits rund 30.000 Euro zusammen. Die Verwaltung des „Deutschen Bürgerfonds“ sollte unabhängig sein und beispielsweise durch die Bundesbank erfolgen. Und auch bei diesem Modell spielt die gegenwärtige Minizinsphase eine wichtige Rolle bei den Überlegungen. Denn die hervorragende Bonität der Bundesrepublik Deutschland als Schuldner ermögliche es, Kredite günstig aufzunehmen und bei einer Reinvestition eine erhebliche Renditedifferenz zu erzielen. 

Branchenverband erteilt Söder eine Absage

Gegen Söders Vorschlag, Negativzinsen für Sparbeträge bis 100.000 Euro verbieten zu wollen, regt sich nicht nur Kritik aus der Politik. Die Deutsche Kreditwirtschaft hält derartige gesetzliche Verbote für „systemfremd“ und für gefährlich für die Stabilität der Finanzmärkte. „In einer Marktwirtschaft kalkulieren Kreditinstitute – wie alle anderen Kaufleute – ihre Preise und Entgelte auf der Grundlage des Marktumfeldes in eigener Verantwortung. Dies gilt auch in Zeiten negativer Leitzinsen, die die Kreditwirtschaft nicht ignorieren kann“, erklärt der Branchenverband weiter und hält sich auch nicht mit Kritik an der Notenbankpolitik zurück: „Derartige Vorschläge zeigen, wie weit die unerwünschten Nebenwirkungen der Negativzinspolitik der Europäischen Zentralbank schon reichen.“

So bauen Sie selbst den Staatsfonds nach

Ob ein Bürgerfonds oder Staatsfonds kommt, ist ungewiss. Allerdings können Privatanleger bereits heute den etablierten norwegischen Staatsfonds einfach mit ETFs nachbauen. Selbstverständlich können Sie sich auch weitere interessante Musterportfolios ansehen und die ETF-Suche nutzen, um das passende Produkt zu finden.