20. Oktober 2020

Günstig wie nie: ETFs werden immer billiger! Kann das so weitergehen?

ETFs sind günstig wie nie – und sie werden immer billiger. Kann das so weitergehen? Oder droht irgendwann die Trendumkehr? 

Anders als bei klassischen Aktienfonds kommen ETFs ohne aktives Fondsmanagement aus. Das bedeutet für Privatanleger niedrigere Kosten – und folglich höhere Renditen. Außerdem sind ETFs sehr liquide Anlagevehikel, da sie wie Aktien an den Börsen handelbar sind. Ihre Kosten sinken seit Jahren kontinuierlich. Warum ETFs immer günstiger werden, erfahren Sie in diesem Beitrag.

Globales ETF-Volumen verzeichnet gigantisches Wachstum

Anleger haben längst die Vorzüge von ETFs begriffen. Während aktive Fondsmanager besonders in Krisenphasen kein glückliches Händchen zeigen, bilden ETFs konsequent den Markt ab. Diese passiven Anlagestrategien erzielen renommierten Studien zufolge sogar deutlich bessere Ergebnisse.

Kein Wunder, dass das globale Wachstum des ETF-Volumens so gigantisch ist. Ende 2019 betrug das weltweit in ETFs verwaltete Vermögen 6,2 Billionen US-Dollar. Ende 2009 lag dieses noch bei 1,04 Billionen US-Dollar (+5 Billionen US-Dollar in 10 Jahren). Nach einer Schätzung der Ratingagentur Moody’s soll der Anteil von ETFs am gesamten Markt für Investmentfonds bis 2025 auf über 27 Prozent steigen. Der beliebteste ETF-Anbieter bleibt die BlackRock-Tochter iShares.

Tipp: Hier finden Sie die kostengünstigsten Anbieter für ETF-Sparpläne.

Günstig wie nie: ETF-Kosten auf Rekordtief

Die Fonds werden passiv gemanagt, was Kosten spart. Daher sind ETFs im Vergleich zu aktiven Fonds so günstig. Seit Jahren herrscht zudem steigender Wettbewerbsdruck zwischen den ETF-Anbietern um die Gunst der Privatanleger.

Diese profitieren von der steigenden Konkurrenz. ETFs auf US-Aktien gibt es bereits ab 0,05 Prozent pro Jahr. Auch in Deutschland befinden sich die laufenden Gebühren auf einem Rekordniveau. Laut einer Studie der Unternehmensberatung Deloitte müssen Anleger im Schnitt nur 0,20 Prozent zahlen.

Eine Ausnahme bilden Themen-ETFs auf spezifische Branchen und Trends. Diese sind für Privatanleger etwas teuerer. Für den langfristigen Vermögensaufbau sind diese ETFs jedoch nicht zwangsläufig notwendig. Viele ihrer Beteiligungen sind auch in breiten Marktindizes vertreten. Dennoch können Smart-Beta-Faktoren Sinn machen zur Beimischung. Auch Schwellenländer-ETFs bleiben im Schnitt doppelt so teuer als ETFs auf Basiswerte liquider Märkte wie Europa und Nordamerika (0,40 Prozent).

In den USA ist der Preiskampf noch intensiver. Dort bietet die Fondsgesellschaft Fidelity Investments sogar gebührenlose Indexfonds an. Da stellt man sich berechtigterweise die Frage danach, wie die Anbieter bei diesen Kostenstrukturen überhaupt noch Geld verdienen.

Wie verdienen ETF-Anbieter bei den Gebühren noch mit?

Das kommt vor allem auf die Größe des Fonds an. Bei kleinen Fonds steigt schnell das Risiko einer Liquidation. Große, milliardenschwere Fonds hingegen verdienen auch bei niedrigen Kosten noch gutes Geld. Steigt das Volumen, so reduzieren viele  – dank der daraus resultierenden Skaleneffekte – die Kosten. „Wir geben die Skaleneffekte durch unsere Unternehmensstruktur direkt dem Endinvestor weiter. Das wissen unsere Kunden, auf diesem Vertrauen können wir aufbauen“, sagt Andreas Zingg, Head of Switzerland and Liechtenstein, Managing Officer bei Vanguard Europe. 

Viele Anbieter verleihen zudem Wertpapiere an Leerverkäufer und erzielen durch diese Trades weitere Einnahmen. Ein weiterer Punkt, der niedrige Kosten vorteilhaft macht, ist das Thema „Upselling“. Kunden werden durch die für sie vorteilhaften Gebührenmodelle an den ETF-Anbieter gebunden. In Zukunft könnten diese versuchen, Kunden dazu zu bewegen, Produkte mit höheren Margen zu kaufen – zum Beispiel aktive Fonds, sofern diese überhaupt im Angebot sind. 

Bei Anlegern ist nicht nur der Preis entscheidend

Kosten sind in der Tat ein sehr relevanter Faktor bei der ETF-Auswahl. Sie sind der einzige Faktor, den Privatanleger bei der Geldanlage kontrollieren können – je geringer die Gebühren, desto höher die Rendite. Über einen langen Anlagezeitraum hinweg können selbst 0,10 Prozent Kostendifferenz einen großen Vermögensunterschied ausmachen. Deshalb gilt: Günstig ist besser!

Neben den Kosten beeinflussen jedoch noch weitere KPIs die Attraktivität eines ETFs. Ein hohe Liquidität, ein hohes Fondsvolumen und eine niedrige Tracking Differenz (TD) sollten es im Idealfall sein. ETFs mit einer niedrigen TER („Total-Expense-Ratio“) können nämlich trotzdem eine höhere TD aufweisen als ETFs mit einer hohen TER. Ein Blick auf die Perfomance kann demnach Kostenunterschiede ausgleichen. Privatanleger sollten immer einen gesamtheitlichen Blick auf einen ETF werfen sollten, bevor sie investieren.

Das Thema Nachhaltigkeit wird zunehmend nachgefragt, was sich unmittelbar auf das ETF-Volumen von sogenannten ESG Indexfonds auswirkt. Auch hier konnten wir in den vergangenen Jahren ein deutliche Senkung der Gebühren beobachten – der Trend sollte bestehen bleiben.

Fazit

ETFs sind und bleiben die beste Möglichkeit für Privatanleger breit zu diversifizieren und günstig in den Kapitalmarkt zu investieren. Das haben Anleger erkannt und schichten verstärkt ihre aktiven Positionen um. Dass die durchschnittlichen Kosten pro Jahr stark gesunken sind, hat zahlreiche Gründe. Der Preiskampf wird auch in den kommenden Jahren die Margen weiter drücken, was den ein oder anderen ETF zur Liquidation zwingen wird.

Anleger sollten in jedem Fall auf Indexfonds mit großem Volumen setzen. Neben der Gesamtkostenquote (TER) spielen weitere Kriterien eine Rolle bei der Auswahl. Eine niedrige Tracking Differenz sollte definitiv berücksichtigt werden, da sie die tatsächlichen Kosten eines ETFs abbildet.

ETF Tracking Difference einfach erklärt.

Wer die TD berücksichtigt, kann im Grunde die TER außer Acht lassen. Ein ETF mit einer TER von 0,50 Prozent und einer Tracking Difference von 0,15 Prozent hat den Anleger in Wirklichkeit also nur 0,15 Prozent gekostet, also weniger als die angegebene TER gekostet. Eine durchschnittliche negative Tracking Difference bedeutet, dass der ETF den Index im Betrachtungszeitraum geschlagen hat. Somit hat sich der ETF trotz laufender Kosten (TER) besser entwickelt – für Anleger ein besonders positives Szenario.

Tipp: Die Tracking Difference ist auf extraETF.com auf den Profil-Seiten der ETFs und in der ETF-Suche unter dem Tab Analyse zu finden. (vgl. Screenshot). In unserem Wissensbereich finden Sie überdies einen ausführlichen Beitrag zum Thema Tracking Difference bei ETFs.

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Quelle: extraETF.com, ETF-Broker-Vergleich 2022
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