28. Januar 2023
Diese Investitionschancen tun sich im Halbleitersektor auf

Halbleiter: Die wichtigste Branche der Welt

Die Halbleiter-Branche hat eine enorme Bedeutung. Auch wenn uns die kleinen Chips im Alltag meist nicht bewusst begegnen, so sind sie dennoch aus unserem Leben nicht mehr wegzudenken. Die Nachfrage dürfte weiter wachsen. Hier erfährst du, welches Potenzial dieser spannende Sektor bietet.

Spätestens seit dem Jahr 2020 ist jedem bewusst, dass Halbleiter inzwischen eine außerordentlich wichtige Rolle in unserem Leben eingenommen haben. Aus ihnen werden Mikrochips hergestellt, welche längst nicht mehr nur in Smartphones oder Computern anzutreffen sind. Umso spannender ist daher die Betrachtung der Aktien auf dem Markt, denn diese Unternehmen werden als Zulieferer für etliche verschiedene Branchen benötigt.

Trotz der Unverzichtbarkeit herrscht auch im Halbleitermarkt eine gewisse Zyklik, was sich zuletzt zu Beginn der Pandemie gezeigt hat. Damals reduzierten insbesondere Automobilkonzerne ihre Bestellungen bei den entsprechenden Zulieferern, da sie von einer geringeren Nachfrage nach Autos ausgingen. Als diese Prognose allerdings nicht eintrat, folgte der Halbleitermangel, welcher einerseits die Lieferzeiten drastisch erhöhte, aber andererseits auch die starke Abhängigkeit von wenigen Unternehmen aus dem Sektor zeigte.

Tipp: Hier erfährst du alles über das Investieren in Themen-ETFs – inklusive wichtiger Brancheninfos und geeigneter ETFs.

Was sind Halbleiter?

Bevor wir uns den spannenden Aktien aus der Branche widmen, sollte ein gewisses Grundverständnis über Halbleiter vorhanden sein, daher machen wir einen kleinen Exkurs. In der Physik unterscheidet man zwischen Leitern, Nichtleitern (Isolatoren) und Halbleitern. Während Leiter den elektrischen Strom dauerhaft leiten und Isolatoren diese Fähigkeit nicht besitzen, haben Halbleiter eine besondere Eigenschaft. Die Leitfähigkeit des Materials kann durch Licht und Temperatur beeinflusst werden und somit ist die Erzeugung von Stromflüssen und Stromblockaden möglich. Die sich daraus ergebenden Möglichkeiten sind der Grund, warum Halbleiter als Hauptbestandteil in Chips verwendet werden.

Wie entwickelt sich der Halbleitermarkt?

Während vor wenigen Jahrzehnten ein eigener Computer noch etwas ganz Besonderes war, ist ein solcher Besitz heute völlig normal. Darüber hinaus sind auch das Smartphone, der Fernseher, der Kühlschrank, das Auto usw. alltägliche Gebrauchsgegenstände, und überall sind Halbleiter verbaut.

Aus diesem Grund ist es nicht verwunderlich, dass der Umsatz mit Halbleiterprodukten seit Jahrzehnten ein relativ stabiles Wachstum vorweisen kann. Trotz der erwähnten zyklischen Entwicklung ist der Gesamtumsatz in der Branche in den vergangenen 30 Jahren um 8,02 Prozent pro Jahr gestiegen.

Die verfügbaren Prognosen für die nächsten Jahre sehen eine Fortsetzung dieses Trends vor. Zukünftige Wachstumstreiber bei der Nachfrage nach Chips sind neben der bereits erwähnten Automobilindustrie auch Themen wie Internet of Things, wo- bei es um die Vernetzung von allem (wo es möglich ist) geht. Wenn der Anspruch besteht, alles zu vernetzen, dann benötigt im Umkehrschluss auch jedes Einzelteil einen Chip. Aber auch längst etablierte Segmente wie Gaming erfreuen sich noch immer eines regen Wachstums, wofür letztendlich auch wieder bestimmte Chips benötigt werden.

Ein brisantes Beispiel aus der jüngsten Vergangenheit ist der Hype im Krypto-Markt, mit dem eine enorme Nachfrage nach Grafikkarten (eine Art von Chips) einherging – die Folge war auch hier wieder ein Halbleitermangel bzw. genauer gesagt ein Grafikkarten-Mangel.

Bitcoins oder andere Coins müssen nicht zwangsläufig gekauft, sondern können auch durch das sogenannte Mining (Lösen von „Rechenaufgaben“ vom Computer) „erarbeitet/geschürft“ werden. Hierfür benötigt der Anwender Grafikkarten, welche z. B. bei NVIDIA eigentlich der Gaming- Branche zugeordnet werden. Der Abschwung der Kryptowährungen sorgte zuletzt für eine nachlassende Nachfrage nach Grafikkarten, wobei NVIDIA selbst nicht einmal einschätzen kann wie viel Umsatz mit dem Verkauf von Grafikkarten an Betreiber von Krypto-Mining erzielt wird.

Insgesamt kann grob festgehalten werden, dass eine weitere (technologische) Entwicklung der Menschheit von einem Anstieg bei der Nachfrage nach Halbleitern begleitet wird – unabhängig davon, ob die Weiterentwicklung alte Branchen im Wandel (Automobil) oder vollständig neue Sektoren (Kryptowährungen) betrifft.

Diese Weiterentwicklung betrifft selbstverständlich auch die Chips selbst, welche immer komplexere Aufgaben lösen können. Gleichzeitig gelingt es den Unternehmen, Chips mit der gleichen Leistungsfähigkeit bedeutend kleiner zugestalten. Dieser Zusammenhang zwischen der Leistung und Größe wurde das erste Mal 1965 von Gordon Moore beschrieben, welcher die Entwicklung der Chips prognostizierte. Eine heute gängige (angepasste) Variante von Moore’s Law besagt, dass sich die Leistungsfähigkeit der Chips etwa alle 1,5 bis zwei Jahre verdoppelt. Gemessen wird dies mit der Anzahl an Transistoren auf einem integrierten Schaltkreis, was letztendlich auf die Leistung schließen lässt. Auch wenn es immer wieder Differenzen zwischen Experten gibt, wie lange Moore’s Law noch weiter Bestand hat, so wurde es bis heute doch immer wieder erfüllt und könnte auch in Zukunft das weitere Wachstum der Branche vorantreiben.

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Segmente in der Halbleiterindustrie

Die Halbleiterindustrie lässt sich heute in drei wesentliche Bereiche einteilen, wobei diese Gliederung weitestgehend den Schritten im Herstellungsprozess von Chips entspricht.

Produktion der Wafer

Im ersten Schritt wird Silizium (Halbleiter und Grundwerkstoff für Chips) zu sogenannten Ingots verarbeitet. Von diesen zylinderförmigen Silizium-Körpern werden anschließend hauchdünne „Scheiben“ abgeschnitten – die sogenannten Wafer –, welche die Basis für die späteren Chips darstellen. Ein weltweit bekannter Hersteller dieser Wafer ist bspw. die deutsche Aktiengesellschaft Siltronic.

Produktion der Chips (Foundries)

Daraufhin verarbeiten Foundries die Wafer weiter und bringen die gewünschte Chipstruktur auf ihnen an. Der bekannteste Konzern aus diesem Segment ist TSMC (Taiwan Semiconductor Company), welcher mit der vorhandenen Marktmacht nahezu unverzichtbar für den gesamten Sektor ist. Die Abhängigkeit von TSMC geht allerdings weit über den Halbleitersektor selbst hinaus, denn wie anfangs beschrieben benötigen unzählige weitere Branchen Chips, um ihre Produkte herzustellen und zu verkaufen.

Design der Chips

Das Design der Chips übernehmen wiederum andere Unternehmen, welche keine eigenen Fabriken benötigen und deshalb auch als fabless („fabriklos“) bezeichnet werden. Die Foundries wie TSMC fertigen somit im Auftrag von Designern, wobei den meisten vor allem AMD und NVI- DIA als Namen geläufig sind. Diese zwei Unternehmen sind gemeinsam mit Intel als Ikonen aus dem Bereich der Grafikchips bekannt; bei anderen Chip-Arten sind wiederum andere Firmen renommiert.

Außerhalb von diesen drei Geschäftsbereichen haben sich noch weitere bedeutende Unternehmen gebildet, welche sich auf den Bau der Anlagen spezialisierten, die Foundries für die Verarbeitung der Wafer benötigen. Aufgrund der beschriebenen Entwicklung durch Moore’s Law ist eine immer höhere Präzision nötig und dementsprechend müssen die verwendeten Anlagen diesen Ansprüchen gerecht werden. Ein sehr bekanntes Unternehmen aus diesem Bereich ist ASML aus den Niederlanden.

Unternehmen in der Halbleiterbranche

Neben den beliebten Aktien, von denen viele Medienportale und Anleger fast jeden Tag sprechen, gibt es aber auch noch weitere milliardenschwere Konzerne, die jeweils einen beachtlichen Umsatzanteil in der Branche für sich verbuchen können.

Umsatzstärkste Unternehmen der Branche

Eine Auswertung von IC Insights zeigt, dass Samsung Electronics und Intel mit einem Umsatzanteil von 13,3 und 12,5 Prozent im Jahr 2021 die Platzhirsche in der Branche waren und kein anderer Konzern auch nur annähernd an diese Dimensionen herankommt.

Während Intel schon seit Jahrzehnten zu den Top-Playern beim Umsatz mit diversen Chips gehört, ist das Unternehmen aus Südkorea vorrangig in den letzten Jahren zu der heutigen Größe herangewachsen. In der letzten Zeit versucht sich Samsung Electronics auch mit horrenden Investitionssummen im Foundry-Bereich zu etablieren und TSMC Marktanteile abzunehmen. Ein ähnliches Vorhaben verfolgt auch Intel, allerdings ist dies bis jetzt noch nicht von Erfolg gekrönt.

Auf die zwei Spitzenreiter folgt mit SK Hynix ein weiteres Unternehmen aus Südkorea und erst dahinter reihen sich die anderen bekannten US-amerikanischen Konzerne: Micron, Qualcomm, NVI- DIA und Broadcom. Außer bei Micron handelt es sich hier um reine Fabless-Unternehmen, die dementsprechend auf Foundries für die Produktion angewiesen sind.

Foundries und die Abhängigkeit von Taiwan

Die reinen Foundries sind in der vorherigen Auswertung nicht mit inbegriffen, aber dafür liegen separate Daten für die Aufteilung in diesem Bereich vor. Bemerkenswert ist hier die bereits thematisierte Marktmacht von TSMC mit einem Anteil von 56 Prozent am globalen Foundry-Umsatz. Mit sieben Prozent ist UMC (United Microelectronics Corporation) die drittwichtigste Foundry und ebenfalls ein taiwanisches Unternehmen.

In Anbetracht dieser weltweiten Abhängigkeit von einem einzigen Land wird auch die Relevanz und das globale Interesse am China-Taiwan-Konflikt deutlich.

Themen-ETFs als Alternative zu Einzelaktien

Neben Einzelaktien gibt es auch zahlreiche Themen-ETFs, welche ein Investment in den Halbleiterbereich ermöglichen. Die zwei wohl bekanntesten ETFs sind der iShares MSCI Global Semiconductors UCITS ETF (WKN: A3CVRA) und der VanEck Semiconductor UCITS ETF (WKN: A2QC5J), welche jeweils ein Volumen von mehreren Hundert Millionen Euro umfassen. Beide Emittenten halten bei den ETFs die Aktien selbst (physische Replikation) und thesaurieren die entstehenden Gewinne. Darüber hinaus veranschlagen sie auch dieselbe Gebühr in Höhe von 0,35 Prozent im Jahr in Form der TER.

Der Unterschied beider Angebote liegt in der Konstruktion des zugrundeliegenden Index. Während der ETF von VanEck nur 25 Positionen hält, ist die Variante von iShares mit 254 Aktien auf den ersten Blick erheblich besser diversifiziert. Diese Vermutung lässt sich durch die nähere Betrachtung der Allokation bestätigen, denn die größten zehn Positionen machen beim ETF von VanEck mehr als 75 Prozent des gesamten Kapitals aus (nur rund 56 Prozent beim ETF von iShares).

Die Unternehmen in den Top 10 nach Gewichtung sind allerdings bei beiden Anlageprodukten identisch (Gewichtung aber leicht verändert). Auch die Diversifikation nach Ländern ist beim MSCI Global Semiconductors breiter, denn die Gewichtung der USA liegt „nur“ bei knapp 64 Prozent und nicht bei ungefähr 77 Prozent. Allgemein sind beim ETF von iShares auch deutlich mehr Nationen vertreten. Insgesamt legen diese Daten nahe, dass man mit einem Investment in den ETF von iShares aufgrund der besseren Diversifikation auch ein geringeres Risiko eingeht. In der Praxis fällt allerdings auf, dass sich die erzielten Kursrenditen (und auch Abwärtsphasen) in ihrer Länge kaum unterscheiden.

Halbleiter sind inzwischen zu einem unverzichtbaren Bestandteil in unserem Leben und somit auch in vielen Branchen geworden. Daraus ergibt sich zwangsläufig eine Abhängigkeit von den Unternehmen, welche im Herstellungsprozess der Chips involviert sind, was gerade anhand von Taiwan (speziell TSMC) deutlich wird.

Fazit

Der steigende Bedarf von Halbleitern der vergangenen Jahrzehnte, aber auch der stetige technische Fortschritt und die Prognosen für die Zukunft lassen ein Investment in die Branche generell attraktiv erscheinen. Die vorgestellten ETFs könnten sich also im Rahmen der Core-Satellite-Strategie für Privatanleger anbieten.