30. Januar 2019
Siemens hat die Dax-Dividendensaison 2019 eröffnet.

Her mit der Dividende, die Saison ist eröffnet

Es geht wieder los im Dax. Die Dividenden sprudeln wieder. Den Anfang hat traditionell Siemens gemacht. Doch wie sind derzeit die allgemeinen Aussichten in Europa in Sachen Dividenden?

Die große Euphorie ist längst aus den Köpfen der meisten Aktionäre. Ein Lichtblick mag da die anstehende Dividendenzahlung sein. Doch im Umfeld von Handelsstreit, Brexit und Konjunktursorgen sind die Erwartungen vielerorts niedrig. Die Experten der Allianz rechnen 2019 mit einem Wirtschaftswachstum in Europa von rund 1,5 Prozent. „Eine verlangsamte Konjunktur belastet nicht nur hochverschuldete Länder wie Italien. Auch verlässliche EU-Motoren wie Frankreich und Deutschland stottern angesichts der zunehmenden innenpolitischen Unruhen und internationalen Unstimmigkeiten immer öfter. Die EU ist verwundbar – damit wird das Wohl und Wehe an den europäischen Aktienmärkten auch von der Ausgestaltung des Brexit-Finales abhängen,“ sagt Jörg de Vries-Hippen, Chefanlagestratege Equity Europe und Fondsmanager des Allianz European Equity Dividend.

Was machen die Dividenden 2019?

2019 erwartet de Vries-Hippen Dividendenzahlungen der Unternehmen im MSCI Europa in Höhe von rund 350 Milliarden Euro. Damit würden europäische Unternehmen wieder rund 16 Milliarden Euro (4,8 Prozent) mehr an ihre Aktionäre ausschütten als im Vorjahr. Ein neuer Rekord in Folge, wobei die Höhe der Ausschüttungen nicht allein für die Titelauswahl des Fondsmanagers ausschlaggebend ist: „Für uns ist die Kontinuität der Dividendenzahlungen ebenso wichtig wie die relative Höhe, denn eine positive Kombination signalisiert eine gesunde Grundlage. Solche Unternehmen erweisen sich oft als stabile Anker in stürmischen Zeiten“, sagt de Vries-Hippen. Unternehmen mit gut gestützten Dividendenzahlungen und Wachstumspotenzial gäbe es derzeit einige, sogar zu Rabatt-Preisen am Markt. Ein Fokus von Allianz Global Investors liege dabei auf dem europäischen Energiesektor, da sich die massiven Umstrukturierungen nach schon in absehbarer Zeit in einer stärkeren Cash *-Generierung und Dividenden auszahlen dürften. Zu den „Dividenden-Klassikern“ zählt de Vries-Hippen schon seit Jahren Unternehmen der Versicherungsbranche.

Was spricht für Dividendentitel?

„Im Anlegerdepot haben Ausschüttungen eine Airbag-Funktion, die sich gerade angesichts der unischeren Marktsituation besonders vorteilhalft auswirken kann“, erläutert Hans-Jörg Naumer, der als Leiter Kapitalmarktanalyse auch für die aktualisierte Studie „Kapitaleinkommen mit Dividenden“ von Allianz Global Investors verantwortlich ist. „Dividenden können das Portfolio stabilisieren, weil sie Kursrückschläge abfedern und planbare Einkommen generieren.“ Laut der Publikation haben Ausschüttungen seit 1973 bis heute einen Anteil von rund 41 Prozent an der Gesamtrendite europäischer Aktien. Damit konnten sie Kursverluste teilweise oder sogar ganz kompensieren. Insbesondere europäische Unternehmen sind im internationalen Vergleich besonders ausschüttungsfreundlich. So lag deren Dividendenrendite Ende 2018 marktweit bei durchschnittlich etwa 3,8 Prozent.

Doch nicht nur die Dividenden selbst sorgen für mehr Stabilität bei Aktieninvestments. „Dividendenstarke Aktien entwickeln sich anscheinend deutlich weniger schwankungsintensiv als Aktien von Firmen mit geringeren Dividendenzahlungen. Das deutet ein Blick in den Rückspiegel am Beispiel der USA an, wo die längsten Zeitreihen seit 1975 verfügbar sind“, sagt Naumer. Die Volatilität von US-Unternehmen, die Dividende zahlten, falle im Vergleich zu Unternehmen ohne Gewinnausschüttungen deutlich geringer aus. Eine ähnliche Entwicklung zeichnet sich laut Allianz für europäische Dividendentitel seit den 1990er Jahren ab.

Was sollten Anleger bei der Auswahl eines Dividenden-ETFs beachten?

Sich selbst einzelne Dividendentitel herauszupicken, ist unverhältnismäßig. Anleger, die auf den Faktor Dividende setzen möchten sollten sich eher einen entsprechenden ETFs heraussuchen. „Wichtig ist eine breite Streuung, also die Auswahl eines Indizes, der viele Unternehmen enthält. Damit schwankt der ETF weniger und die Entwicklung einzelner Unternehmen kann das Gesamtergebnis nicht so stark beeinflussen. Auch ist es sinnvoll, auf einen ETF mit einem hohen Fondsvolumen und einer gewissen Historie zu setzen“, rät Tobias Mende, Betreiber des Bloggs Finanzfisch.