20. März 2020

Günstigere Einstiegskurse: Doch in was soll ich jetzt investieren?

Die Warnungen vor einem Börsencrash waren Ende vergangenen Jahres vielfältig. Häufig wurden diese in den Wind geschlagen als Warnungen sogenannter Crash-Propheten. Die angegebenen Gründe auch namhafter Analysten und Börsenkenner für stark fallende Kurse waren sehr vielfältig, angefangen von hohen Bewertungen nach einer fast zehn Jahre laufenden Aufwärtsphase, über schlechtere Konjunkturerwartungen, zunehmende Handelskonflikte bis hin zu einer immer stärkeren Verschuldung. Der Corona-Virus stand dabei allerdings nicht auf der Rechnung.

Krisen als günstige Einstiegschance

Während diejenigen, die jetzt auf dem falschen Fuß erwischt wurden und so möglicherweise nicht mehr genug Geld zum Aufstocken der Positionen haben, einfach auf wieder steigende Kurse warten müssen, können Anleger mit rechtzeitigen Gewinnmitnahmen oder aber Neueinsteiger nun überlegen: Was mache ich? In was soll ich jetzt angesichts günstiger Einstiegskurse investieren?

Eine eindeutige, pauschale Antwort ist nur schwer möglich.

Innehalten und Kontrolle des eigenen Risikoprofils

Auch wenn über vielleicht bisher attraktive Einzelaktien wie Apple oder Microsoft lukrative Gewinne realisiert wurden, das jetzt für Neuinvestitionen zur Verfügung steht, bietet diese Krisensituation die Gelegenheit, sein eigenes Risikoprofil noch einmal zu überprüfen nach der Devise „Glück gehabt, aber was wäre gewesen, wenn ich nicht rechtzeitig verkauft hätte, bin ich tatsächlich in der Lage und willens, solche Verluste zu tragen“?

Für langfristige Kapitalanlage: global breit streuen über verschiedene Anlageinstrumente

Eine Möglichkeit der Umorientierung oder auch des Neueinstiegs bietet ein global breit gestreutes Weltportfolio. Eine einfache Umsetzungsmöglichkeit ist dabei zum Beispiel das 60-40 Vanguard Portfolio, das lediglich aus zwei verschiedenen kostengünstigen ETFs besteht, dem Vanguard FTSE Developed World UCITS ETF (WKN: A12CX1) und dem Vanguard FTSE Emerging Markets UCITS ETF (WKN: A1JX51). Mit ersterem ist man in 2.170 Aktien aus den Industrieländern investiert, mit letzterem in 1.677 Schwellenländeraktien. Beide sind zu einer geringen Gesamtkostenquote erhältlich von 0,12 bzw. 0,22 Prozent. Und beide sind jetzt mit rund 20 Prozent Abschlag zu früheren Kosten erhältlich.

Je nach Risikoprofil kann man dieses Portfolio mit einem Anleihen-ETF wie den iShares Core Global Aggregate Bond UCITS ETF (WKN: A2H6ZT) mit weltweit 5.216 Anleihen oder alternativ dem SPDR Bloomberg Barclays Global Aggregate Bond UCITS ETF (WKN: A1JJTK) mit 3.545 Anleihen ergänzen. Fertig ist das Basis-Portfolio.

Um dieses herum kann man dann noch Satelliten-ETFs nach eigenen Vorlieben oder einen Anteil von 5 bis 10 Prozent physisches Geld gruppieren.

Mehr an Diversifizierung geht nicht und ein Totalverlust ist bei einer großen Anzahl an Werten im Prinzip ausgeschlossen, denn das hieße, die Menschen hätten überhaupt keine Bedürfnisse mehr, das von Unternehmen oder Staaten befriedigt werden kann.  

Für Kurz- und mittelfristige Investments: Umschichten in schwankungsarme oder fundamental starke Titel sowie defensive Branchen

Da kein Mensch, selbst der ausgebuffteste Profi, eine seriöse Aussage über die weitere Entwicklung an den Aktienmärkten treffen kann und durchaus noch weitere Kurskorrekturen möglich sind, kann es zwischenzeitlich sinnvoll zu sein, in schwankungsärmere oder fundamental starke Aktien sowie in defensivere Branchen umzuschichten. Sinnvoll ist dabei ein stufenweiser Einstieg. So kann man verhindern, dass man mit der gesamten Investmentsumme ins „fallende Messer“ greift bei weiter fallenden Kursen. Oder man setzt dabei auf einen ETF-Sparplan

Bisher deutlich geringere Verluste in Corona-Krise

Auf schwankungsärmere Aktien setzt beispielsweise der iShares Edge World Minimum Volatility UCITS ETF (WKN: A1J781). Er umfasst die derzeit 344 schwankungsärmsten Titel des Weltindex MSCI World. Gerade in Krisenzeiten, wie aktuell, macht sich das bezahlt. Während der MSCI World im laufenden Jahr rund 27 Prozent einbüßte, erlitt dieser lediglich einen Verlust von gut 20 Prozent. Das entspricht einem sieben Prozent geringeren Verlust, der in Aufwärtsphasen dann auch nicht mehr aufgeholt werden muss. In starken Aufschwungphasen hinken diese jedoch oft dem Leitindex  hinterher.

Anders ist dies bei fundamental starken Aktien. Qualität setzt sich meist sowohl in starken als auch in schwachen Börsenphasen durch. Auf solche fundamental starken Aktien setzt zum Beispiel der iShares Edge MSCI World Quality Factor UCITS ETF (WKN:  A12ATE). Hauptindikatoren für die Qualität eines Unternehmens sind hier zum Beispiel ein hoher Anteil der den Anteilseignern zugewiesenen Unternehmensgewinne, eine niedrige Verschuldung und geringe Gewinnschwankungen im Vergleich zum Vorjahr. In der zurückliegenden Krise schneidet er aktuell mit -24,67 Prozent schlechter ab als der Low-Volatility-ETF, hat aber noch immer mit  mehr als 2,3 Prozent die Nase vorn vor dem Leitindex MSCI World. Und in der zurückliegenden Aufwärtsphase erzielte er langfristig gesehen stets Überrenditen.

Gegessen und getrunken wird immer

Eine Alternative dazu ist, wie bereits erwähnt, das Umschichten in defensive Branchen wie Basiskonsumgüter oder die Gesundheitsbranche. Gegessen und getrunken werden muss selbst in der größten Krise. Gleiches gilt für Hersteller wichtiger Medikamente. Das zeigt auch die aktuelle Corona-Krise: Selbst in Zeiten einer Ausgangssperre bleiben die Supermärkte und Apotheken offen, da sie lebenswichtig sind. Und sie können sogar als mögliche Gewinner aus der Krise hervorgehen.

Ein Beispiel dafür ist der Xtrackers MSCI World Consumer Staples UCITS ETF (WKN: A113FG). Er umfasst 119 Basiskonsumhersteller und Verkaufsketten wie Nestle, Procter & Gamble. Coca Cola oder Walmart. Mit einem Minus von knapp 18 Prozent im laufenden Jahr ist der Verlust rund neun Prozent geringer als beim Mutterindex.

Medikamente sind auch in Krisenzeiten gefragt

Nahezu identisch schlug sich in den zurückliegenden Monaten der Xtrackers MSCI World Health Care UCITS ETF (WKN: A113FD) mit 145 weltweiten Aktien aus dem Gesundheitsbereich wie zum Beispiel  Johnson & Johnson,  Roche, United Health, Merck oder Novartis. Und die Pharma & Gesundheitsbranche könnte aus dieser Krise sogar als Gewinner aus dieser Krise hervorgehen. 

Krisen bieten auch Chancen

Die jetzige Situation bietet also auch Chancen vor allem für Neueinsteiger, die bis jetzt an der Außenlinie den stark steigenden Markt beobachteten, aber auch alle diejenigen, die noch genügend hohe, nicht investierte, zwischengeparkte Bargeldbeträge auf derzeit niedrig verzinsten Tagesgeldkonten schlummern haben, möglicherweise durch Gewinnmitnahmen.

Für Anleger, die nicht rechtzeitig aus dem Markt ausgestiegen sind und  nun herbe Verluste  erlitten haben, sollten nicht die Nerven verlieren und auf wieder steigende Kurse hoffen. Langfristig gesehen werden diese Verluste wieder bei Aktien mehr als wettgemacht, das zeigen zahlreiche Studien.