23. Januar 2021

Inflationsgeschützte Anleihen: Mit diesen Anleihen-ETFs sichern Sie sich gegen Inflation ab

Zahlreiche Ökonomen warnen, die Geldschwemme der Notenbanken könnte langfristig die Preise in die Höhe treiben. Für diesen Fall können Sie vorsorgen. Hier erfahren Sie alles, was Sie über inflationsgeschützte Anleihen wissen müssen.

Die global steigende Staatsverschuldung schürt unter Privatanlegern Ängste, dass die Inflation in den kommenden Jahren deutlich ansteigen könnte. Die Covid-19-Pandemie hat nicht für Entlastung gesorgt – ganz im Gegenteil.Die Notenbanken pumpen weltweit Billionenbeträge in die Märkte, um die anhaltenden Krisenherde zu beruhigen. Gelingt es aber nicht, diese Liquidität in den kommenden Jahren auf ein Normalmaß zu reduzieren und die Staatsverschuldung zurückzufahren, droht langfristig ein starker Anstieg der Inflation.

Ein Ansteigen der Inflationsraten ist für Inhaber von festverzinslichen Wertpapieren keine gute Nachricht. Bei gleichbleibenden Zinszahlungen sinkt dann nämlich der reale Ertrag ihrer Geldanlage. Eine Alternative bieten inflationsgeschützte (oder inflationsindexierte) Anleihen, bei denen sich die Rückzahlung an der Inflationsrate orientiert.

Was sind inflationsgeschützte Anleihen?

Eine inflationsgeschützte Anleihe wird im Normalfall von der Regierung eines Staates ausgegeben. Die Struktur ihrer Zahlungsströme entspricht grundsätzlich der einer normalen Anleihe. Kuponzahlungen während der Laufzeit werden zum Ende der Laufzeit um die Rückzahlung des Anlagebetrages ergänzt. Im Fall dieser speziellen Anleihe ist die Höhe des Kupons an die Entwicklung der Inflationsrate geknüpft. Steigt sie, so steigen auch die laufenden Zahlungsströme und der Rückzahlungsbetrag zum Ende der Laufzeit.

Der Koeffizient, der die Inflationsentwicklung abbildet, wird in Deutschland von der Bundesfinanzagentur berechnet und in Fachkreisen auch als „Index-Verhältniszahl“ bezeichnet. Problem: Dieser Index beruht auf einem standardisierten Warenkorb, der nicht repräsentativ ist. Die tatsächliche Geldentwertung weicht im Normalfall von den Werten ab.

Inflationsanleihen werden häufig mit festverzinslichen Staatsanleihen mit identischer Laufzeit verglichen, um ihre Erträge zu beurteilen. Der Ertrag einer festverzinslichen Staatsanleihe wird als nominaler Ertrag bezeichnet. Dieser wird von der Inflation negativ beeinflusst und entwertet. Die Kaufkraft des Zinskupons bleibt bei einer inflationsindexierten Anleihe hingegen stabil.

Tipp: Unser Inflationsrechner unterstützt Sie bei Ihrer Berechnung.

Die Break-Even-Inflationsrate

Als Break-Even-Inflationsrate wird die Differenz zwischen der Rendite einer festverzinslichen Anleihe und der realen Rendite einer inflationsindexierten Anleihe bezeichnet mit identischer Laufzeit und Bonität der Regierung. Durch die Inflationsindexierung ist häufig die Chance auf höhere nominale Zahlungsströme möglich. Aus diesem Grund sind die Kuponzahlungen in der Regel niedriger angesetzt als bei festverzinslichen Wertpapieren.

Liegt die Inflation im Durchschnitt über der Break-Even-Infationsrate, wird die inflationsindexierte Staatsanleihe eine bessere Performance erzielen. Liegt die Inflation hingegen im Durchschnitt unter der Break-Even-Inflation, performen die klassischen festverzinslichen Anleihen besser.

Tipp: Asset Allocation – hier erfahren Sie, wie Sie Risiko und Ertrag miteinander in Einklang bringen.

Die Risiken

Der entscheidende Faktor für die Kursentwicklung sind die Inflationserwartungen.Werden beispielsweise die Erwartungen von den tatsächlichen Teuerungsraten übertroffen, so ist mit einer spürbaren Outperformance der inflationsindexierten Anleihen gegenüber festverzinslichen Anleihen zu rechnen. Die steigende Nachfrage kann in einem solchen Fall sogar zusätzliche Kursgewinne verursachen.

Liegt die tatsächliche Inflation jedoch unter den Erwartungen oder herrscht gar Deflation (negative Inflation), so schneiden Nominalzinsanleihen besser ab. Immerhin kann der Rückzahlungswert zum Ende der Laufzeit nicht unter den Nominalwert fallen.

Eine Investition in inflationsgeschützte Anleihen rechnet sich also nur dann, wenn die tatsächliche Inflation während der Laufzeit über den impliziten Inflationserwartungen liegt. Diese ergibt sich als (als Näherungswert) Differenz aus der Rendite zwischen inflationsindexierten Anleihen und festverzinslichen Anleihen. Zu den Risiken, denen auch diese Anleihen unterliegen, gehören das Zins *änderungsrisiko und das staatliche Kreditausfallrisiko.

Viele Investoren halten das Ausfallrisiko von Anleihen aus Industrieländern für sehr gering. Das lässt sich an den verhältnismäßig niedrigen Renditen von Anleihen von Staaten wie Deutschland oder den USA ablesen. Es gilt: Je geringer das Ausfallrisiko, desto geringer auch die Risikoprämie, die Privatanleger erhalten. Die Rendite von Anleihen ist also auch ein Risikomaß.

Das Zinsänderungsrisiko spielt bei der Kursentwicklung von Anleihen die wichtigste Rolle. Dieses Risiko stellt die Möglichkeit dar, dass sich die Zinskonditionen für Anleger verbessern. Eine solche Veränderung des Zinsniveaus würde die Anleihe im Vergleich zu später ausgegebenen Wertpapieren weniger attraktiv machen und entsprechend den Kurs senken. Je länger die Laufzeit, desto größer die Veränderung des Anleihenkurses als Reaktion auf das neue Zinsniveau.

Tipp: Mit den Tools und Funktionalitäten von extraETF haben Sie Ihr Depot stets im Blick und können es perfekt analysieren.

Welche ETFs können Anleger nutzen?

Anleihen sind grundsätzlich für jeden Anleger als Beimischung in einem breit gestreuten Portfolio geeignet. Besonders dann, wenn die Geldanlage zum langfristigen Vermögensaufbau oder zur Altersvorsorge dient, sollten Anleger zumindest einen kleinen Teil ihres Vermögens in Anlagen investieren, die ihr Geld vor der Inflation schützen. Und genau für solche Zwecke wurden inflationsgeschützte Anleihen entwickelt.

ETFs, die in inflationsgeschützte Anleihen aus Industriestaaten investieren, decken das gesamte Laufzeitspektrum des inflationsgeschützten Marktes ab, erhöhen deren Liquidität und erleichtern Privatanlegern den Zugang. Indexfonds weisen meistens eine lange Laufzeit auf, da inflationsindexierte Staatsanleihen ebenfalls auf lange Laufzeiten ausgerichtet sind. Der globale Markt für diese Anleihen umfasst heute über drei Billionen US-Dollar.

Zu den größten Emittenten zählen neben den USA Großbritannien und Frankreich (232 Milliarden US-Dollar). Deutschland emittiert inflationsindexierte Anleihen erst seit 2006. Die jährlichen Verwaltungsgebühren der ETFs liegen im Schnitt zwischen 0,2 und 0,3 Prozent. Zum Vergleich: Die jährlichen Kosten für einen aktiven Rentenfonds liegen bei durchschnittlich 1,1 Prozent.

Für Investoren, die sich gegen steigende Inflationserwartungen und Zinsänderungen in den USA und Europa absichern möchten, eignen sich unter anderem folgende ETFs: Der Lyxor USD 10Y Inflation Expectations UCITS ETF (WKN: LYX0U5) hat das Ziel, die Entwicklung des Markit iBoxx USD Breakeven 10-Year Inflation Index so gut wie möglich nachzubilden. Der Index spiegelt die Performance einer Long-Position in den sechs letzten Emissionen 10-jähriger US-Staatsanleihen mit Inflationsschutz und einer Short-Position in US-Staatsanleihen mit angrenzenden Fälligkeiten wider. Das Fondsvolumen beträgt 179 Millionen Euro, die Gesamtkostenquote liegt bei 0,25 Prozent pro Jahr. Im Vergleich zu so manchem Aktien-ETF ist dies relativ günstig.

Der iShares Global Inflation Linked Govt Bond UCITS ETF (WKN: A0Q41X) bietet Zugang zu inflationsindexierten Anleihen, die auf Dollar lauten. Die Kupons inflationsindexierter Anleihen ändern sich, um Zinsentwicklungen zu berücksichtigen. Im Gegensatz dazu bieten klassische Anleihen fixe Kupons. Die Anleihen im zugrundeliegenden Index verfügen über Investmentgrade-Ratings und über Restlaufzeiten von höchstens fünf Jahren. Der ETF bildet den zugrundeliegenden Index physisch ab. Das heißt, er hält die entsprechenden Indexpapiere im Portfolio. 576 Millionen Euro befinden sich in dem Fonds, die Gesamtkostenquote beträgt auch hier 0,25 Prozent.

Der Xtrackers Global Inflation-Linked Bond UCITS ETF (WKN: DBX0AL) verfolgt das Anlageziel, die Wertentwicklung des IBoxx Global Inflation-Linked Total Return Index Hedged IBOXX abzubilden. Der ETF bündelt inflationsgeschützte Anleihen aus aller Welt. Insgesamt stecken 241 Titel in dem Fonds. 2020 brachte dieser bis dato eine Rendite von mehr als fünf Prozent ein. Auch hier stehen jährliche Gesamtkosten von 0,25 Prozent zu Buche.

Eine Auswahl von ETFs auf inflationsgeschützte Anleihen

Fazit

Ein Vorteil von inflationsgebundenen Anleihen besteht darin, dass ihre Renditen nicht mit Aktien oder anderen festverzinslichen Vermögenswerten korrelieren. Inflationsgebundene Anleihen bieten eine Absicherung gegen Inflation und tragen zur Diversifizierung im Portfolio bei. Zur Beimischung sind sie daher durchaus interessant, auch wenn akut keine allzu große Inflationsgefahr besteht.