14. April 2022
Investment in Schwellenländer: BICS statt BRICS

Investment in Schwellenländer: BICS statt BRICS

Nach dem Angriff der Russischen Föderation auf die Ukraine musste auch die Finanzwelt schnell reagieren. Das traf vor allem Anleger von Schwellenländer-ETFs.

Die Sanktionen des Westens treffen Russland mit einer nie da gewesenen Wucht. Seit dem Angriff stand der russische Aktienmarkt lange Zeit still. Aktien sind kaum noch handelbar. Glücklicherweise stehen russische Aktien nur für einen kleinen Prozentsatz des europäischen Fondsvermögens. Am stärksten betroffen sind Schwellenländer-Fonds und -ETFs. Anfang März schmissen die großen Indexanbieter russische Aktien und Anleihen aus ihren Indizes. Die entsprechenden Schwellenländer-ETFs mussten reagieren, da Russland im MSCI und im FTSE Emerging Markets Index vertreten war.

Schwellenländer: Von BRICS zu BICS

Zu den wichtigsten Emerging Markets zählen die BRICS-Staaten. Das Akronym wurde Anfang des Jahrtausends von Jim O’Neill, Chefvolkswirt der Investmentbank Goldman Sachs, geprägt. Es setzt sich aus den Anfangsbuchstaben der fünf zugehörigen Staaten Brasilien, Russland, Indien, China und Südafrika zusammen. In Zukunft wird man vermutlich nur noch von den BICS-Staaten sprechen. Russland hat sich selbst aus dem Spiel genommen.

Dennoch haben die Emerging Markets ETFs die derzeitige Krise relativ gut überstanden. Russland hat nur einen Anteil von 3,24 Prozent am MSCI Emerging Markets Aktienindex. Von größerer Bedeutung für Anleger sind die asiatischen Emerging Markets. Vor allem China ist dort ein wichtiger Anker. Daneben stehen für Anleger vor allem Schwellenländer wie Taiwan, Südkorea und Indien im Fokus.

Die meisten Analysten sind sich einig, dass die Emerging Markets als Beimischung in eine globale Portfoliostrategie dazu gehören. In der Vergangenheit lieferten sie eine durchschnittliche Rendite von neun bis zehn Prozent. Allerdings schwankt diese stark. Ein langer Anlagehorizont ist notwendig. Empfehlungen für eine optimale Gewichtung liegen zwischen zehn und 40 Prozent des Depotwertes. Entscheidend ist die eigene Risikopräferenz.

Risiken abwägen

Die Risiken sind nach wie vor hoch. Die oft unzureichende Rechtssicherheit, verbreitete Korruption oder die allgemeine politische Stabilität in vielen Regionen sind nicht zu unterschätzen. Hinzu kommt das Währungsrisiko einer Anlage in Emerging Markets. Die meisten Schwellenländer haben sich stark in US-Dollar verschuldet. Dadurch sind diese Volkswirtschaften überdurchschnittlich betroffen, wenn der US-Dollar stark aufwertet. Die lokalen Währungen werden abgewertet, die Exporte dadurch geschwächt.

Anleger sollten sich also nicht zu sehr in Sicherheit wiegen. Beobachter sind sich einig, was die Ukraine für Russland ist, ist Taiwan für China. Für China bietet der Konflikt eine Blaupause, wie der Westen reagieren wird, falls China die Taiwan-Frage ähnlich lösen sollte. In diesem Fall wäre die Erschütterung für die globalen Börsen und vor allem für die Emerging Markets weitaus heftiger. Denn China ist mit einem Gewicht von 35 Prozent ein richtiges Schwergewicht im MSCI-Emerging-Markets-Index. Für ein Engagement in Schwellenländer kann auch ein aktiv gemanagter Fonds vor diesem Hintergrund Vorteile haben.

Tipp: Hier erfährst du alles, was du wissen musst über das Investieren in Emerging Markets.

Über den Autor: Markus Richert

Markus Richert ist Finanzplaner bei der Portfolio Concept Vermögensmanagement GmbH in Köln