19. Juni 2020
Die Mischung macht den Unterschied.

Ist mein ETF ausreichend diversifiziert?

Die ETF-Anlage ermöglicht im Allgemeinen breite Streuung. Doch Achtung: Manche ETFs bergen ein gefährliches Klumpenrisiko.

In der zweiten Junihälfte hat es die Aktionäre von Wirecard kräftig geschüttelt. Diese konnten schier zusehen, wie ihr Kapital weniger wurde. Wohl dem, der lieber auf breite ETFs setzt. Zwar ist man auch hier nicht gegen Krisen gefeit, aber derartige Abstürze sind so gut wie ausgeschlossen. Zumindest in Szenerien, die heute denkbar erscheinen. Doch ETF ist nicht zwangsläufig das Zauberkürzel für diversifizierte Anlage frei von Klumpenrisiko.

Manche ETFs sind von einem Unternehmen abhängig

Um im Beispiel des Anbieters für Zahlungsmethoden Wirecard zu bleiben: Ein ETF-Investor, der einen TecDax-ETF in seinen Reihen hält, wurde ebenfalls in Mitleidenschaft gezogen. Denn dort ist Wirecard mit rund neun Prozent ein echtes Schwergewicht. Dabei ist in dieser Hinsicht der TecDax noch ein harmloses, wenn auch schmerzhaftes, Beispiel. Die großen amerikanischen Technologietitel sind in einigen ETFs regelrecht dominierend. Zwar hatten Anleger hier noch keine solch deftigen Kursschläge hinnehmen müssen, doch die Abhängigkeit bleibt.

Sehen wir uns hierzu einige Beispiele an: Ein Pionier in der Kommerzialisierung von Elektronik war mit Sicherheit Bill Gates. Sein Unternehmen Microsoft zählt längst zu den größten der Welt. In einigen ETFs nehmen die Papiere ein mächtiges Gewicht ein. So sind es etwa im SPDR S&P U.S. Technology Select Sector UCITS ETF (WKN: A14QB5) mehr als 21 Prozent. Im SPDR S&P U.S. Communication Services Select Sector UCITS ETF (WKN: A2JPTK) tut sich mit etwa 20 Prozent ganz besonders Facebook hervor. Ein weiterer Börsenliebling ist seit Jahren Apple. Im Xtrackers MSCI USA Information Technology UCITS ETF (WKN: A1W9KD) macht der iPhone-Hersteller fast 21 Prozent aus. Sie finden das ist schon viel? Einige ETFs können das noch in Bezug auf Amazon-Aktien übertreffen. Im Xtrackers MSCI USA Consumer Discretionary UCITS ETF (WKN: A1W9KB) etwa beträgt das Gewicht von Amazon fast 35 Prozent.

In diesen Beispielen waren die hohen Gewichte bisher kein Nachteil – im Gegenteil: Wahrscheinlich war das sogar in vielen Fällen zum Vorteil, denn die Aktien haben sich gut entwickelt. Doch Risiken treten per Definition unerwartet auf, sonst wären es keine Risiken. Und in diesem Fall hätten Anleger mit Klumpenrisiken große Nachteile.

Tipp: Bei der Auswahl von ETFs sollten Sie darauf achten, dass Sie keine Klumpenrisiken haben. Damit ist gemeint, dass Sie von einem einzelnen Unternehmen oder im weiteren Sinne von einer bestimmten Branche oder einem einzigen Land stark abhängig sind. Dazu nutzen Sie am besten unsere ETF-Suche. Unter dem Reiter „Zusammensetzung“ können Sie die zehn größten Positionen einsehen. Sie können aber auch den umgekehrten Weg gehen und nach Einzelaktien suchen. Dann wird Ihnen angezeigt, in welchen ETFs dieser Wert besonders stark vertreten ist.

Kein Problem bei Welt-ETFs

Als Gegenbeispiel dienen Welt-ETFs. Beim SPDR MSCI ACWI UCITS ETF (WKN: A1JJTC) macht etwa die größte Position drei Prozent aus. Die größten zehn Unternehmen stellen etwa 14 Prozent des Gesamtwerts. Das gleiche Bild ergibt sich für den Vanguard FTSE All-World UCITS ETF (WKN: A2PKXG). Damit fallen bei beiden ETFs zehn Unternehmen weit weniger ins Gewicht als die zuvor genannten Einzeltitel in diversen ETFs.