4. Januar 2023
Japanische Aktien: Gibt es jetzt große Chancen in Fernost?

Japanische Aktien: Gibt es jetzt große Chancen in Fernost?

Seit Jahren verschwindet Japan aus dem Fokus deutscher Anleger. Die Vernachlässigung der drittgrößten Volkswirtschaft und ihrer Unternehmen ist nicht angebracht. Vielmehr bieten japanische Aktien Anlegern gute Chancen und eine gute Möglichkeit zur Diversifikation. Die Gründe sind vielfältig.

Die japanische Wirtschaft wächst in diesem Jahr um etwa 1,75 Prozent. Für 2023 ist mit einem Anstieg von 1,6 Prozent zu rechnen. Gleichwohl bleibt die Entwicklung nicht gradlinig, wie die Zahlen für das 3. Quartal 2022 mit einem Rückgang von 0,3 Prozent zeigen. Vielmehr ist eine Unterstützung durch Konjunkturprogramme und ähnliche Maßnahmen nötig. Die Regierung ist gewillt, diese zu leisten. Die Inflation, die in Japan weiterhin bei zwei bis drei Prozent liegt, scheint ihren Höhepunkt bereits überschritten zu haben. Die japanische Notenbank wird ihre sehr lockere Geldpolitik weiter fortsetzen und so für ein stimulierendes Umfeld sorgen. Alles im Allem ein volkswirtschaftliches Szenario, welches positiv von den Rezessions- und Inflations-Szenarien in den USA und Europa abweicht.

Eine neue Unternehmenskultur

Japanische Aktien sind mit einem KGV von rund 11,5 relativ und absolut preiswert. Wichtiger ist jedoch, dass sich in japanischen Unternehmen viel verändert. Eine aktionärsfreundliche Politik mit hohen Dividendenzahlungen und Aktienrückkäufen sowie die Berücksichtigung von Nachhaltigkeitskriterien, die eine neue Dynamik in Unternehmen auslösen können, stehen erst seit Kurzem auf der Agenda der Manager. Diese Entwicklung wird in dem konservativen Land neue Wachstumsmöglichkeiten freisetzen.

Japanische Unternehmen sind in diversen zukunftsträchtigen Segmenten wie Robotics, Elektronik und in der Energiewirtschaft Markt- und Technologieführer. Die Konzentration auf diese Segmente wird den Export weiter unterstützen. Gleichzeitig setzt Japan weiter auf die Belebung des inländischen Konsums. Eine interessante Branche ist hier der Tourismus. Eine Reihe von coronabedingten Einschränkungen wurden aufgehoben. Das Land hat sich wieder vollständig für touristische Reisen geöffnet.

Die Währung könnte Schub geben

Eine besondere Berücksichtigung muss in Japan immer auf die Währungsseite gerichtet sein. Der Yen notierte in diesem Jahr bedingt durch die auseinanderlaufenden Zinsspreads sehr schwach gegenüber dem US-Dollar und dem Euro. Gegenüber dem US-Dollar belaufen sich die Verluste aktuell auf rund 23 Prozent. Gegenüber dem Euro auf zwölf Prozent. Sofern die Zinsspreads nicht weiter auseinanderlaufen, ist eine Erholung des Yens im nächsten Jahr sehr plausibel. Ausländische Anlegerinnen und Anleger, die den Markt bisher vernachlässigten, könnten motiviert werden, stärker zu investieren. Damit würden sich die Nachfrage nach Aktien und der Währung weiter verstärken und den Aufwärtstrend unterstützen.

Die Anlagemöglichkeiten in japanischen Aktien sind vielfältig. Neben einem klassischen ETF auf den Nikkei 225, zum Beispiel der iShares Nikkei 225 UCITS ETF (DE) (WKN: A0H08D), gibt es auch aktive Fonds.

Über den Autor: Uwe Wiesner

Uwe Wiesner ist Vermögensverwalter bei der Hansen & Heinrich Aktiengesellschaft in Berlin