1. September 2022
Tun sich historische Chance an den US-Anleihemärkten auf?

Konservative ETFs in den USA: Wenn die Geldanlage politisch wird

In christliche Werte investieren oder gezielt auf Nachhaltigkeit in der Geldanlage verzichten – was in Deutschland kaum vorstellbar ist, wird in den USA immer mehr zur Realität: Politik ist auch in ETFs angekommen.

Schon im November haben wir vom „Anti-Woke-ETF“ des Anbieters 2nd Vote Advisers berichtet, der gezielt in Unternehmen mit konservativen Wertevorstellungen investiert. Das Unternehmen hat in der Zwischenzeit zwei Finanzprodukte aufgelegt, den Life Neural Plus ETF, der sich gezielt an Abtreibungsgegner richtet, und den 2nd Vote Society Defended ETF, der sich an Anleger richtet, die gegen eine Verschärfung des amerikanischen Waffengesetzes sind.

Kampf gegen ESG

Der Anbieter ist derweil nicht der einzige, der sich an konservative Anlegerinnen und Anleger richtet. Am 9. August ging in den USA der Strive US Energy ETF an den Start, ebenfalls ein „Anti-Woke“ ETF, dem es vor allem darum geht, auf ESG-Kriterien zu verzichten. Denn laut Vivek Ramaswamy, dem Executive Chairmn des Anbieters Strive AM, ist es „an der Zeit, zu bohren, zu fracken und alles zu tun, was für den Erfolg notwendig ist, ohne sich dafür zu entschuldigen“. Laut dem Unternehmen seien ESG-Kriterien mitverantwortlich für die Energiekrise in den USA und global. Seit Auflage hat der Fonds laut Angabe des Emittenten 238 Millionen Dollar an Zuflüssen erreicht. Die Erwartungen seien damit übertroffen worden.

Auch BlackRock in der Kritik

Kritik an ESG-Kriterien für ETFs und weitere Finanzprodukte wird vor allem in den USA derzeit immer lauter. So musste sich auch der größte ETF-Anbieter BlackRock jüngst dafür angreifen lassen, die Industrie für fossile Brennstoffe zu boykottieren und zu stark auf ESG-Kriterien zu setzen. Diese scharfe Kritik kam vom Bundesstaat Texas. Glenn Hegar, Republikaner und Finanzkontrolleur des Staates, möchte mit BlackRock und 9 weiteren Banken künftig keine Verträge mehr abschließen. Die staatlichen Pensionsfonds sollen sich außerdem von Beteiligungen an jenen Unternehmen trennen. Hegar ist der Meinung, der Fokus auf ESG-Standards in der Finanzwelt sei ein Stellvertreterkrieg für eine politische Agenda. BlackRock-Chef Larry Fink steht bekanntermaßen den Demokraten nahe. BlackRock hat dem bereits widersprochen.

In Florida wurde nun kürzlich ein Beschluss verabschiedet, der es Managern von Pensionsfonds untersagt, ESG-Kriterien bei ihren Investmentstrategien zu berücksichtigen. Ron DeSantis, Floridas State Govenor, sagte dazu: „Die Macht der Unternehmen wurde zunehmend genutzt, um dem amerikanischen Volk eine ideologische Agenda aufzuzwingen, indem die Prioritäten von Finanzinvestitionen unter den euphemistischen Bannern von Umwelt-, Sozial- und Unternehmensführung und Vielfalt, Inklusion und Gerechtigkeit pervertiert wurden“.

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Christen gegen moderne ESG-Kriterien

Und auch der auf christlichen Werten basierende Emittent Inspire Investing stellt sich nun klar gegen ESG-Kriterien und hat bei den eigenen Produkten sämtliche Nachhaltigkeits-Ettiketen entfernt. Ähnlich wie Glenn Hegar ist der Anbieter der Meinung, das Konzept des nachhaltigen Investierens sei zur politischen Waffe gemacht worden – in diesem Fall von „intoleranten liberalen Aktivisten“, die eine „schädliche, sozialmarxistische Agenda“ vorantreiben wollten.

Inspire Investing setzte bislang auf „glaubensbasierte ESG-Kriterien“, bei denen Unternehmen ausgeschlossen wurden, die ihre Einnahmen mit Alkohol, Tabak, Glücksspiel, Pornografie und Drogen generieren. Ebenfalls ausgeschlossen wurden Unternehmen, die pro Abtreibung und künstlicher Befruchtung sind und/oder sich für LGBTQ-Rechte einsetzen. Mit den „modernen Interpretationen von ESG und nachhaltigem Investieren“ seien christliche Werte jedoch oft nicht mehr vereinbar.

Bislang waren ETFs, die auf religiösen Themen basierten, weitgehend nicht erfolgreich.