19. Dezember 2008

Kostenvergleich: Klassische Fonds vs. ETFs

Die Kosten von klassischen Fonds im Vergleich zu ETFs hat Thorsten Hens, Finanzökonom an der Uni Zürich, in einer Studie untersucht.

Klassische Fonds vs. ETFs: Ein Gastbeitrag

Nicht nur im Hinblick auf die private Altersvorsorge ist eine hochwertige Vermögensverwaltung in allgemeines Grundbedürfnis, das von Banken und Vermögensverwaltern häufig nur unzureichend bedient wird. Grund dafür ist, dass bei der Geldanlage die Interessen des Kunden und die Interessen der Bank normalerweise im direkten Konflikt zueinander stehen. In dieser Kurzanalyse wird gezeigt, dass Anleger mithilfe von provisionsfreien Anlagen wie börsengehandelten Indexfonds (ETFs) eine effiziente Lösung für ihre Anlageziele finden können. Klassische provisionsgetriebene Anlageprodukte sind hingegen insbesondere mit Hinblick auf die Abgeltungssteuer mit Vorsicht zu genießen.

Interessenskonflike bei der Beratung

Geldanlage ist immer ein Kompromiss zwischen den Interessen der Bank und den Interessen des Kunden. Hierbei besitzt die Bank einen Informations- und Gestaltungsvorsprung gegenüber dem Kunden. Sie nutz das zu seinem Nachteil, indem sie ihn – in für ihn nicht erkennbaren Bereichen – mit überhöhten Gebühren belastet. Das geschieht beispielsweise durch den Einsatz von Schachtelprodukten, strukturierten Produkten oder den aktiven Einsatz von Geld- Brief-Spannen bei Zertifikaten oder Währungswechseln.

Abgeltungssteuer verschärft Problem

Anlagen, die ab Januar 2009 in einen Fonds investiert werden, sind steuerlich privilegiert. Daher ist es sinnvoll, längerfristige aktienorientierte Anlagen vor diesem Stichtag fix in einen Fonds zu investieren. Der Nachteil beeisteht in der dann folgenden Abhängigkeit von diesem Fonds. Stellt der Anleger in ein paar Jahren fest, dass er in den falschen Fonds investiert hat, so steht er vor einem Dilemma. Wechselt er den Fonds, so verliert er den Steuervorteil. Bleibt er in dem Fonds, verliert er weiter Rendite. Zudem: Die meisten Fondsprospekte beinhalten für die Bank die Möglichkeit, die Fondsgebühren zu einem späteren Zeitpunkt ohne Prospektänderung zu erhöhen.

Die Welt der Fonds und Dachfonds

Als typische Empfehlungen von provisionsorientierten Anlageberatern können derzeit klassische Fonds und Dachfonds bezeichnet werden. Ein klassischer Fonds wird häufig über eine Kapitalanlagegesellschaft (KAG) geordert und bedient den Vertrieb mit Ausgabeaufschlägen >und einer Bestandsprovision. Unsere Untersuchung hat ergeben, dass für Fonds mit dem Anlageschwerpunkt Aktien Europa, durchschnittlich laufende Gebühren von insgesamt 2,39 Prozent pro Jahr anfallen. Für Dachfonds mit Schwerpunkt Aktien Europa liegt die Durchschnittsquote bei den fortlaufenden Kosten sogar bei 3,6 Prozent pro Jahr Ausgabeaufschläge sind hierbei nicht berücksichtigt, da deren Höhe vom Vertriebskanal abhängig ist.

Die neue Welt der ETFs

Nach ihrem Siegeszug bei institutionellen Anlegern finden ETF auch bei Privatanlegern zunehmend Anklang. Da ein ETF als Sondervermögen einen Performanceindex abbildet lässt sich über die Differenz zwischen Indexentwicklung und ETF-Entwicklung die Gesamtkostenbelastung direkt ermitteln. Die damit verbundene Transparenz sowie der Umstand, dass ETF über die Börse (zum Beispiel XETRA) gehandelt werden und provisionsfrei sind, macht ETF für Anleger zu einer kostengünstigen Alternative. Zur Prüfung, inwieweit ETFs eine Lösung des Privatanlegers aus dem Kostendilemma ermöglichen, haben wir ausgewählte ETFs/Dach-ETFs mit klassischen Fonds/Dachfonds verglichen. Die Bewertung berücksichtigt die Kriterien „Kosten“ und „Diversifikation“. Je niedriger die laufenden Kosten umso besser die Bewertung. Dabei gibt es einen Punkt, sobald die jährlichen Kosten unter 2,75 Prozent liegen. Je minus 0,25 Prozent wird ein weiterer Punkt vergeben. Wie die Tabelle auf der nächsten Seite zeigt, erhält die höchste Punktzahl von 11 in dieser Kategorie der ETF auf den DAX 30 mit Kosten von 0,12 Prozent. Neben niedrigen Kosten ist die Risikostreuung für den langfristigen Anlageerfolg wesentlich. Risiken können dabei über Branchen und Regionen oder Anlageklassen gestreut werden. Je Aspekt werden 3 Punkte vergeben. Hier erreichen mithin Anlagen, die neben einer weltweiten und branchenübergreifende Aktienanlage auch in weitere Anlageklassen, wie Anleihen, Immobilien oder Rohstoffe investieren die maximale Punktzahl von 9. Insgesamt führt dieses Vorgehen zu der unten abgebildeten Rangliste.

Klassische Fonds vs. ETFs – das Fazit: ETFs sind überlegen

Aufgrund dieser Untersuchung hat sich für uns der Eindruck bestätigt, dass ETF für langfristig orientierte Privatanleger bessere Anlagemöglichkeiten als klassische Fondsprodukte bieten. Insbesondere mit Blick auf die Abgeltungsteuer erscheinen Investitionen in ETF vorteilhaft.