9. November 2022
Kurz vor der WM: So profitabel ist die Wirtschaftsmacht Fußball

Kurz vor der WM: So profitabel ist die Wirtschaftsmacht Fußball

Die WM 2022 in Katar bricht schon jetzt viele Rekorde. Es wird die teuerste Fußball-WM aller Zeiten. Doch Fußball ist auch ein Wirtschaftsfaktor. Neben den Sportartikelherstellern profitieren TV-Sender, Sponsoren, Brauereien, die Logistikbranche, die Werbeindustrie, der Staat und nicht zuletzt die Anleger. 

Die volkswirtschaftliche Wertschöpfung der Sportbranche ist in den vergangenen Jahren enorm gewachsen. Zwischen 2008 und 2014 verdoppelte sich der im deutschen Profifußball generierte Umsatz auf 7,9 Milliarden Euro. 2019 waren es bereits 11 Milliarden Euro. Damit trägt der Profifußball ähnlich viel zur Wertschöpfung bei wie das produzierende Gewerbe kleinerer Bundesländer wie dem Saarland, Bremen oder Mecklenburg-Vorpommern. 

Ein Nutznießer ist der Staat. Nach Abzug aller Kosten nimmt die Bundesrepublik mit dem Sport jährlich geschätzte 3,7 Milliarden Euro an Steuern und Abgaben ein. 

Gut fürs Image?

Nicht nur die Staatskasse und die Fußballklubs profitieren von den Fans, die Woche für Woche in die Stadien pilgern. Die Städte ziehen einen Nutzen daraus. Viele Anhänger verbinden ihren Stadionbesuch mit einer Übernachtung, geben Geld in Restaurants und Geschäften aus und besuchen weitere Freizeitstätten.

Hinzu kommt der wachsende Bekanntheitsgrad. Städte wie Leverkusen oder Kaiserslautern haben ihre Popularität nicht zuletzt dem Fußball zu verdanken. Wie eine Studie des „Institute for Sports, Business and Society“ belegt, müsste eine Stadt wie Leverkusen Werbeanzeigen oder Spots im Wert von etwa 2,2 Millionen Euro schalten, um einen ähnlichen Werbeeffekt zu bekommen.

Großturniere ziehen wirtschaftlich weite Kreise

Zu den weiteren Gewinnern gehören die Sponsoren wie Sportartikelhersteller und Brauereien. Hauptsponsor Adidas (WKN: A1EWWW)beispielsweise steigerte durch den Verkauf unzähliger Merchandising-Artikel seinen Gewinn 2006 um 26 Prozent. Bitburger – einziger deutscher Bier-Anbieter in den WM-Stadien 2006 – verzeichnete während des Sommermärchens entgegen dem sinkenden Pro-Kopf-Verbrauch einen Absatzzuwachs von 2,6 Prozent.

Die umstrittene WM in Katar stößt ebenfalls in völlig neue Dimensionen vor. Schon das Budget für die Weltmeisterschaft sprengt alle Dimensionen. Das Golf-Emirat wird knapp 150 Milliarden Euro investieren. Zum Vergleich: Die bisher teuerste WM war die ebenso umstrittene in Russland im Jahr 2018, die mit 21 Milliarden Euro kräftig zu Buche schlug. Die 4,3 Milliarden Dollar Investitionsvolumen bei der WM in Deutschland waren hier nur Peanuts. 

Nicht nur wegen der Investitionssummen fällt die bevorstehende WM in der wirtschaftlichen Betrachtung komplett aus der Rolle. Schon wegen der vielen Boykottankündigungen von Städten und Gaststätten beim Public-Viewing oder von Fans lässt sich eine Kosten-Nutzen-Rechnung dieses Mal kaum prognostizieren. Für die finanziell gut gebetteten Herrscher von Katar spielen wirtschaftliche Überlegungen vermutlich kaum eine Rolle. Der Wüstenstaat erhofft sich von der WM vielmehr internationale Beachtung, Einfluss und Prestige.

Über den Autor: Michael Heimrich

Michael Heimrich ist Manager des Sportfonds TOP Sport Equity bei der TOP Vermögen AG in München