10. August 2022
Luxus-Aktien 2022: Wie zukunftsfähig ist dieser Markt noch?

Luxus-Aktien 2022: Wie zukunftsfähig ist dieser Markt noch?

Luxus-Aktien haben seit der Pandemie einen Lauf. Und einige sind inzwischen so teuer, dass sie selbst Luxus sind. Wie widerstandsfähig ist der Markt in Zukunft – inmitten von Russland-Sanktionen, Inflation und vielleicht Rezession?

Ibiza, Juli 2022: In der Marina sorgte eine der schönsten Yachten der Welt für Aufsehen: Die Lady Moura. Allein der Schriftzug in 24 Karat Gold ist eine Besonderheit. Die Lady Moura gilt als eine der Giga-Yachten der Welt, sie ist 105  Meter lang und ausgestattet mit allem, was man sich vorstellen kann: Vom Kino bis zum Hubschrauber-Landeplatz. Jedes Jahr sind die mexikanischen Besitzer, die die Yacht vor zwei Jahren erworben haben, mit ihr auf Ibiza, ein der schönsten Inseln im Mittelmeer.

Partys in den besten Clubs der Welt (allein Ibiza beheimatet drei der Top-10-Clubs weltweit) und Dining in Top-Restaurants, auch das ist Ibiza. Das einstige Hippie-Paradies ist heute ein Urlaubsort auch und vor allem für sehr Wohlhabende.

Immer mehr Wohlhabende

Von denen es weltweit immer mehr gibt:  Das Forbes-Magazin zählt für 2022 weltweit 2.668 Menschen mit einem Vermögen von mindestens einer Milliarde US-Dollar. Gemeinsam verwalten sie 12,7 Billionen US-Dollar Vermögen. Vor allem sie sind es, die im Jahr 2021 für 283 Milliarden Euro für Luxusgüter ausgegeben haben. Die meiste Nachfrage kam jedoch nicht von der kleinen Balearen-Insel Ibiza, sondern aus China. Das Reich der Mitte trägt 60 Milliarden Euro zum Welt-Umsatz bei für seltene Autos, hochwertige Mode, Einzelstücke an Schmuck und Lederwaren etc.

Zwar ist der russische Markt seit dem Frühjahr durch die politischen Ereignisse in der Ukraine weggebrochen, doch das Luxus-Segment wächst dennoch. Und das soll auch nach Ansicht von Experten so bleiben: „Der Luxus-Markt kann bis 2025 auf 360 bis 380 Milliarden US-Dollar wachsen“, prognostiziert die Unternehmensberatung Bain & Company die Entwicklung.

Trotz erheblicher makro-ökonomischer Herausforderungen, einer überbordenden Inflation, langsamerem Wirtschaftswachstum und dem Russland-Ukraine-Konflikt sei der Markt sehr widerstandsfähig. Lediglich in Sachen Nachhaltigkeit habe der Markt Nachhol-Bedarf – aber auch schon. Denn damit lassen sich künftige Kunden-Gruppen erreichen.

Zur Pandemie ist das Geschäft eingebrochen, konnte online zumindest etwas kompensiert werden, aber seit 2021 ist die Neigung, viel Geld für besondere Dinge auszugeben, wieder da. Und durch das Nachhol-Bedürfnis stärker denn je. Wie stark die Branche ist, zeigt sich geraden an den Zahlen zum zweiten Quartal. Die Sorge, dass die Lockdowns in China und der Wegfall des russischen Marktes das Geschäft getrübt haben, war weitgehend unbegründet.

Der Yacht-Markt boomt

Die Lürssen-Werft, die auch die Lady Moura gebaut hat und auf Yachten ab 60 Metern Länge sowie Marine-Schiffe spezialisiert ist, wächst seit Jahren. Auch und gerade durch viele Übernahmen wie die bekannte Blohm + Voss. Sie baut die meisten der Super-Yachten weltweit, ist auch bei russischen Kunden sehr beliebt. Die sind wegen der Sanktionen derzeit nicht an Bord. Im Juli lief aber die „Project Blue“ vom Stapel. Sie soll von dem saudischen Kronprinzen Mohammed bin Salman in Auftrag gegeben worden sein. Der Yacht-Markt boomt.

Die Wartezeiten betragen gut und gern vier Jahre, bis der Traum vom eigenen Schiff, vom sicheren Urlaub auf dem Meer wahr wird. Seit der Pandemie boomt die Branche nochmals besonders: Im ersten Quartal 2021 sind so viele Schiffe vom Stapel gelaufen wie nie zuvor. 222 Luxus-Schiffe verließen das Dock. Im Jahresvergleich mehr als eine Verdopplung nach kurzem Rückgang zur Pandemie.

Kering: Alles Gucci

Beispiel Kering: Gewinn und Umsatz kletterten im zweiten Quartal stärker als erwartet. Vor allem die Modemarken Yves Saint Laurent und Gucci trugen dazu bei und machten das China-Geschäft mehr als wett. Der Halbjahresgewinn erreichte ein Rekordhoch: fast zwei Milliarden Euro. Die Dividende war mit 8,50 Euro pro Anteilsschein so hoch wie nie zuvor. Zwei Drittel der Analysten haben die Aktie auf „kaufen“.

In diesem Jahr ist die Aktie zwar noch 22 Prozent im Minus, aber auf 5-Jahressicht hat sie 83 Prozent zugelegt. Optisch ist sie mit einem Kurs von 550 Euro selbst ein Luxus-Produkt. Und soll noch weiter steigen, glaubt man den Experten: Die Kursziele reichen vom aktuellen Niveau bis auf 850 Euro – macht im Schnitt ein Kursziel von 685 Euro.

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LVMH: Platzhirsch mit Börsenerfolg

Nicht minder erfolgreich der Platzhirsch: LVMH, der größte Luxusgüter-Hersteller der Welt nach Umsatz mit der Uhren-Marke TAG Heuer, Mode von Christian Dior und Lederwaren von Louis Vuitton. Allein der Umsatz mit den begehrten Taschen legte im ersten Halbjahr um 24 Prozent zu. Netto verdiente LVMH insgesamt 6,5 Milliarden Euro, ein 23 Prozent-Plus.

Die Aktie ist seit Jahresbeginn rund 6 Prozent unter Wasser, doch über 5 Jahre haben Anleger hier mehr als 210  Prozent Plus erzielt. Trotzdem sehen Analysten noch Potential: Das Kursziel beläuft sich auf 770 Euro. Die meisten Analysten haben die Aktie auf „kaufen“.

Hermès: Taschen machen den Kurs

Optisch noch teurer und auch mit höherem KGV versehen ist der Luxus-Konzern Hermès an der Börse. Bei 1.345 Euro steht die Aktie. Bewertet mit einem KGV von 48. Das ist schon luxuriös. Doch die Geschäfte laufen auch hier auf Hochtouren.

Im zweiten Quartal zogen die Umsätze von Hermès um 19,5 Prozent auf 2,7 Milliarden Euro an. Das ist zum ersten Jahresviertel nochmals eine Beschleunigung, weil auch China ordentlich dazu beitragen konnte. Wer seit Jahresbeginn auf die Aktie von Hermès setzt, ist mit 11 Prozent im Minus, aber auch hier stimmt der langfristige Trend: 81 Prozent Plus in 5 Jahren. Hier sind die Analysten allerdings zum Teil vorsichtiger: Je 43 Prozent sagen „kaufen“ bzw. „halten“, die übrigen „verkaufen“. Der Aktienkurs hat das 12-Monatskursziel von 1.321 Euro bereits überboten.

Capri Holdings: Luxus und fast Normales unter einem Dach

Capri vereint Luxus wie die Schuh-Marke Jimmy Choo, die Luxus-Mode von Versace, aber auch recht erschwingliche Marken wie Michael Kors. Und auch diese Strategie geht auf: Im ersten Quartal des Geschäftsjahres 2022/23 meldete Capri gerade Umsatz- und Gewinnsteigerungen über Plan und gab sich unter den Luxus-Unternehmen besonders optimistisch. „Capri-Holdings ist in der Lage, über mehrere Jahre Umsatz- und Gewinnsteigerungen zu erzielen“, sagte CEO John D. Idol. Noch ist auch diese Aktie in diesem Jahr im Minus, aber 33 Prozent Plus gab es hier auf 5 Jahre immerhin auch.

Richemont: Schmuck so stark wie nichts anderes im Luxus-Bereich

Richemont, der Hersteller von Schmuck von Cartier, von Uhren der Marken IWC sowie von  A. Lange & Söhne machte zwar weniger Geschäft in Asien durch die Lockdown-Beschränkungen. Aber der Heimatmarkt und Nachfrage aus den USA und Nahost brachten zwölf Prozent mehr Umsatz zwischen April und Juni. Richemont ist auf Schmuck fokussiert, kein Luxus-Segment wächst derzeit so stark. Die Aktie steht bei 112 Schweizer Franken – in 5 Jahren hat sie 38 Prozent zugelegt, wie die meisten Konkurrenten ist sie in diesem Jahr noch im roten Bereich, aber die Mehrheit der Analysten (11) sagt „kaufen“, nur einer hält sie auf „halten“.

Nur ein ETF am Markt

Also auch im Luxus-Markt sind die Unterschiede groß – auch bei den Aktien. Diversifikation ist da eine Lösung, um das Risiko zu verteilen. ETF gibt es jedoch nur einen in Deutschland: Der Amundi S&P Luxury UCITS ETF (WKN: A2H564) mit 330 Millionen Euro Volumen ist global aufgestellt, mit einer Gesamtkostenquote von 0,25 Prozent pro Jahr recht günstig und Sparplan-fähig. Die Performance erreichte in den vergangenen 5 Jahren ein Plus von 91,35 Prozent, ist im laufenden Jahr aber 12,60 Prozent Minus. Eine Performance-Gebühr gibt es nicht, allerdings einen Ausgabe-Aufschlag bzw. Rücknahme-Abschlag. Den gibt Amundi mit je 3 Prozent an.

Zusammengesetzt ist der ETF zu mehr als der Hälfte mit europäischen Aktien (54 Prozent) und einem guten Drittel US-Werten. Asien steht für gut 7 Prozent im Portfolio. Er enthält von LVMH über Kering so ziemlich jedes Luxus-Unternehmen weltweit, aber auch Unternehmen, die nur mit einem Teil ihres Geschäfts am Luxus-Markt teilhaben, etwa Tesla, Mercedes-Benz oder Nike.