4. Februar 2023

Luxus: Wie Anleger vom Wachstumsmarkt profitieren können

Luxus, so ein alter Kalauer, läuft immer. Und dies gilt derzeit einmal mehr. Trotz enormer Inflation, sinkender Wirtschaftsleistung und regionaler Kriegskonflikte erzielt die Branche neue Rekorde mit dem Verkauf hochwertiger Uhren, Spirituosen, Sportwagen und Taschen. Ein Ende ist nicht in Sicht. Wenngleich die Produkte für viele Menschen nicht erschwinglich sind – an der Börse kann jede und jeder an dem Boom teilhaben.

Maybach, Rolex, Louis Vuitton – diese Marken stehen für das Besondere im Leben, das seinen Preis hat. Sprich: für Luxus. Und den können und wollen sich immer mehr Menschen leisten: Das Forbes-Magazin zählt für 2022 weltweit 2.668 Menschen mit einem Vermögen von mindestens einer Milliarde US-Dollar. Gemeinsam verwalten sie 12,7 Billionen US-Dollar Vermögen. Zum Vergleich: Im Jahr 2000 gab es 470 sehr Vermögende auf der Welt – mit einem Vermögen von 0,898 Milliarden US-Dollar. Das ist mehr als das Fünffache wie zur Jahrtausend-Wende.

Wenngleich eine Milliarde US-Dollar heute durch die Inflation lediglich noch zwei Drittel im Vergleich zu damals wert ist, zeigt sich doch: Immer mehr Menschen können sich erheblich teure, luxuriöse Waren leisten. Und tun es auch, vor allem in China. Hier wächst der Markt am schnellsten – kein Wunder.

China treibt den Luxus-Markt

Die Adaption westlicher Lebensweisen zeigt sich im Reich der Mitte besonders deutlich. Chinesische Frauen heiraten in Weiß, obwohl das in China die Farbe des Todes ist. Familien stellen sich Weihnachtsbäume ins kleine Wohnzimmer, weil das in Europa so ist. Wer kann, fährt Audi oder Porsche, weil deutsche Luxus-Autos Statussymbole sind, die Frauen tragen Louis Vuitton und Chanel. Die Automobil- und die Luxus-Industrie profitieren davon seit mehr als 20 Jahren erheblich. Im Jahr 2021 trug allein China 60 Milliarden Euro zum weltweiten Umsatz am Luxus-Markt bei, zeigen Daten des Statistik-Portals Statista.

Aber auch immer mehr Menschen mit weniger als einer Milliarde Vermögen haben das Bedürfnis, sich hin und wieder etwas Besonderes zu gönnen, ihren Stil und Lifestyle zu zeigen in dem Bewusstsein, sich abzugrenzen, kaufen immer mehr und öfter besonders hochwertige Dinge.

Luxus-Waren wie hochwertige und vor allem seltene Autos, besondere Uhren in kleiner Auflage gelten zugleich als Inflationsschutz, sie steigen mehrheitlich im Wert. Zwar ist der russische Markt seit dem Frühjahr durch die politischen Ereignisse in der Ukraine weggebrochen, doch die Emerging Markets wie Indien sind im Kommen.

Der Luxus-Markt wächst und wächst – Corona ist wettgemacht

In den vergangenen 25 Jahren ist der Markt für besonders hochwertige, preis- intensive Waren insgesamt fast ausnahmslos gewachsen. 2021 wurden 283 Milliarden Euro weltweit mit Luxus-Gütern umgesetzt. Den größten Einbruch gab es 2020 zur Corona-Pandemie auf 220 Milliarden Euro. Er ist mehr als wett- gemacht.

„Nach diesem, dem heftigsten Einbruch seiner Geschichte profitierte der Markt 2021 von einem üppigen Weihnachtsgeschäft in allen Regionen, mit einem Anstieg von sieben Prozent im Vergleich zu 2019“, kommentiert die Unternehmensberatung Bain & Company die Entwicklung. China sei im vergangenen Jahr stark, nämlich zweistellig gewachsen, Europa solide und die Vereinigten Staaten behielten ihren Schwung bei, selbst nachdem staatliche Konjunktur-Programme ausgelaufen waren.

Und das dürfte auch so bleiben, meint Bain: „Trotz erheblicher makroökonomischer Herausforderungen, einer überbordenden Inflation, langsameren Wirtschaftswachstums und des Russland-Ukraine-Konflikts hat sich der Luxus-Markt einmal mehr als sehr widerstandsfähig erwiesen.“ Luxusmarken sind stark in dieses Jahr gestartet, vor allem in Europa und den USA – sie spielen auch eine führende Rolle im Wandel der Welt zu Nachhaltigkeit und bei der voranschreitenden Digitalisierung.

Künftiges Wachstum kann auch aus der virtuellen Welt kommen: Bis Ende 2030 werden digitale Assets und das Metaverse fünf bis zehn Prozent am Umsatz des Luxusmarktes ausmachen, so prognostiziert es Bain. „Luxusmarken können eine Schlüsselrolle bei der Gestaltung dieser Welten spielen.“

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Die nächste Generation gewinnen

Zugleich sieht Bain künftige Chancen im Direktvertrieb und bei der Nachhaltigkeit: „Die technologische Disruption begünstigt Luxusmarken, die einen Uber-Channel-Ansatz verfolgen.“ Auf der anderen Seite fehlen jedoch noch klare Nachhaltigkeitsstandards, obwohl die Verbraucher immer mehr auf nachhaltige Produkte setzen. Das sei „ein Aufruf zum Handeln für Luxusmarken“, wenn sie einen Wettbewerbsvorteil haben und die jungen Generationen erreichen wollen. Die Conclusio von Bain & Company: „Der Luxus-Markt kann bis 2025 auf 360 bis 380 Milliarden US- Dollar wachsen.“ Beispiel Louis Vuitton: Louis Vuitton war im Jahr 2021 mit einem geschätzten Markenwert von rund 36,8 Milliarden US-Dollar die wertvollste Luxusmarke weltweit, gefolgt von Chanel mit einem Markenwert von etwa 22,1 Milliarden US-Dollar.

LVMH: 75 Marken unter einem Dach

Das Unternehmen aus Frankreich mit 75 Luxusmarken ist der größte Luxusgüter-Hersteller der Welt nach Umsatz. Zum Unternehmen gehören Uhren von TAG Heuer, Mode von Christian Dior und Lederwaren von Louis Vuitton und auch Céline. Mit einem Umsatzplus von 24 Prozent (da sind Wechselkurs-Effekte schon berücksichtigt) auf 18,1 Milliarden Euro im ersten Halbjahr sind die begehrten Taschen erneut der Hauptumsatztreiber im Konzern. Insgesamt legten alle Geschäftsbereiche prozentual zweistellig zu und trugen zum Umsatz-Wachstum von 28 Prozent auf rund 36,7 Milliarden Euro im Halbjahr bei. Netto verdiente LVMH 6,5 Milliarden Euro, ein 23-Prozent-Plus.

„Aufgrund des positiven Ergebnisses im ersten Halbjahr erhöhen wir unsere EBIT-Prognose für das Gesamtjahr um acht Prozent, da es derzeit kaum Anzeichen für eine Verlangsamung des Luxuskonsums gibt“, kommentiert Adam Cochrane von der Deutschen Bank die Zahlen und hebt das Kursziel von 700 auf 750 Euro – trotz der unsicheren Wirtschaftsaussichten.

Hohes Kursplus bei LVMH

Geschäftsführer Bernard Arnault schaut zwar „mit Zuversicht in die zweite Jahreshälfte“, betont aber die Risiken angesichts der aktuellen geopolitischen und gesundheitspolitischen Lage. Der langjährige Unternehmenschef gilt mit einem Vermögen von 155,4 Milliarden Euro (Statista, Stand: 27. Juli 2022) als zweitreichster Mensch der Welt. Und dazu trugen auch die Gewinne am Aktienmarkt bei: Seit Jahresbeginn ist die LVMH-Aktie zwar noch gut 16 Prozent im Minus, auf Sicht von fünf Jahren hat sie jedoch 160 Prozent zugelegt. 85 Prozent der Analysten haben sie auf „kaufen“, 15 Prozent auf „halten“.

Hermès: Taschen machen die Pace

Beispiel Hermès: Zu diesem Luxus-Konzern für Mode, Schmuck und Lederwaren gehören so berühmte Taschen wie die Birkin Bag, die schon für sich ein Investment ist: In den vergangenen elf Jahren sind ihre Preise um rund 85 Prozent gestiegen, ermittelte die Online- Plattform Collector Square.

Im zweiten Quartal zogen die Umsätze von Hermès um 19,5 Prozent auf 2,7 Milliarden Euro an. Das sei im Vergleich zum ersten Jahresviertel nochmals eine Beschleunigung, kommentiert Matt Garland, Analyst der Deutschen Bank, und hob das Kursziel der Aktie auf 1.320 Euro an. Alle Regionen außer Asien hätten zu der Entwicklung beigetragen. „Am imposantesten ist nach unserer Ansicht die positive Umsatzentwicklung in China im ersten Halbjahr trotz des zweimonatigen Lockdowns.“ Nur Moncler habe ähnlich abgeschnitten. Das zeige, wie stark Hermès im Markt positioniert sei und wie kaufkräftig die Kundinnen und Kunden in allen Regionen bleiben – es gebe keine Anzeichen für eine Abschwächung. Im Gegenteil: Wenn die Amerikanerinnen und Amerikaner wie- der mehr reisen, dürfte der Markt weiter profitieren. Zwar könnten Personal- und Marketing-Kosten steigen, dafür könne Hermès aber die Preise weiter anheben. Diesen Hebel habe das Unternehmen noch nicht so stark wie die Wettbewerber angesetzt, zum Beispiel Chanel. Die Aktie ist seit Jahresbeginn 22 Prozent im Minus und auf Sicht von fünf Jahren um 180 Prozent gestiegen.

Aston Martin: Luxus-Autos gefragt, aber nicht an der Börse

Aber es gibt auch Luxus-Unternehmen, die an der Börse eher verramscht wer- den. Beispiel: Aston Martin: Seit dem Börsengang 2018 hat die Aktie 95 Prozent an Wert verloren. Der Sportwagen-Hersteller konnte den Umsatz im vergangenen Jahr zwar um 85 Prozent steigern, fuhr aber 76 Millionen Pfund Verluste ein. Das Unternehmen leidet nicht nur unter den Kursverlusten, sondern auch unter hohen Schulden.

Da hilft auch das Engagement in der Formel 1 wenig. Fahrer Sebastian Vettel quittiert nun den Dienst, und Ex-Welt- meister Fernando Alonso übernimmt das Steuer. Immerhin ist gerade der Staatsfonds Saudi-Arabiens mit 771 Millionen US-Dollar in das Unternehmen eingestiegen. Im Mai war außerdem der Geschäftsführer durch den ehemaligen Ferrari-Chef Amedeo Felisa ersetzt worden.

Breite Streuung gefordert

Dieses Beispiel zeigt, wie wichtig Diversifikation auch bei Investments in einen starken Markt wie den Luxus-Markt ist. Und Diversifikation funktioniert gut mit ETFs. Angesichts der rasanten Wachstumsraten eines hochprofitablen, margenstarken Marktes verwundert es, dass das Angebot von Luxus-ETFs sehr überschaubar ist.

Allein Amundi wartet mit dem S&P Luxury UCITS ETF (WKN: A2H564) auf. Er ist global aufgestellt und investiert in Unternehmen, die in der Produktion, im Vertrieb und im Service von Luxus-Gütern aufgestellt sind. Der ETF überrascht mit einer vergleichsweise günstigen Gesamtkostenquote von 0,25 Prozent pro Jahr und ist sparplanfähig. Erträge werden wieder angelegt. Mit etwas mehr als 300 Millionen Euro Volumen ist er nicht sehr groß, aber die Performance ist langfristig attraktiv: In den vergangenen fünf Jahren erreichte er ein Plus von 76 Prozent, ist im laufenden Jahr allerdings noch 18 Prozent Land unter.

Zusammengesetzt ist der ETF zu mehr als der Hälfte mit europäischen Aktien (54 Prozent, davon fast ein Viertel Frankreich und fast zehn Prozent Deutschland) und einem guten Drittel US-Werten. Asien steht mit gut sieben Prozent im Portfolio.

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Die Schwerpunkte des ETFs

Die drei größten Positionen unter den 80 Titeln sind LVMH (8,56 Prozent), Tesla (8,46 Prozent) und Richemont (8,05 Prozent). Dahinter folgen Estée Lauder, Hermès, Kering, Mercedes-Benz, Diageo, Pernod-Ricard und Nike. Vor allem Automobilhersteller wie Tesla und Mercedes-Benz, aber auch Sportartikler Nike sind diskussionswürdig:

So gilt zwar eine S-Klasse von Mercedes oder ein Maybach als Luxus, aber keine A-Klasse. Zwar ist Luxus nicht genau definiert, aber ein erschwingliches Volumen-Fahrzeug zählt nicht dazu. Insgesamt überwiegen aber die Volumen- und Mittelklasse-Wagen beim Stuttgarter Autohersteller. Auch Nike ist mit hochwertigen Sneakers, die in Kollaboration mit Stars wie Billie Eilish oder Labels wie Off-White und Dior entstehen, absolut im Luxus-Segment vertreten, jedoch kommt der Haupt- Umsatz aus dem Retail-Geschäft. Immerhin ist mit diesem ETF der Luxus-Markt in breiter Fläche handelbar.

Anforderungen an einen ETF

Grundsätzlich sollte ein ETF mindestens 100 Millionen Euro groß sein, um nicht geschlossen oder mit einem anderen Produkt zusammengelegt zu wer- den. Bei Standardprodukten gelten Gesamtkosten (TER) bis 0,5 Prozent als vertretbar. Je länger ein Produkt auf dem Markt ist, am besten drei Jahre und mehr, umso besser ist seine Performance einzuschätzen. Diese Kriterien sind bei dem Amundi-ETF gegeben. Daher bewertet extraETF ihn mit drei von fünf Sternen.

Fazit

Der Luxus-Markt wächst seit Jahren stark, doch Beispiele wie Aston Martin zeigen, dass auch Luxus- Aktien keine Selbstläufer sind. Eine breite Streuung ist deshalb unerlässlich. Eine Beimischung, wenn sie zur eigenen Strategie passt, von fünf bis zehn Prozent erscheint vernünftig.