6. Januar 2010
Rogier Minderhout – myPension

Mit Sektor-ETFs auf Umwegen zu Öl und Stahl

Der Dubai-Schock verunsicherte Anleger in der letzten Monaten rund um den Globus und schickte auch den Ölpreis kurzfristig auf Talfahrt. Öl, aber auch Basisrohstoffe wie Stahl sind gefragte Güter, sollte die Konjunktur wieder anziehen. Kommen daran jedoch Zweifel auf, stehen sie schnell auf der Verkaufsliste. Gemessen an den Sektor-Indizes gehören diese Rohstoffe bei ETF-Anlegern zu den beliebtesten. Die Indexfonds beziehen sich dabei nicht auf die Rohstoffe direkt, sondern gehen den Umweg über Aktien aus diesen Bereichen. Sie verzeichneten 2009 hohe Zuflüsse.

Rohstoff-Sektor-ETFs profitieren

Beim Blick auf den Ölpreis ist das kein Wunder: Nach seinem steilen Rutsch 2008 kann er in diesem Jahr einen stetigen Aufwärtstrend verzeichnen. Das Barrel WTI verteuerte sich von ca. 45 US-Dollar zum Jahresstart auf aktuell rund 80 US-Dollar. Dagegen erholt sich der Stahlpreis nur langsam. Er war in der Krise besonders schnell und hart abgestraft worden. Doch sehen Anleger bei Produzenten von Stahl und weiteren Grundstoffen offensichtlich auch besonderes Potenzial: Barclays Global Investors untersucht regelmäßig die Zu- und Abflüsse in ETFs auf die Sektoren- Indizes des Dow Jones STOXX 600. Als Jahressieger 2009 zeichnet sich der Sektor „Basic Resources“ ab. Bislang flossen in diesem Jahr 541,8 Millionen US-Dollar in europäische Indexfonds auf diesen DJ STOXX 600-Supersektor. Das Barometer misst die Performance von insgesamt 29 europäischen Aktien aus der Branche. Mit dem Rohstahl- Produzenten Salzgitter und Aurubis – ehemals „Norddeutsche Affinerie“ – sind auch zwei deutsche Werte dabei, die aber zu den Leichtgewichten im Index zählen. Mehr Gewicht auf die Indexwaage bringen der Rohstoffkonzern BHP Billiton und der Bergbauriese Rio Tinto aus Großbritannien.

Die enthaltenen Werte werden nach Freefloat-Marktkapitalisierung gewichtet, die Zusammensetzung wird quartalsweise überprüft. Seit Jahresstart konnte die Benchmark rund 80 Prozent zulegen.

Wer sich ebenfalls im Grundstoff- Sektor positionieren möchte, findet in Deutschland bei vier Emittenten passende ETFs, die sich auf den DJ STOXX 600 Basic Resources beziehen und mit vier Sternen im Scope-Rating bewertet sind. Ein Produkt, bei dem Erträge ausgeschüttet werden, kommt dabei von Lyxor (ISIN: FR0010345389). Der Emittent verlangt dafür 0,3 Prozent p.a. Wer eine Nachbildung ohne Swap-Einsatz bevorzugt, kann zu einem ETF von iShares greifen (ISIN: DE0006344724). Hier fallen Kosten von 0,52 Prozent p.a. an.

Oil & Gas ETFs ebenfalls gesucht

An immerhin vierter Stelle von insgesamt 19 Sektor-Indizes, deren Volumen Barclays beobachtet, folgt auf Jahressicht der Dow Jones STOXX 600 Oil & Gas. 2009 verzeichneten ETFs auf diesen Index einen Zufluss von bislang 304,5 Mio. US-Dollar. Die Performance sieht nicht ganz so gut aus wie beim Basic Resources-Pendant. Auf Jahressicht stehen aber immerhin 20 Prozent Plus. Im Index enthalten sind 33 Werte, die aber nicht ausschließlich aus dem Bereich Rohöl oder Gas stammen. Neben den Schwergewichten BP, Total und Royal Dutch Shell werden hier auch Unternehmen berücksichtigt, die sich auf erneuerbare Energien spezialisiert haben. Mit einem Gewicht von 0,3 Prozent fließt beispielsweise Solarworld ein. Anleger, die zu einem ETF auf die Oil & Gas-Benchmark greifen, holen sich also auch diesen Sektor ins Depot – wenn auch nur mit geringer Gewichtung.

Wie bei den Produkten auf den Basic Resources-Index haben hier ebenfalls iShares, Lyxor, db x-trackers als auch ComStage passende Produkte auf dem Markt. Alle ETFs sind im Scope-Rating mit vier Sternen ausgezeichnet. Bei den thesaurierenden Produkten liegen die Kosten wie bei den Grundstoffe-ETFs bei ComStage (ISIN: LU0378436447) mit 0,25 Prozent p.a. am niedrigsten. Lyxor bietet eine ausschüttenden Variante (ISIN: FR0010344960) für 0,3 Prozent p.a.

Sektor-ETFs auf Rohstoffe haben ein zusätzliches Aktienrisiko

Generell sind bei Rohstoff-Investments über den Aktien-Umweg zwei Dinge zu beachten: Zwar können Anleger so der Roll-Problematik entgehen. Vor allem beim Rohöl wird immer wieder vor der Contango-Situation gewarnt, die den Anleger schnell in die Verlustzone führt. Denn beispielsweise Zertifikate beziehen sich zumeist auf Terminmarktkontrakte mit begrenzter Laufzeit. Läuft ein Kontrakt aus, muss in einen länger laufenden „gerollt“ werden, der beim Öl in der Regel teurer ist. Andererseits gehen Investoren mit einem ETF, der Aktien zur Grundlage hat, typische Aktien- Risiken wie Management-Fehler ein.

Im Übrigen sind für beide vorgestellten Indizes inzwischen auch Short- Varianten verfügbar. db x-trackers hat sowohl für den DJ STOXX 600 Basic Resources als auch für das Oil & Gas-Barometer ein „Bären-Produkt“ aufgelegt (ISIN: LU0412624354, LU0322249623).

Dieser Artikel wurde der AnalysisKompakt von Scope entnommen.