25. August 2020

MSCI World im Check: Sollten ETF-Anleger noch in den Index investieren?

Zuletzt ist der MSCI World in die Kritik geraten. Es hieß, er sei kein klassischer Weltindex mehr. Was ist da dran? Eignet sich der MSCI World noch für ETF-Anleger?

Eine der wichtigsten Regeln bei der Geldanlage lautet: Breit gestreut, nie bereut. Das bedeutet nichts anderes, als dass Anleger nie alles auf eine Karte setzen sollten. Im Idealfall ist das Vermögen breit auf verschiedene Anlageklassen, Sektoren und Regionen gestreut. Stichwort: Diversifikation.

Wer sein gesamtes Kapital in wenige Einzelwerte anlegt, setzt sein Vermögen einem hohen Verlustrisiko aus. Dieses kann durch eine breite Streuung stark reduziert werden. Eine beliebte Option – gerade bei Einsteigern – ist ein ETF, der den sogenannten Weltindex (oder MSCI-World) nachbildet. Was genau der MSCI-World ist und ob er für eine ausreichende Diversifikation im Portfolio sorgt, erfahren Sie hier im Artikel.

Zusammensetzung und Rendite des MSCI World

Der MSCI-World misst täglich die Entwicklung der ca. 1.600 größten Unternehmen von 23 Industriestaaten weltweit. Wegen seiner breiten Streuung ist er bei Börsen-Neulingen sehr beliebt und stellt das Fundament vieler Anlagestrategien dar. Die Gewichtung erfolgt entsprechend der Marktkapitalisierung der Unternehmen. Grundsätzlich gilt: Je größer die Marktkapitalisierung, also der Börsenwert eines Unternehmens, desto größer sein Anteil im Index.

Mit dieser Systematik deckt der MSCI World Index rund 85 Prozent des frei handelbaren Marktwertes in jedem Land ab. Die jeweilige Zusammensetzung wird vom Indexanbieter Morgan Stanley Capital International (MSCI) vierteljährlich überprüft und angepasst.

Da es viele US-Unternehmen mit einem hohen Börsenwert gibt, sind die USA mit 66 Prozent am stärksten vertreten in dem Index. Deutschland liegt mit ca. drei Prozent weit abgeschlagen. Das aktuell wertvollste Unternehmen im Index ist der Technologie-Riese Apple mit einer Marktkapitalisierung von unglaublichen 1,66 Billionen Euro (Stand: 17.08.2020). Unter den 10 größten Positionen im MSCI World Index kommen 9 aus den USA.

Trotz der breiten Diversifikation hatte der MSCI-World große Verlustphasen. Im September 2000 brach der Index nach dem Platzen der Dotcom-Blase ein. Von dieser Korrektur, die bis zum Frühjahr 2003 dauerte und 50,9 Prozent Wertverlust mit sich brachte, erholte sich der Index lange nicht. Den größten Rückgang in der Geschichte des MSCI World verursachte die internationale Finanzkrise, die im Sommer 2007 ihren Ursprung in den USA hatte. Vom Höchststand verlor der Index 59,1 Prozent.

Ein langfristige Betrachtung der Indexentwicklung zeigt jedoch: Die Rendite des MSCI World liegt seit 1970 bei durchschnittlich 7,1 Prozent. Demnach wurde aus einem Anfangsinvestment von 1.000 Euro bis 2020 30.865 Euro (ohne Inflation und Kosten). Und das trotz zahlreicher Krisenjahre.

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Ist die Diversifikation des MSCI World ausreichend?

Durch die Gewichtung der Aktien nach Ihrem Börsenwert fördert der Index ein prozyklisches Anlegen. Steigende Aktien werden stärker gewichtet als Aktien, die sich unterdurchschnittlich entwickeln. So hat die Entwicklung der US-amerikanischen FAAMG-Aktien (Facebook, Apple, Amazon, Microsoft und Google) in den vergangenen Jahren zu einer starken Konzentrierung des MSCI-World Index geführt. Allein diese fünf Unternehmen machen über 13 Prozent der Marktkapitalisierung des Index aus. Die Summe aller Börsenwerte beträgt aktuell 6,3 Billionen US-Dollar.

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Zum Vergleich: Alle 30 DAX-Unternehmen kommen gerade mal auf eine Marktkapitalisierung von 1,5 Billionen US-Dollar – damit haben die fünf Tech-Giganten die 4,3-fache Marktkapitalisierung des größten deutschen Leitindex. Das macht den Index aufgrund der hohen Abhängigkeit anfällig für Korrekturen. Als Vergleichsindex ist der MSCI-World aufgrund dieses Übergewichts nur noch beschränkt aussagekräftig.

Die hohe Konzentration der FAAMG-Aktien macht sich auch in der Branchengewichtung bemerkbar. Unternehmen aus der IT-Branche repräsentieren 21,5 Prozent des MSCI World-Index, gefolgt von der Gesundheitsbranche mit 14 Prozent. Genau diese Konzentration half der Entwicklung in der Corona-Krise. Während breiter diversifizierte Indizes noch lange nicht ihre alten Höchststände erreicht haben, erklimmt der MSCI World bereits wieder neue Höhen.

Nicht nur die Allokation auf Unternehmensebene zeigt Schwächen, sondern auch auf Länderebene. Aufgrund der Gewichtung nach Marktkapitalisierung ist der MSCI-World sehr stark auf die USA beschränkt. US-Unternehmen machen ca. 66 Prozent des Index aus, gefolgt von Japan (7,5 Prozent) und Großbritannien (4,3 Prozent) und Frankreich (3,3 Prozent).

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Warum der USA-Fokus gefährlich werden könnte

Aktuell sind die großen amerikanischen Unternehmen (FAAMG-Aktien) sehr profitabel. Das rasante Wachstum und die hohen Eigenkapitalrenditen rechtfertigen scheinbar die teilweise überproportionalen Kurs-Umsatz-Verhältnisse, die von Anlegern akzeptiert werden. Die Frage, wie lange dieser Zustand noch anhalten kann, muss jedoch gestellt werden. Aus dem Grund sollten Anleger den hohen US-Fokus mit ETFs auf andere Regionen (Schwellenländer, Europa, Asien etc.) ausgleichen.

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Für Einsteiger immer noch eine gute Wahl

Es ist sinnvoll, global zu investieren, um von der Entwicklung in anderen Ländern zu profitieren – das sollte Anlegern bewusst sein. Besonders Schwellenländer zeigen eine interessante Wachstumsdynamik, von der Anleger des MSCI-World nicht profitieren.

Ein nahezu auf Nicht-Euro-Aktien fokussiertes Investment wie der MSCI-World macht höchstens als Beimischung in einem Portfolio Sinn. Zusätzlich sollten Anleger einen ETF auf Schwellenländer in Betracht ziehen sowie ETFs auf Branchen, die vom Weltindex aufgrund der Konzentration nicht ausreichend vertreten sind.

Trotz all der Schwächen ist der MSCI-World für Einsteiger eine gute Wahl. Im Vergleich zu Einzelinvestments erreicht man mit dem Index noch immer eine breite Diversifikation – und das zu niedrigen Kosten.

Eine etwas breiter und damit besser diversifizierte Alternative zum MSCI World Index ist sein Bruder, der MSCI World ACWI Index. Mit insgesamt rund 3.000 unterschiedlichen Aktien umfasst dieser nicht nur die 23 Länder des Weltindex, sondern zusätzlich auch 26 Schwellenländer.

Fazit

Die historischen Renditen sprechen für ein Investment in den MSCI-World. Zwar verlor auch dieser Index in Krisenzeiten deutlich an Wert, konnte die Abschläge jedoch immer aufholen. Wichtig ist bei einer Geldanlage ein langfristiger Anlagehorizont, Disziplin und Geduld. Damit reduziert man das Verlustrisiko und maximiert seine Ertragschancen. Mit der breiten Diversifikation seiner Anlagen gelingt es, sein Verlustrisiko zu reduzieren. Mit seinen rund 1.600 Einzelwerten ist ein ETF auf den MSCI World Index dafür ein guter und vor allem kostengünstiger Anfang.

Zum Vermögensaufbau optimal ist eine Laufzeit ab 30 Jahren, um den exponentiell verlaufenden Zinseszinseffekt zu nutzen. Erst ab der Hälfte der Laufzeit werden Erträge spürbar optimiert. Aus dem Grund eignet sich eine Geldanlage in ETFs auf Aktienindizes besonders für junge Leute.

Mit diesem ETF investieren Anleger in den MSCI World