21. Februar 2022
Nachhaltig investieren: So blickt man durch im Dschungel der Nachhaltigkeit

Nachhaltig investieren: So blickt man durch im Dschungel der Nachhaltigkeit

Kaum ein Begriff in der Geldanlage wird derzeit häufiger verwendet als „nachhaltig“. Doch der inflationäre Gebrauch kann nicht verbergen: Viele Akteure verstehen je nach ihren Interessen etwas anderes unter Nachhaltigkeit.

Höchste Zeit also, Licht in das Dickicht der Worte zu bringen. Von dieser klaren Sicht auf die Dinge profitiert nicht nur die Umwelt, sondern auch Ihr Geldbeutel.

Magisches Dreieck der Geldanlage wird deutlich erweitert

Genau darum geht es jetzt. Halten wir zunächst fest: Nachhaltige Geldanlage funktioniert nicht im luftleeren Raum. Sie basiert wie die klassische Form des Investierens auf dem magischen Dreieck zwischen Rendite, Sicherheit und Liquidität. Vermutlich haben Sie schon erkannt, dass zwischen diesen drei Zielen eine gewisse Spannung besteht. Die führt dazu, dass nie alle drei Ziele gleichzeitig und absolut zufriedenstellend erreicht werden.

Bei der nachhaltigen Geldanlage kommen nun noch mehrere Faktoren hinzu. Denn die Investments werden nach sogenannten ESG-Kriterien durchleuchtet –  also darauf hin, inwieweit sie ökologischen und sozialen Kriterien sowie den Kriterien der guten Unternehmensführung genügen. Damit wird das magische Dreieck der Geldanlage deutlich erweitert.

Bei nachhaltigen ETF ist die Index-Konstruktion entscheidend

Vor Kurzem sorgte die EU-Kommission insbesondere in den deutschsprachigen Ländern für Schlagzeilen. Der Grund: Sie hat die Atomkraft sowie mit Einschränkungen auch Erdgas als nachhaltige Energiequellen klassifiziert. Ich möchte hier nicht darauf eingehen, ob das gerechtfertigt ist oder nicht, sondern etwas anderes in Ihren Fokus rücken: Wer für die nachhaltige Geldanlage bestimmte Indexfonds (ETF) nutzt, sollte sich bewusst sein, dass diese ETF genau die Aktien kaufen müssen, die durch den jeweiligen Index festgelegt werden. Deshalb sind die Auswahlkriterien des Index ganz entscheidend. Hier haben Anleger die Wahl zwischen den Haupttypen „ESG-Screened“ und „Socially Responsible Investing (SRI)“. Beide folgen einem unterschiedlichen Ansatz.

Drei sehr unterschiedliche Wege zu Nachhaltigkeit

Unterm Strich lassen sich die Ansätze, die nachhaltiges Investieren ermöglichen sollen, durch wenige Kriterien unterscheiden. Dazu gehören:

Best-in-Class-Ansatz: Dieser Ansatz bewertet die Unternehmen in Bezug auf die ESG-Kriterien und definiert dann für diese eine Reihenfolge. Damit sollen die Besten einer Branche, bezogen auf die ESG-Merkmale, herausgefiltert werden. Das ist die weichste Definition von Nachhaltigkeit.

Ausschlusskriterien: Dieser Ansatz stellt sicher, dass nicht in bestimmte Branchen oder Unternehmen investiert wird, wenn diese kontroversen Geschäftsmodellen folgen. Dazu gehören etwa Atomenergie, Glücksspiel, Pestizide oder Tierversuche. Je nach Index müssen die Firmen bestimmte Umsatzgrenzen überschreiten, bevor sie ausgeschlossen werden. Hier geht es in Sachen Nachhaltigkeit mehr zur Sache, jedoch kommt es aufs Kleingedruckte an.

Positivkriterien: Hier stehen Unternehmen im Mittelpunkt, deren Geschäftsmodelle gezielt unterstützt werden sollen. Dabei werden Unternehmen gefördert, die einen substanziellen Beitrag zur Erreichung der UN Sustainable Development Goals leisten. Sie sind oft das Merkmal von aktiv verwalteten Fonds, finden sich aber auch bei manchen ETF.

Tipp: Hier erfährst du alles, was du über das Investieren in Nachhaltigkeits-ETFs wissen musst.

Fazit

Wie Sie sehen, gibt es nicht den einen Weg zur Nachhaltigkeit, sondern verschiedene Ansätze, die unterschiedliche Ziele verfolgen, sich aber auch kombinieren lassen. Finden Sie für sich heraus, welcher Ansatz Ihnen am meisten zusagt. Im nächsten Beitrag schauen wir, was die Welt der ETF uns zu bieten hat.

Über den Autor: Andreas Enke

Andreas Enke ist Vorstand der Geneon Vermögensmanagement AG, Hamburg